FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Im Tarifstreit bei den privaten Banken stehen die Zeichen auf Warnstreiks. Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi seien am Freitag in der dritten Runde überraschend bereits nach einer Stunde abgebrochen worden, teilte der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) mit: "Verdi war nicht zu weiteren Gesprächen bereit, obwohl die Arbeitgeber umfassende Angebote vorgelegt hatten." Die Gespräche mit dem Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) liefen den Angaben zufolge weiter.

Verdi hatte schon vor den Verhandlungen in Berlin mit Arbeitsniederlegungen gedroht. Nach Abbruch der Gespräche bekräftigte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck: "Da die privaten Arbeitgeber unsere Forderungen ganz offensichtlich ignorieren, werden die Beschäftigten nun entsprechend reagieren. Wir gehen daher von baldigen bundesweiten Warnstreiks aus."

Ein Knackpunkt der diesjährigen Tarifrunde für 140 000 Beschäftigte: flexiblere Arbeitsbedingungen. Verdi und DBV fordern nach positiven Erfahrungen mit mobilem Arbeiten während der Pandemie verbindliche tarifliche Regelungen. Verdi will erreichen, dass Bankbeschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Außerdem geht es ums Geld: Verdi fordert für die Beschäftigten 4,5 Prozent mehr Geld, der DBV 4,8 Prozent.

Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben eine Erhöhung der Tarifgehälter um insgesamt 3,2 Prozent in drei Stufen bei einer Laufzeit von 36 Monaten angeboten. Zum anderen liege ein Paket mit eigenständigen Tarifverträgen zur Mobilarbeit, für Nachwuchskräfte und zur betrieblichen Altersversorgung auf dem Tisch.

"Das Gehaltsangebot der privaten Banken führt zu einem Gehaltsverlust für die Beschäftigten", rechnete Duscheck vor. Auch bei den anderen Themen sei von Arbeitgeberseite keinerlei Bereitschaft erkennbar, sich in der Substanz zu bewegen.

Für die 60 000 Beschäftigten von Landes- und Förderbanken sowie mehreren Sparkassen in Deutschland wird gesondert verhandelt, hier gibt es einen weiteren Gesprächstermin für den 19. Oktober./ben/DP/stw