Muttenz (awp) - Nach einem Rückschlag im ersten Halbjahr ist der Spezialchemiekonzern im dritten Quartal 2019 wieder etwas profitabler geworden. Analysten hatten aber mit ausgeprägteren Verbesserungen gerechnet, weshalb die Aktien auf Talfahrt geschickt werden.

Konkret wies der Konzern für die Monate Juli bis September einen um 1 Prozent tieferen Umsatz von 1,04 Milliarden Franken aus, wie am Mittwoch aus einem Communiqué hervorging. Clariant machten im Berichtsquartal aber ungünstige Währungsentwicklungen zu schaffen; in Lokalwährungen gerechnet wären die Verkäufe um 2 Prozent gestiegen.

Und der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA kletterte gar um sechs Prozent auf 151 Millionen Franken. Clariant hat vor allem mit den überdurchschnittlich profitablen Katalysatoren mehr Geschäfte gemacht. Die Marge auf Konzernebene ist entsprechend von 13,5 auf 14,5 Prozent gestiegen.

Den Tolggen im Reinheft kann Clariant damit aber nicht wegmachen. Denn das Unternehmen hat im Sommer 231 Millionen Franken für eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung der EU-Kommission zurückgestellt. Die EU-Wettbewerbshüter prüfen, ob sich Ethylen-Käufer abgesprochen haben.

Nach neun Monaten sinkt der Betriebsgewinn daher um die Hälfte auf 253 Millionen Franken. Angaben zum Reingewinnn werden nach neun Monaten keine gemacht.

Neues Kerngeschäft

Die Zahlen beziehen sich auf die von Clariant als "fortgeführte Geschäfte" definierten Bereiche. Als Kerngeschäfte gelten seit Sommer nur noch die Care Chemicals (etwa Substanzen für die Kosmetikindustrie), Katalysatoren und Natural Resources (Produkte für den Erdölsektor und den Bergbau).

Am besten lief das Geschäft mit Katalysatoren, das um 15 Prozent gewachsen ist. Der Umsatz bei Natural Resources blieb in Lokalwährungen unverändert. Laut Clariant zog zwar das Geschäft mit Öl- und Bergbau-Kunden an, doch die Additive litten unter der verhaltenen Entwicklung des Elektronik-Sektors. Der Umsatz bei Care Chemicals ging schliesslich um 3 Prozent zurück.

In den noch zu veräussernden Geschäften Masterbatches, Pigmente und Pharma-Verpackungen schrieb Clariant im dritten Quartal einen Umsatz von 528 Millionen Franken. Das sind 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Bereiche rentieren weniger gut als die Geschäfte, die Clariant behält.

Von dem Schritt versprechen sich die Muttenzer daher ab 2021 ein überdurchschnittliches Wachstum, eine höhere Profitabilität und eine stärkere Cashflow-Generierung.

Finanzchef Patrick Jany sieht sich mit den Drittquartalszahlen in den Plänen des Unternehmens bestätigt. "Das Quartal war absolut in Ordnung und es zeigt, dass wir mit der Wahl unseres Portfolios richtig gelegen haben", sagte er im Gespräch mit AWP. Und der Verkauf der Bereiche werde bis Ende 2020 über die Bühne gehen. "Daran halten wir fest", erklärte Jany.

Offene CEO-Frage

Noch offen ist die Frage, wer künftig die Geschickte Clariants als Konzernchef lenkt. Der nächste Konzernchef muss nicht unbedingt wieder vom Grossaktionär Sabic kommen, betonte Jany. "Sabic ist kein Kriterium", sagte dieser. Ziel sei, die offene Position bis Ende 2019 oder Anfang 2020 zu besetzen.

Der frühere Konzernchef Ernesto Occhiello hatte den Bettel im Juli nach nicht einmal zehn Monaten überraschend hingeworfen. Occhiello war vom Grossaktionär aus Saudi-Arabien bei Clariant installiert worden. Seither hat wieder Hariolf Kottmann den CEO-Hut interimistisch auf - parallel zu seinem VR-Präsidium.

An der insgesamt wenig veränderten Börse schlossen Clariant am Mittwoch um 1,3 Prozent im Minus auf 20,80 Franken. Als hätte man es geahnt, lagen die Papiere bereits die letzten Tage mehrheitlich im Angebot.

ra/rw