Basel (awp) - Der Spezialchemiekonzern Clariant macht bei seinem laufenden Umbau Fortschritte. Von mehreren Devestitionsvorhaben zeichnet sich für den Verkauf des Geschäfts mit Pharma-Verpackungen ein Abschluss ab. Clariant löst für den Bereich über 300 Millionen Franken.

Clariant hatte bereits im vergangenen Jahr eine stärkere Annäherung an den Ankeraktionär Sabic angekündigt. Durch die Zusammenlegung von Geschäften mit Sabic soll das Portfolio Clariants eine neue Qualität erhalten und die Profitabilität deutlich gesteigert werden. In diesem Zusammenhang wurde auch in Aussicht gestellt, dass weniger gut rentierende Teilbereiche wie das Geschäft für die Pharma-Verpackungsindustrie, das Pigmente-Geschäft und Teile von Masterbatches (Farbgranulate) verkauft werden sollen.

"Wir werden 2019 verschiedene Schritte finalisieren und qualitativ einen wesentlichen Schritt nach vorne machen", erklärte dazu Finanzchef Patrick Jany Ende April gegenüber AWP. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese Bereiche bis Ende 2020 veräussert zu haben."

Zudem sollen etwa die Geschäftsbereiche mit Additiven und hochwertigen Masterbatches mit Teilen von Sabic zusammengeführt werden und künftig den Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) bilden. Dazu braucht es noch das Placet der Wettbewerbshüter, danach sollte die Sparte gemäss Jany ab 2020 operativ aktiv sein.

Verkaufserlös über 300 Millionen

Nun geht es also mit den geplanten Verkäufen vorwärts. Abnehmer des Geschäfts mit Pharma-Verpackungen ist eine neu gegründete Tochtergesellschaft von Arsenal Capital Partners, wie Clariant am Montag mitteilte. Der Gesamtgegenwert der Transaktion wird auf rund 308 Millionen Franken beziffert.

In Medienberichten wurde in den vergangenen Wochen bereits darüber spekuliert, dass ein Verkauf dieses Geschäfts demnächst bevorstehe. Nun ist eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben worden. Der Verkaufspreis von 308 Millionen entspricht dem 13,2-fachen des operativen Gewinns (EBITDA) im Geschäftsjahr 2018 nach Einmaleffekten, was in Analystenkreisen als guter Preis angesehen wird. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal 2019 erwartet, unterliegt aber noch den üblichen Bestimmungen und Genehmigungen.

Das so genannt Healthcare-Packaging-Geschäft von Clariant bietet Lösungen, die pharmazeutische Produkte vor Feuchtigkeit und Sauerstoff schützen. Dazu zählen individualisierbare Drop-in-Produkte wie Kapseln und Beutel, integrierte Trockenmittelsysteme und speziell entwickelte Kunststoffflaschen mit Sauerstoffbarrieren. 2018 erwirtschaftete der Geschäftsbereich einen Umsatz von rund 135 Millionen Franken und beschäftigte zuletzt etwa 600 Mitarbeiter an Standorten in den USA, Frankreich, China und Indien.

Analysten sehen den Deal positiv

Der erste Schritt beim Umbau des Portfolios sei damit getan, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel. Strategisch gesehen habe dieses Geschäft wenig Berührungspunkte innerhalb des Kerngeschäfts der Division Care Chemicals gehabt. Der Verkaufspreis sei zwar gut, wichtiger sei aber, wie viel Clariant für den Verkauf des Pigment-Geschäft und der Masterbatch-Teile lösen könne.

Diesbezüglich zeigt sich Baader Helvea zuversichtlich. Für die noch anstehenden Devestitionen könnte der heute angekündigte Verkauf ein gutes Zeichen sein, schreibt der Broker in einem Kommentar. Und der Verkaufspreis sei sehr gut. Dies sei ein Beweis für die aktuelle Unterbewertung der Clariant-Aktie, was wiederum einer der Gründe für die Einstufung "Buy" sei.

Grosse Sprünge macht die Aktie deswegen aber nicht, im Gegenteil. In einem nachgebenden Gesamtmarkt zeigen sich Clariant in der Eröffnungsphase etwas volatil, derzeit mit leicht positiver Tendenz.

cf/rw