DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die deutsche Finanzaufsicht Bafin fordert die hiesigen Banken wegen der Corona-Krise auch im neuen Jahr zu einem Verzicht auf Dividendenzahlungen auf. "Bei der Auszahlung von Dividenden ist weiterhin Zurückhaltung angebracht", sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Exekutivdirektor Raimund Röseler dem Magazin "Wirtschaftswoche" (Donnerstag).

Ein entsprechendes Dividendenverbot war zuletzt nach langen Diskussionen gelockert worden. Die Europäische Zentralbank (EZB), die die größten Banken und Bankengruppen der Eurozone direkt beaufsichtigt, hatte die Institute bereits im Dezember aufgefordert, möglichst noch bis Ende September 2021 keine Dividenden auszuschütten und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Wenn sie es dennoch täten, sollten sie mögliche weitere Belastungen infolge der Corona-Krise einkalkulieren.

Nach Röselers Einschätzung dürften die Folgen der Pandemie bei einigen Instituten hierzulande zu erheblichen Problemen führen. "Wir rechnen vor allem nach dem Ende der staatlichen Hilfen mit mehr Kreditausfällen bei den Banken." In internen Szenarien rechnet die Bafin dem Bericht zufolge damit, dass die Quote der notleidenden Kredite von derzeit etwa 1 auf 1,5 Prozent steigt. Im Extremfall könnte sie auch mehr als doppelt so hoch ausfallen.

"Das wird zwar nicht zu einer Bankenkrise, aber zu einer Krise einiger Banken führen", sagte Röseler. Er erwartet, dass dadurch mehr Banken unter eine intensivierte Aufsicht kommen. Betroffen seien vor allem Institute, "die schon vor Corona ertragsschwach gewesen sind".

Auch Joachim Wuermeling, der im Vorstand der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig ist, mahnt die Institute zur Vorsicht. "Es wäre trügerisch, sich als Bank jetzt schon in Sicherheit zu wiegen. Das dicke Ende kommt noch", sagte er dem Magazin. Wuermeling hält die Banken zwar für widerstandsfähiger als in der Finanzkrise. Allerdings sollten die Institute ihre Kreditbücher gut im Blick halten./stw/stk/jha/