LAVAL/MASSY (awp international) - Im Einzelhandel bahnt sich womöglich ein milliardenschwerer Zusammenschluss an. Die kanadische Alimentation Couche-Tard und der französische Supermarktkonzern Carrefour bestätigten am Dienstagabend Gespräche über eine mögliche Transaktion. Die Kanadier seien dabei auf Carrefour "in freundlicher Absicht" zugekommen, teilten die Franzosen mit. Es sei dabei unsicher, ob es zu einer Vereinbarung komme. Beide Parteien erklärten, die Gespräche seien in einem "sehr frühen" Stadium. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, Alimentation Couche-Tard erwäge eine Übernahme von Carrefour.

Carrefour wird derzeit an der Börse mit knapp 13 Milliarden Euro bewertet. Anleger von Alimentation Couche-Tard in Toronto zeigten sich nicht begeistert. Die Aktien der Kanadier weiteten nach Bekanntwerden der Neuigkeiten ihre Verluste aus und gingen mit einem Abschlag von mehr als zweieinhalb Prozent auf dem tiefsten Stand des Tages aus dem Handel. An der Börse von Toronto wird Couche-Tard derzeit mit gut 46 Milliarden kanadischen Dollar bewertet (knapp 30 Mrd Euro).

Alimentation Couche-Tard konzentriert sich auf Convenience-Shops sowie Tankstellen und hat sich in den vergangenen Jahren durch Zukäufe stetig vergrössert - zuerst in Kanada, später in den USA. Seit 2012 ist das Unternehmen in Europa vertreten. Allerdings liegt der Fokus des Geschäfts auf den USA und der asiatisch-pazifischen Region. Zuletzt hatte Couche-Tard versucht, die australische Caltex Australia zu übernehmen, entschied sich jedoch in der Corona-Pandemie gegen ein Angebot.

Eine Übernahme von Carrefour könnte Couche-Tards Präsenz in Europa sowie Südamerika erhöhen. Carrefour betreibt allein in Europa 2800 Supermärkte sowie gut 700 grossflächigere Einkaufsmärkte. Die Franzosen haben dabei in den vergangenen Jahren auf ihrem Heimatmarkt gegenüber dem Konkurrenten Leclerc sowie deutschen Discountern wie Aldi und Lidl an Boden verloren. Besonders die deutschen Konkurrenten hatten dort zuletzt erheblich expandiert. Aldi Nord hatte etwa Anfang Dezember hunderte Filialen des Konkurrenten Casino übernommen. Frankreich gehört dabei zu den härtesten Einzelhandelsmärkten in Europa./nas/tav/jha/