Der Großaktionär Haniel will mehr Einfluss auf seine kriselnde Beteiligung Ceconomy nehmen.

"Jetzt ist die Zeit gekommen, uns noch stärker einzubringen", sagte Haniel-Chef Thomas Schmidt in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem "Manager Magazin". Schmidt sieht akuten Handlungsbedarf bei der Holding, zu der die Elektronikhändler Media Markt und Saturn gehören: "Die Abhängigkeit vom stationären Geschäft ist noch zu groß, das Onlinegeschäft nicht stark genug, das Storekonzept muss überarbeitet werden." "Die Zeit drängt", dass Interimschef Bernhard Düttmann die mehrfach angekündigte und verschobene neue Strategie auf die Tisch lege, fügte er hinzu. "Aber es wird nicht nur auf die Strategie ankommen, sondern auch auf Konsequenz in der Umsetzung", mahnte der Haniel-Chef. In die Diskussion um die Strategie wolle er sich "soweit möglich einbringen".

Ceconomy erklärte, der Vorstand nehme "selbstverständlich Anregungen aus dem gesamten Aktionärskreis in seine strategischen Überlegungen auf". Das Gremium werde Erkenntnisse aus der Pandemie verarbeiten, dies gelte vor allem für das Online-Geschäft, das in der Krise gewachsen war.

Schmidt wollte sich nicht zu der Frage äußern, wer Nachfolger von Ceconomy-Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen werden könnte. Dies sei Sache des Kontrollgremiums - in dem Haniel allerdings vertreten ist. Erst müsse "die Strategie glattgezogen werden", dann brauche es Strukturen, um diese umzusetzen. "Und dann können wir überlegen, wer die richtigen Personen sind, um Ceconomy und Media Markt Saturn nach vorn zu führen", sagte er.

Haniel ist mit einem Anteil von 22,7 größter Einzelaktionär bei Ceconomy. Die Holding war bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in die Krise geschlittert, die Corona-Folgen haben diese aber noch verschärft. Die Holding hatte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 wegen der behördlich verordneten Schließung von Märkten und hohen Abschreibungen auf die französische Beteiligung Fnac Darty einen Verlust von 309 Millionen Euro verzeichnet. Für das Gesamtjahr erwartet sie einen Rückgang des Umsatzes, der operative Ertrag werde deutlich schrumpfen. Die Holding wird in der Krise von der staatlichen Förderbank KfW durch eine neue Kreditlinie unter ihrer Beteiligung gestützt.

Auch die Familienholding Haniel selbst wird von der Corona-Krise getroffen. "Das Ergebnis wird dieses Jahr - Stand heute - natürlich unter Vorjahr liegen, aber wir gehen davon aus, dass wir im April den Tiefpunkt gesehen haben", sagte Schmidt. Zum weit verzweigten Haniel-Reich gehören unter anderem auch der Hygiene-Dienstleister CWS, der Büroversandhändler Takkt und der Rohstoffhändler ELG. Doch dessen Tage unter dem Haniel-Dach scheinen gezählt: "ELG ist tatsächlich ein Geschäftsmodell, das längerfristig nicht in unser Portfolio passt", sagte Schmidt. Für ELG sei "ein strategischer Investor der bessere Partner". Takkt solle umgebaut werden, danach "sind verschiedene strategische Optionen denkbar".