Ein Abkommen sei in greifbarer Nähe, mit dem eine neue Runde höherer Zölle der USA auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar abgewendet werden könne, teilte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters mit. Dazu passt eine Meldung des "Wall Street Journals", wonach US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping die Einigung auf einem Gipfel um den 27. März herum besiegeln könnten. China werde womöglich die Zölle auf US-Importe wie landwirtschaftliche Produkte, Chemikalien und Autos senken, berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf Insider beider Seiten. Im Gegenzug könnten die Vereinigten Staaten ihre Strafzölle auf Einfuhren aus dem Reich der Mitte abbauen.

Die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Zollstreit sorgte am Rosenmontag für gute Laune an den Börsen, auf denen der Streit seit langem lastet. Der Dax stieg zur Eröffnung um 0,4 Prozent. Auch die asiatischen Handelsplätze spürten Auftrieb - verstärkt durch optimistische Töne der chinesischen Regierung. Der Sprecher des Parlaments der Volksrepublik, das am Dienstag zu seiner jährlichen Sitzung zusammenkommt, sprach von "substanziellen Fortschritten" bei den jüngsten Verhandlungen mit den USA. "Wir hoffen, dass die Beratungen weiter vorangetrieben werden können, um eine auf beiderseitigen Vorteil angelegte Vereinbarung zu erreichen, die nur Gewinner kennt."

STREIT MIT EU SCHWELT NOCH - VW-CHEF WARNT

Teil der Einigung könnte laut dem "Wall Street Journal" vom Sonntag auch eine 18 Milliarden Dollar schwere Vereinbarung zur Lieferung von US-Flüssiggas nach China sein. Trotz aller Fortschritte gebe es in den Verhandlungen aber noch Hindernisse. So gebe es sowohl in der US-Regierung als auch in der chinesischen Führung Kritik, dass die Bedingungen für die jeweils andere Seite zu günstig seien.

Zuletzt kamen vermehrt positive Signale von den Verhandlungen. Trump war deswegen von dem Ultimatum abgerückt, dass es eine Einigung bis Anfang März geben müsse. US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte erklärt, dass man bereits an einem detaillierten Handelsabkommen arbeite und dies in den kommenden Wochen voranbringen wolle. Trump stört sich am hohen US-Defizit im Warenaustausch mit China und wirft der Volksrepublik unfaire Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums vor.

Während die Zeichen im US-Zollstreit mit China nunmehr auf Einigung stehen, schwebt die amerikanische Drohung mit Strafzöllen auf europäische Autos weiter wie ein Damoklesschwert über den Beziehungen zwischen Washington und Brüssel. VW-Chef Herbert Diess warnte vor den Folgen von Sonderzöllen auf Autoimporte aus der EU. "Das wäre schwer zu verdauen. Es könnte uns zwei bis drei Milliarden Euro kosten – im schlimmsten Fall, bei 25 Prozent Zoll", sagte Diess dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Er sei aber zuversichtlich, dass es nicht so weit komme. "Wir haben Fortschritte erzielt, der Besuch mit den Kollegen anderer Hersteller bei Präsident Trump war gut", sagte Diess mit Verweis auf das Treffen in Washington im Dezember. Das US-Handelsministerium hatte Mitte Februar einen Prüfbericht über eine Bedrohung der nationalen Sicherheit durch Auto-Importe an Trump übergeben. Innerhalb von 90 Tagen muss er entscheiden, ob er auf dieser Grundlage Zölle von bis zu 25 Prozent auf Auto-Einfuhren verhängt oder nicht.