- von Tom Sims und Patricia Uhlig

Der Finanzinvestor Cerberus verliert die Geduld mit der Commerzbank.

In einem Brief forderten die Amerikaner, die fünf Prozent an dem Geldhaus halten, einen Strategieschwenk und zwei Sitze im Aufsichtsrat. "Die prekäre Situation der Commerzbank erfordert jetzt schnelles und entschlossenes Handeln", hieß es in dem fünfseitigen Schreiben, das Reuters am Mittwoch vorlag. Es sei an der Zeit für neue Ideen und Energie, damit das Institut eine bessere Zukunft habe. Die bisherige Entwicklung sei "desaströs".

Seit Cerberus vor fast genau zwei Jahren bei der Commerzbank eingestiegen ist, verloren die Aktien rund 60 Prozent. Gerade zur Zeit läuft es nicht rund bei dem Geldhaus, das vor gut einem Jahrzehnt in der Finanzkrise mit Milliarden vom Bund gestützt werden musste und das deshalb zu 15 Prozent im Staatsbesitz ist. Wegen der Corona-Pandemie rutschte die Bank im ersten Quartal in die Verlustzone und strich die Dividende für 2019. Die Pläne zum Verkauf der Tocher mBank legte Bankchef Martin Zielke auf Eis, zudem senkte die Ratingagentur S&P ihre Bonitätsnote.

"Der Vorstand und die Aufsichtsräte haben es versäumt, wesentliche operative und technologische Maßnahmen umzusetzen", monierte Cerberus. Das Institut habe "konstruktive Vorschläge" ignoriert, die eine Wertsteigerung zur Folge gehabt hätten. In mehr als 70 Treffen mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand habe Cerberus Vorschläge gemacht, wie die Strategie des Geldhauses aussehen könne. Cerberus verlangt eine Antwort bis Freitag. Am Mittwoch tagte der Aufsichtsrat der Bank. Eine Sprecherin des Instituts lehnte eine Stellungnahme ab.

CERBESRUS SUCHT RÜCKENDECKUNG

Solche öffentlichen Aktionärskampagnen sind selten in Europa und gerade in Deutschland beäugt man aktivistische Investoren oft mit Misstrauen. Sie werden als Aktionäre wahrgenommen, die sich nur auf kurzfristige Gewinne konzentrieren und nicht auf das, was langfristig für ein Unternehmen am besten ist. Cerberus hofft nun darauf, dass sich weitere Investoren seinem Vorstoß anschließen. Ähnliche Kritik kam von Rechtsanwalt Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW: "Offensichtlich ist, dass die Commerzbank nicht richtig voran kommt mit ihrer bisherigen Strategie." Die Fondsgesellschaft Deka forderte bereits bei der Hauptversammlung im Mai stärkere Kosteneinsparungen und eine Verbesserung der Profitabilität.

Cerberus hielt sich in dem Brief mit konkreten Vorschlägen für einen Kurswechsel zurück. Im Frühjahr 2019 hatte er die damals geplante Fusion mit der Deutschen Bank unterstützt, an der er gut drei Prozent hält. Doch diese Pläne liegen ad acta und beide Häuser versuchen nun alleine auf die Beine zu kommen. Zwei größere Commerzbank-Anleger sagten, die Bank müsse sich stärker auf Digitalisierung fokussieren und weitere Filialen schließen. "Vielleicht hilft der Vorstoß von Cerberus Zielke ja auch, neue Sparmaßnahmen bei den Gewerkschaften durchzuboxen", sagte einer der Investoren.

Bislang sind viele Details zu dem im Herbst in Aussicht gestellten Abbau von 4300 Stellen und zur Schließung jeder fünften der 1000 Filialen noch offen. Die neue Finanzchefin Bettina Orlopp kündigte einen noch strikteren Sparkurs an. Die Kosten sollen 2020 zusätzlich um 150 Millionen Euro sinken. Konkrete Pläne sollen im Sommer vorgestellt werden.