Bern (awp/sda) - Der designierte Konzernchef von HuntsmanClariant gibt sich für die geplante Fusion siegessicher. Die Opposition gegen den Zusammenschluss von Clariant und der US-Firma Huntsman sei nicht seine Hauptsorge, sagte Peter Huntsman im Interview mit der "NZZ am Sonntag".

Er arbeite mit Hochdruck daran, die Geschäfte zusammenzuführen, meinte er vielmehr. Clariant braucht für die Fusion an der Generalversammlung zwar zwei Drittel der Stimmen. Peter Huntsman ist sicher, diese Schwelle zu schaffen. "Ich habe zwischen 150 und 200 Aktionäre getroffen und ihnen die Details der Fusion in Gruppen- und Einzelgesprächen erläutert. Die grosse Mehrheit steht hinter uns", sagte er.

Bislang habe er von der Aktionärsgruppe White Tale, welche die Fusion verhindern will, keine Gegenvorschläge erhalten. Er wisse nur, was öffentlich bekannt sei. White Tale hält inzwischen etwas mehr als 10% an Clariant. Die Gruppe bezeichnete die geplante Transaktion als strategisch falsch und erachtete den Preis als zu tief.

Gemäss Peter Huntsman wäre ein Nein zur Fusion allerdings eine echte Gefahr. "Die Konsolidierung in der Chemie wird weitergehen, und das Umfeld wird immer härter. Das Risiko besteht, von der Konkurrenz erdrückt zu werden", sagte er weiter.

NICHT REPRÄSENTATIV

Vor dem Wochenende hatte sich Peter Huntsman schon gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" zur geplanten Fusion geäussert. Huntsman hatte damals White Tale als nicht repräsentativ für das Aktionariat von Clariant bezeichnet.

Auch seine Firma habe vor Jahren mit Corvex - dem einen Teil von White Tale - zu tun gehabt, erinnerte sich Huntsman. Corvex habe sich damals strikt gegen die Übernahme des Geschäfts mit Titandioxidpigmenten von Rockwood gestemmt. "Vor drei Wochen haben wir dieses Geschäft als Venator an die Börse gebracht- und es zeigt sich: Wir haben den Aktionären Mehrwert in Milliardenhöhe geschaffen", sagte Huntsman.

Peter Huntsman stellte gegenüber der FuW für das neuen Unternehmen zudem eine Betriebsgewinnmarge (EBITDA) von bis zu 20% in Aussicht. Heute erreichten Clariant und Huntsman je rund 15%. "Aus dem eingespielten EBITDA sollten wir zudem reichlich Cashflow generieren können, mehr als 50% hoffe ich." Das Ziel sei zudem, mindestens doppelt so schnell wachsen zu können wie das globale Bruttoinlandprodukt.

KEINE LANGFRISTIGEN SCHÄDEN WEGEN HARVEY

Gegenüber der "NZZ am Sonntag" äusserte sich Huntsman auch zum Sturm Harvey. Aus Sicherheitsgründen seien alle Anlagen in Texas heruntergefahren worden. "Huntsman verliert durch den Produktionsstopp Umsatz und hat Extrakosten, die von keiner Versicherung übernommen werden", so der Firmenchef. "Langfristige Schäden drohen dagegen nicht", betonte er.

Clariant will sich mit Huntsman zusammentun und einen der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne bilden, der einen Börsenwert von rund 14 Mrd USD hätte. Die Clariant-Aktionäre sollen 52% an der neuen Gesellschaft mit 28'200 Mitarbeitern und 200 Fabriken halten, die Huntsman-Eigner den Rest. Die Fusionspläne wurden im vergangenen Mai bekannt gegeben.

Die Fusion wäre für Ende Jahr oder Anfang 2018 geplant. Clariant-Chef Hariolf Kottmann ist als Verwaltungsratspräsident vorgesehen und Peter Huntsman soll neuer Konzernchef werden.

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