FRANKFURT (Dow Jones)--An dem europäischen Aktienmärkten geht es am Mittwochnachmittag deutlicher nach unten. Der DAX verliert 1,7 Prozent auf 13.676 Punkte, der Euro-Stoxx-50 notiert 1,1 Prozent niedriger mit 3.765 Punkten. Die Aktie der Kinokette Cineworld bricht um 55 Prozent ein, das Unternehmen braucht wegen fehlender Besucher frisches Geld von Investoren. Ein Blick auf die Sektor-Indizes zeigt, dass sich die Anleger defensiv positionieren. So halten sich die Unternehmen aus dem Lebensmittelsektor oder dem Gesundheitswesen vergleichsweise gut, stärker verkauft werden dagegen die Aktien der Automobilhersteller, Minenbetreiber oder Bauwerte.

Als Belastungsfaktoren werden an der Börse vor allem zwei Gründe genannt. Zum einen der Preis für Gas: An der niederländischen TTF handelt der August-Kontrakt aktuell bei 228 Euro je MWh nach rund 164 vor einem Monat. Die steigenden Gaspreise werden nach Einschätzung der UBS das Wachstum in der Eurozone ausbremsen. Der Fokus der Anleger könnte schnell auf die zukünftige Belastung durch steigende Energiekosten und weg von der Inflation wechseln.

Zweitens belastet die britische Inflationsrate, die mit 10,1 Prozent im Juli noch stärker stieg als befürchtet und den höchsten Stand seit 40 Jahren markierte. "Die britische Inflationsrate zeigt, dass die Probleme noch nicht vorbei sind", so ein Händler. Die Anleihen werden mit Blick auf steigende Risikoaversion plus hoher Inflation verkauft, im Gegenzug steigen die Renditen der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 10 Basispunkte auf 1,08 Prozent.


   Europäische Berichtssaison verlief besser als erwartet 

Der Großteil der Unternehmen hat die Zahlen für das zweite Quartal inzwischen vorgelegt und dabei überraschend gut abgeschnitten. Beim Stoxx-Europe-600 stiegen einer LBBW-Studie zufolge die aggregierten Umsätze gegenüber dem Vorjahresquartal um 5 Prozent und die Gewinne sogar um 9 Prozent. Mehr als die Hälfte der Unternehmen mit vorhandenen Analystenschätzungen überraschte positiv beim Gewinn. Allerdings trifft dies nicht auf alle Unternehmen zu, denn mehr als ein Drittel musste eine negative Gewinnüberraschung verbuchen.

Die Aktie von Cineworld halbiert sich im Wert. Während man hier nach dem Ende der Pandemie mit vollen Kinosälen gerechnet hatte, berichtete das Unternehmen am Morgen von schwachen Besucherzahlen. Das Ausbleiben der Cineasten sei auf ein begrenztes Filmangebot zurückzuführen, das voraussichtlich bis November andauern werde, was sich auch auf die Liquidität auswirken werde. Die Nachricht dürfte viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen, nachdem die Kinokette AMC erst jüngst vermeldet hatte, dass die Kinokassen klingelten, wenn Filme wie Doctor Strange oder Top Gun: Maverick in den Sälen liefen.

Cineworld befindet sich dagegen in Finanzierungsgesprächen, die wahrscheinlich zu einer erheblichen Verwässerung für die bestehenden Aktionäre führen werden. Die Aktie wird erst einmal gen Süden geschickt, an der Börse wird darauf gesetzt, diese über die erwartete Kapitalerhöhung billiger zurückzubekommen.


   Uniper mit befürchtet hohen Verlust 

In der zweiten Reihe am deutschen Aktienmarkt brechen Uniper um rund 9 Prozent ein. Wie befürchtet hat das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Verlust in Milliardenhöhe gemacht. Die Verluste von Uniper als Ergebnis der Beschränkung der Liefermenge von russischem Gas beliefen sich laut der Analysten von Metzler für die erste Jahreshälfte auf ca. 400 Millionen Euro. Per 17. August lägen sie bereits bei 3,8 Milliarden Euro. Aktuell fielen infolge der Lieferbeschränkungen täglich Verluste von 100 Millionen Euro an. Es bleibe abzuwarten, ob die Verlustannahmen hoch genug ausfielen. Für 2023 erwarte das Unternehmen ebenfalls einen Verlust auf Ebene des Gesamtunternehmens, der jedoch deutlich geringer als 2022 ausfallen dürfte. 2024 rechne Uniper damit, wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Mit der Aktie von Sanofi geht es um gut 4 Prozent nach unten, nachdem der französische Pharmakonzern sein globales klinisches Entwicklungsprogramm für das Brustkrebsmittel Amcenestrant eingestellt hat. An der Börse wurde dem Medikament ein hohes kommerzielles Potenzial zugetraut, den Nettobarwert je Aktie sahen die Citi-Analysten bei 3 bis 5 Euro je Aktie. Derweil dünnt sich die Pipeline des Unternehmens weiter aus.

Von "soliden" Geschäftszahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf Swiss Life. Zwar hat der Nettogewinn die Erwartungen geringfügig um etwa 1 Prozent verfehlt, wie er sagt. Die anderen Kennziffern lägen aber leicht über den Schätzungen. Die Mittelfristziele bestätigte der Schweizer Versicherer. Der Kurs verliert 0,2 Prozent.


=== 
Aktienindex              zuletzt       +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.764,68       -1,1%        -40,54         -12,4% 
Stoxx-50                3.669,78       -0,5%        -16,72          -3,9% 
DAX                    13.676,09       -1,7%       -234,03         -13,9% 
MDAX                   27.672,42       -1,6%       -435,96         -21,2% 
TecDAX                  3.144,52       -1,0%        -32,80         -19,8% 
SDAX                   12.954,98       -1,9%       -252,35         -21,1% 
FTSE                    7.509,24       -0,4%        -26,82          +1,1% 
CAC                     6.536,29       -0,9%        -56,29          -8,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,08                     +0,11          +1,26 
US-Zehnjahresrendite        2,88                     +0,07          +1,37 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mi, 8:24 Uhr  Di, 17:15 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0189       +0,2%        1,0166         1,0176   -10,4% 
EUR/JPY                   137,78       +0,9%        136,76         136,73    +5,3% 
EUR/CHF                   0,9696       +0,4%        0,9665         1,0515    -6,5% 
EUR/GBP                   0,8431       +0,3%        0,8399         0,8407    +0,3% 
USD/JPY                   135,22       +0,7%        134,51         134,35   +17,5% 
GBP/USD                   1,2086       -0,1%        1,2105         1,2106   -10,7% 
USD/CNH (Offshore)        6,7894       -0,0%        6,7857         6,8018    +6,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.389,87       -2,3%     24.381,77      23.770,15   -49,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  87,34       86,53         +0,9%           0,81   +22,1% 
Brent/ICE                  92,40       92,34         +0,1%           0,06   +24,1% 
GAS                               VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF                 229,80      223,00         +1,7%           3,88  +243,5% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.768,47    1.775,82         -0,4%          -7,36    -3,3% 
Silber (Spot)              19,85       20,14         -1,4%          -0,29   -14,8% 
Platin (Spot)             933,20      938,35         -0,5%          -5,15    -3,8% 
Kupfer-Future               3,58        3,62         -1,2%          -0,04   -19,2% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

August 17, 2022 10:14 ET (14:14 GMT)