DÜSSELDORF (awp international) - Der Elektronikhändler Ceconomy will nach dem coronabedingten Umsatzrückgang im vergangenen Geschäftsjahr wieder auf Wachstum umschalten. Mittelfristig soll sich die Entwicklung des seit einiger Zeit schwächelnden Betreibers der Elektronikmärkte Media-Markt und Saturn weiter verbessern. Dabei setzt Ceconomy auf neue Ladenkonzepte und den Ausbau des E-Commerce. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, "die grösste Omnichannel-Plattform Europas zu bauen". Ein Baustein ist die Komplettübernahme der Media-Saturn-Holding. Damit will Ceconomy einen Schlussstrich unter die seit Jahren schwelenden Konflikte mit der Familie Kellerhals ziehen.

Ceconomy werde die von der Familienholding Convergenta gehaltene Beteiligung von 21,62 Prozent übernehmen, hatte Ceconomy am Montagabend in Düsseldorf mitgeteilt. Im Gegenzug erhält Convergenta bis zu 29,99 Prozent an dem Elektronikhändler und wird dessen grösster Aktionär. Convergenta soll damit auch künftig im Aufsichtsrat vertreten sein.

Das Verhältnis zwischen Ceconomy und dem inzwischen verstorbenen Media-Markt-Mitgründer Erich Kellerhals war immer wieder durch Streitigkeiten um die Vorherrschaft und die Richtung bei Media-Saturn geprägt. Diese reichen in die Zeit weit vor der Abspaltung von Ceconomy durch den Handelskonzern Metro 2017 zurück und wurden teilweise vor Gericht ausgetragen. "Mit dieser Einigung haben wir die Zeit vergangener Konflikte hinter uns gelassen und eine gute Lösung im Sinne aller Beteiligten gefunden", kommentierte Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann.

Ceconomy will die Transaktion über eine Mischung aus neuen Stammaktien und Wandelanleihen sowie einem begrenzten Betrag an Barmitteln finanzieren. Das Volumen der Transaktion liegt auf Basis des Durchschnittskurses der Ceconomy-Aktie der vergangenen drei Monate bei insgesamt etwa 815 Millionen Euro.

Mit der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will Ceconomy die komplizierte Struktur des Konzerns vereinfachen. Das Unternehmen erhofft sich dadurch Einsparungen in Millionenhöhe, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Präsentation hervorgeht. Zudem soll sich die Transaktion positiv auf das Ergebnis auswirken. Dabei wird der bisherige Gewinnanteil der Convergenta auf Ceconomy verlagert, was dem Unternehmen zufolge mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr ausmacht.

Auch operativ soll sich einiges tun: Das Onlinegeschäft solle weiter ausgebaut werden und einen Umsatzanteil in Richtung 30 Prozent erreichen, teilte Ceconomy am Dienstag weiter mit. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der E-Commerce-Anteil gut 20 Prozent betragen. Die stationären Läden will Ceconomy umkrempeln. Dazu soll es künftig vier Kategorien geben: die klassischen Märkte mit einer Fläche von künftig im Schnitt 1750 Quadratmetern sollen weiterhin den Schwerpunkt bilden. Deutlich kleiner werden sollen "Smart"-Märkte, wobei hier der Fokus auf der schnellen Mitnahme der Produkte sowie auf Dienstleistungen liegen soll. Dazu kommen ein Shop-in Shop-System sowie Flagship-Läden, in denen etwa die neuesten Technologien gezeigt werden sollen.

Die mittelfristige Strategie sieht dabei ausserdem vor, Angebote und Dienstleistungen auszubauen und neue Produktkategorien einzuführen, etwa im Bereich Gesundheit. Auch das in der Pandemie stark laufende Geschäft mit Elektronik in den Bereichen Mobilität und Smart Home soll erweitert werden. Den Anteil der Eigenmarken will Ceconomy erhöhen. Ein weiterer Schwerpunkt sei eine optimierte Lieferkette, standardisierte Lieferanten-Rahmenbedingungen, ein zentralisierter Einkauf sowie Verbesserungen in der Logistik.

"Wir sehen bereits erste Erfolge einzelner Massnahmen und gehen optimistisch in die weitere Umsetzung", kommentierte Düttmann. "Wir wollen unsere sehr gute Ausgangsposition nutzen und stärker als der Markt wachsen. Wir wollen die erste Wahl werden". Mittelfristig will Ceconomy bis 2022/23 die Umsätze auf über 22 Milliarden Euro steigern.

Für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September) erwartet der Konzern ein leichtes währungs- und portfoliobereinigtes Umsatzwachstum. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll von 236 Millionen im Vorjahr auf 320 bis 370 Millionen Euro zulegen. Allerdings hängt das Erreichen der Ziele vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab, schränkte Ceconomy ein.

Im vergangenen Geschäftsjahr war der Umsatz wegen der umfangreichen Ladenschliessungen im Zuge der Pandemie währungs- und portfoliobereinigt um 1,8 Prozent auf rund 20,8 Milliarden Euro zurückgegangen. Unter dem Strich verzeichnete der Konzern einen Verlust von 237 Millionen Euro, dabei belasteten Abschreibungen auf die Beteiligung an dem französischen Konzern Fnac Darty.

Den Kfw-Kredit will Ceconomy als Versicherung zunächst behalten. Für die Dauer sei keine Dividendenzahlung zulässig, erläuterte das Unternehmen. Bislang hat Ceconomy die Kreditlinie nicht in Anspruch genommen./nas/ngu/fba