Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Zu den Hacken und Schaufeln im aktuellen Elektroauto-Goldrausch gehören Ladestationen. Sie scheinen zuverlässiger zu sein als die Startup-Automarken, die es mit Tesla aufnehmen wollen, aber die Investoren müssen sich noch entscheiden, ob sie Hacken, Schaufeln oder etwas ganz Neues bevorzugen.

Eine Reihe von Unternehmen, die Ladeinfrastruktur für Elektroautos anbieten, sind in den vergangenen Monaten über den mittlerweile bekannten Weg einer Fusion mit einer speziellen Übernahmegesellschaft (Spac) an die Börse gegangen. Der erste Anbieter war Chargepoint, der den Sprung aufs Börsenparkett im Februar abschloss. Es folgten EVgo, Evbox und Volta Industries, die ihre Transaktionen noch nicht abgeschlossen haben. Darüber hinaus konkurriert auch noch Blink Charging, das 2018 einen konventionellen Börsengang hinlegte, um die Gunst der Anleger.

Die Grundüberlegung für Investitionen in solche Unternehmen ist, dass Ladedienste benötigt werden, um das erwartete Wachstum von E-Autos zu unterstützen. Dies gilt zwar schon seit Jahren, aber der Sektor hat durch den rasanten Anstieg des Marktwerts von Tesla einen echten Schub erhalten. Außerdem drängen nun ja auch Traditionskonzerne wie General Motors und Volkswagen auf den Markt und mit der Dekarbonisierungsagenda der neuen US-Administration im Weißen Haus kommt aus der Politik Rückenwind.

Wichtig ist, dass Unternehmen, die sich mit dem Laden von Elektroautos beschäftigen, von der Akzeptanz von Elektroautos profitieren sollten, unabhängig davon, welche Fahrzeughersteller dominieren. Das bedeutet, dass Investoren die Schwierigkeit umgehen können, die Gewinner in einem zunehmend überfüllten Feld auszuwählen. Mit Ausnahme von Tesla, das sein eigenes Netzwerk hat, verlassen sich alle EV-Hersteller auf gemeinsame Ladeeinrichtungen.

"Selbst wenn die Akzeptanz von Elektroautos nur halb so hoch ist wie derzeit erwartet, sollten diese Unternehmen ihre Zahlen erreichen", wagt Analyst Craig Irwin von Roth Capital einen Blick in die Glaskugel. Das lässt immer noch eine Menge Fragen offen. Eine davon ist, welche Unternehmen besser aufgestellt sind: diejenigen, die Ladegeräte und die dazugehörige Software verkaufen, wie Chargepoint oder Evbox, oder diejenigen, die Netzwerke aufbauen und betreiben, wie Evgo und Volta. Blink deckt beide Modelle ab und betreibt ein Netzwerk mit eigener Ausrüstung.

Gerätehersteller sollten sehr schnell wachsen, wenn die EV-Netzwerke ausgebaut werden. Aber Hardware-Anbieter sehen sich oft mit fallenden Preisen konfrontiert, wenn sich ihre Technologie entwickelt und vergrößert - ein Problem, das den Netzbetreibern zu Gute kommen kann. Chargepoint bündelt seine Boxen mit Software, die Cloud-basierte Preisgestaltung, Energiemanagement und andere Dienste anbietet. Dies liefert eine Einnahmequelle, die einen gewissen Schutz vor den Risiken bieten könnte, die mit Hardwaregeschäften verbunden sind. Das in Europa ansässige Unternehmen Evbox verkauft ebenfalls sowohl Hardware als auch Software, aber im Gegensatz zu dem in den USA ansässigen Unternehmen Chargepoint nicht immer zusammen.

Während einige Unternehmen, die über Spacs an die Börse gegangen sind, jetzt unter ihrem IPO-Preis von 10 US-Dollar gehandelt werden, kosten die Aktien von Chargepoint mit etwa 25 Dollar das, was einem Marktwert von rund 7,5 Milliarden Dollar entspricht. Den Anlegern gefällt der überwältigende Marktanteil von 73 Prozent bei den bisher in den USA installierten Standard-Wechselstrom-Ladegeräten sowie das Software-Geschäftsmodell. Es ist ein einfacher zu verstehendes Unternehmen als Evbox, das eine größere Vielfalt an Dienstleistungen anbietet, um dem reiferen und fragmentierten europäischen Markt gerecht zu werden.

Die meisten E-Autos werden derzeit zu Hause an Wechselstrom-Säulen aufgeladen, aber das könnte sich ändern, wenn sich der Besitz von E-Fahrzeugen in den USA über wohlhabende Kalifornier mit eigenen Garagen hinaus ausbreitet. Gleichstrom-Schnellladegeräte können die Ladezeiten von der ganzen Nacht auf eine halbe Stunde reduzieren.

Evgo betreibt das größte öffentliche Schnellladenetz in den USA mit einem Geschäftsmodell, das darauf basiert, einen Aufschlag auf die Stromkosten zu verlangen. Der Bau von Stationen ist kapitalintensiv - sie können eine halbe Million Dollar kosten - verspricht aber zweistellige Renditen, solange sie im erwarteten Umfang genutzt werden. Diese Bedingung hängt sowohl von der Geschwindigkeit der Marktdurchdringung als auch von der Weisheit ab, mit der das Unternehmen Standorte auswählt. Evgo kann auch Subventionen erhalten, um Stationen an Orte zu bringen, die sonst die Investition nicht rechtfertigen. GM zahlt 90 Millionen Dollar für 2.700 Evgo-Stationen, die sonst nicht wirtschaftlich wären. Die Biden-Regierung könnte etwas ähnliches tun.

Das in San Francisco ansässige Unternehmen Volta ist vielleicht das innovativste - und spekulativste - der EV-Ladeunternehmen, die an die Börse gehen. Es baut ein Netzwerk auf, das als Werbeplattform dient, wobei der Strom kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Ladegeräte sind zwar die Zapfsäulen der E-Auto-Ära, aber der Vergleich sollte nicht zu weit gezogen werden. Strom kann auf mehr Arten und an mehr Orten geliefert werden als Benzin, und viele der entstehenden Geschäftsmodelle sind noch nicht im großen Maßstab erprobt. Ladeinfrastruktur scheint ein guter Ort zu sein, um Geld zu investieren, während die Revolution der E-Mobilität an Fahrt gewinnt, aber Investoren müssen immer noch vorsichtig sein, wo sie sich einklinken.

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May 03, 2021 10:18 ET (14:18 GMT)