Ein Viertel der Hamburger schwärmt für Aktien, doch nur jeder Zehnte besitzt auch welche

Quickborn, 07. Dezember 2015. Aktienbesitz hat in Hamburg nichts mit Risikofreude zu tun - und auch nicht unbedingt mit einem sehr hohen Einkommen. Das zeigt der 'Städtereport Hamburg', den comdirect im Rahmen ihrer Studie 'Deutschland-Atlas Anlageverhalten' präsentiert. Mit über 15 Prozent Aktienbesitzern befinden sich die Hamburger Aktionärshochburgen im äußersten Norden und im Westen der Stadt - in Rissen, Wellingsbüttel und Groß Flottbek. Schlusslichter des Rankings sind Rothenburgsort, Borgfelde und Dulsberg mit jeweils rund sechs Prozent Aktienbesitzern.

Die Einwohner der Aktionärshochburgen sind aber nicht unbedingt die risikofreudigsten. Besonders groß ist der Anteil derer, die für höhere Gewinnaussichten bei der Geldanlage auch Verluste in Kauf nehmen würden, in Rotherbaum, Nienstedten und in der Sternschanze. Die Diskrepanz zwischen Risikofreude und dem Besitz von Aktien tritt in der Sternschanze am deutlichsten zu Tage: Mehr als drei Viertel der Bewohner des Hamburger Szene-Viertels sehen sich als risikofreudig, aber nur 7,2 Prozent sind Aktionäre. Damit liegt die 'Schanze' deutlich unter dem Hamburger Schnitt von 9,4 Prozent. 'Man muss kein Börsenexperte sein, um in Aktien zu investieren. Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Richtig ausgewählt, sind Aktien eine gute Beimischung für die Geldanlage - vor allem in aktuellen Zeiten des Niedrigzinsumfelds', sagt Arno Walter, CEO von comdirect.

Jeder sechste Hamburger findet Aktien gut, hat aber keine

Während der Anteil der Aktionäre in Hamburg (9,4%) kaum höher liegt als im bundesweiten Durchschnitt (9,0%), ist das Interesse an dieser Anlageklasse in der Hansestadt überdurchschnittlich hoch: Mit 26,5 Prozent hält jeder vierte Hamburger Aktien für eine sinnvolle Geldanlage. Damit schwärmt jeder sechste Hanseate für Aktien ohne selbst welche zu besitzen. Besonders deutlich wird das im Stadtviertel Rotherbaum: Die Bewohner gehören zu den aktienaffinsten der Stadt. Fast jeder Zweite zeigt hier Interesse an Aktien - aber nur 12,8 Prozent haben welche im Depot. Das gleiche Bild zeigt sich in Nienstedten, wo der Anteil der Aktienbesitzer bei 15,6 Prozent liegt.

Auch Besserverdiener lassen Renditechancen links liegen - zum Beispiel in Blankenese

Die Studie zeigt: In Hamburg besteht zwischen Wohlstand und Aktienbesitz kein automatischer Zusammenhang. So leben etwa in Rotherbaum und Nienstedten überdurchschnittlich viele Besserverdiener und Aktieninteressierte - und dennoch hat kaum jemand Unternehmensanteile im Depot. Am größten ist diese Diskrepanz in Blankenese. Hier gehören ganze 40 Prozent der Bevölkerung zu den sogenannten Besserverdienern, sprich: Haushalte mit einem Gesamtnettoeinkommen von monatlich mehr als 3.600 Euro. Trotzdem liegt die Aktionärsquote in diesem Stadtteil gerade einmal bei 14 Prozent.

'Die Hamburger haben großes Interesse - doch fehlt ihnen ein konkreter Handlungsanreiz. Sie warten auf einen bestimmten Anlass, der aber nicht kommt', sagt Arno Walter. 'Der Umgang mit Geld wird in Familien oft von Generation zu Generation weitergegeben. Sparen mit festen Zinsen galt dabei jahrzehntelang als das Vernünftigste. In der gegenwärtigen Niedrigzinsphase wird Vermögen auf diese Weise eher vernichtet als aufgebaut - das Geld sollte in Bewegung sein', sagt Walter.

Das ausgeprägte Interesse der Hamburger an Aktien wertet Arno Walter positiv: 'Hier müssen wir anknüpfen und die Menschen mit dem nötigen Wissen für den Handel mit Aktien ausstatten.' Auch die Altersvorsorge liegt den Hamburgern sehr am Herzen: 54 Prozent haben Interesse daran. Im Bundesdurchschnitt sind das nur 19 Prozent. Ein weiterer Anknüpfungspunkt, um sich mit Wertpapieren zu beschäftigen: 'Aktien eignen sich bestens zum Vermögensaufbau wie auch zur Alterssicherung', sagt Walter. Die Menschen sollten ihre Scheu überwinden. 'Am besten einfach den Schritt wagen und mit kleinem Kapital starten.'

Ranking der Hamburger Stadtteile* nach Aktienbesitz
Rang Stadtteil* Aktienquote Aktien-Interesse Finanzielle Risikobereitschaft
1 Rissen

15,9%

36,3%

43,9%

2 Wellingsbüttel

15,8%

41,7%

56,6%

3 Groß Flottbek

15,6%

40,5%

64,9%

4 Nienstedten

15,6%

45,8%

76,7%

5 Poppenbüttel

15,2%

30,7%

31,2%

6 Duvenstedt

15,1%

39,4%

62,5%

7 Wohldorf-Ohlstedt

14,9%

41,8%

66,7%

8 Volksdorf

14,8%

36,2%

52,0%

9 Bergstedt

14,8%

28,8%

38,8%

10 Lemsahl-Mellingstedt

14,8%

33,9%

45,1%

11 Blankenese 14,3%

42,3%

63,7%

12 Sülldorf 14,3%

27,4%

30,8%

13 Sasel 14,1%

33,8%

36,8%

14 Marmstorf

13,5%

25,3%

20,7%

15 Othmarschen

13,5%

42,5%

65,7%

16 Hummelsbüttel

13,4%

23,9%

36,3%

17 Rotherbaum

12,8%

44,5%

76,7%

18 Osdorf

12,4%

23,2%

44,9%

19 Harvestehude

12,2%

42,1%

64,6%

20 Iserbrook

11,9%

26,1%

27,5%

...
98 Dulsberg

6,1%

23,8%

55,8%

99 Borgfelde

6,1%

25,8%

47,6%

100 Rothenburgsort

6,1%

17,7%

31,1%

*Die Stadtteile Steinwerder, Altenwerder, Waltershof und die Insel Neuwerk wurden aufgrund einer zu geringen Einwohnerzahl in der Analyse nicht berücksichtigt.

Über die Studie

Der Städtereport Hamburg ist Teil des 'Deutschland-Atlas Anlageverhalten' der comdirect bank. Dieser basiert auf aktuellen mikrodemografischen Daten von GfK und Acxiom zu Bevölkerungsstruktur, Einkommen, Aktienbesitz und Anlageverhalten in Deutschland. Die Daten wurden auf Stadtteilebene konsolidiert und zu ausgewählten Fragestellungen in Bezug zueinander gesetzt.

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