--Banken lösen Teile ihrer Kreditrückstellungen auf

--Einnahmen aus Aktien- und Anleihehandel steigen

--JP Morgan mit Rekordgewinn von 12 Milliarden Dollar

(Durchgehend neu)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die US-Banken Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo haben das wegen der Pandemie turbulent verlaufene Jahr 2020 mit soliden Ergebnissen im Schlussquartal beendet. Die drei Institute, die die Berichtssaison der US-Banken am Freitag eröffneten, verdienten allesamt mehr als erwartet. Auf der Ertragsseite belasteten einerseits die niedrigen Zinsen, auf der anderen Seite fuhren die Investmentbanker und die Handelstische der Banken höhere Einnahmen ein.

JP Morgan schaffte im vierten Quartal einen Rekordgewinn, unter anderem weil die Bank von den unterjährig aufgebauten Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle einen Teil wieder auflösen konnte. CEO Jamie Dimon begründete dies mit der Verfügbarkeit vom Impfstoffen und den staatlichen Unterstützungsprogrammen. Dennoch sei seine Bank gut aufgestellt für "die signifikante Unsicherheit" in nächster Zeit.

Der Gewinn der größten Bank der USA kletterte um 42 Prozent auf 12,1 Milliarden US-Dollar oder 3,79 Dollar je Aktie. Analysten hatten im Factset-Konsens mit 2,62 Dollar je Aktie gerechnet. Die Einnahmen legten um 3 Prozent auf 29 Milliarden Dollar zu, auch das war mehr als erwartet. Das Wachstum war höheren Einnahmen im Handel sowie im Emissionsgeschäft mit Anleihen und Aktien zu verdanken. Die Unternehmens- und Investmentbank steigerte die Erträge um 17 Prozent auf 11,35 Milliarden Dollar. Der Gewinn des Segments schnellte um 82 Prozent auf 5,35 Milliarden Dollar in die Höhe.


   Gewinne fallen auf Jahressicht deutlich 

Zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr waren die Gewinne der US-Banken noch deutlich gesunken, weil die Häuser massiv Geld für ausfallgefährdete Kredite zur Seite legten. Doch bis zum Herbst setzte eine Verbesserung ein. Eine starke Nachfrage nach Hypotheken, hohe Handelserträge und eine von großzügiger staatlicher Hilfe gestützte Wirtschaft trugen dazu bei, dass es wieder aufwärts ging. Das starke vierte Quartal reichte aber nicht, um JP Morgan im Gesamtjahr glänzen zu lassen: Der Jahresgewinn sackte um ein Fünftel auf 29 Milliarden Dollar ab.

Bei der Citigroup brach der Jahresgewinn um 41 Prozent auf 11,4 Milliarden Dollar ein. Im Schlussquartal fiel der Rückgang mit einem Minus von 7 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar weniger deutlich aus. Der Gewinn je Aktie lag mit 2,08 Dollar ebenfalls deutlich über den Analystenerwartungen von 1,34 Dollar. Auch die Citigroup konnte Kreditrückstellungen teilweise auflösen und damit den Gewinn aufbessern.

Einen Anstieg der Einnahmen wie JP Morgan schaffte die Citigroup nicht, obwohl auch sie von einer erhöhten Handelstätigkeit bei Aktien und Anleihen profitierte. Die konzernweiten Einnahmen gingen um 10 Prozent auf 16,5 Milliarden Dollar zurück.


   Wells Fargo kämpft auch mit hausgemachten Problemen 

Die Westküstenbank Wells Fargo schaffte es unterdessen das erste Mal seit sechs Quartalen, die Gewinnerwartungen der Analysten zu übertreffen. Sie verdiente 2,99 Milliarden Dollar nach 2,87 Milliarden im Vorjahr. Der Gewinn je Aktie übertraf mit 64 Cent die Prognosen der Analysten um 5 Cent. Die Einnahmen sackten unterdessen um knapp 10 Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar ab und damit stärker als befürchtet. Ein großes Problem stellten auch hier die niedrigen Zinsen dar: Die Nettozinseinnahmen der Bank sanken um 17 Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar.

Die schwachen Vorquartale sorgten bei Wells Fargo dafür, dass die Bank im Gesamtjahr lediglich 3,3 Milliarden Dollar verdiente, ein massiver Einbruch im Vergleich zu den 19,5 Milliarden des Vorjahres. Ein Grund ist, dass die Bank in einer schwächeren Verfassung als ihre Konkurrenten von der Corona-Krise erfasst wurde, da sie sich immer noch von einem Skandal um rechtswidrige Geschäftspraktiken erholt.

Ein klareres Bild über die US-Bankenlandschaft wird sich in der kommenden Woche bieten, wenn auch Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley ihre Zahlen für das vierte Quartal vorlegen. Hierzulande müssen sich die Anleger noch bis Anfang Februar gedulden, wenn die Deutsche Bank über den Verlauf des vierten Quartals und das Gesamtjahr 2020 berichtet.

(Mitarbeit: David Benoit und Ben Eisen)

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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January 15, 2021 09:48 ET (14:48 GMT)