JENA (awp international) - Beim Medizintechnik-Hersteller Carl Zeiss Meditec läuft die Erholung von der Pandemie aktuell in vollen Zügen. Der Thüringer Konzern reihte sich daher vor dem Wochenende in die zunehmende Zahl an Unternehmen ein, die nach einem starken Lauf im vergangenen Quartal ihre Jahresziele anheben. An der Börse beflügelte der aufgehellte Konzernausblick von Carl Zeiss Meditec die Aktie, das Papier stieg auf einen Rekord.

Bei der Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde jetzt für das aktuelle Geschäftsjahr ein Wert von "deutlich" über dem bisherigen Ziel von ungefähr 20 Prozent erwartet, teilte das Unternehmen überraschend am Freitag in Jena mit. Im vergangenen Jahr waren es 13,3 Prozent. Unterstützt werde der starke Anstieg der Marge von derzeit niedrigen Vertriebs- und Marketingkosten, etwa weil wegen der Pandemie Reisen wegfielen oder grössere Industriemessen online abgehalten wurden, wie ein Sprecher erläuterte. Das Management um Konzernchef Ludwin Monz geht nun davon aus, dass der Umsatz das bisherige Ziel von 1,6 Milliarden Euro überschreitet. Erst am Vortag hatte sich mit dem Technologiekonzern Jenoptik ein weiteres Unternehmen aus Jena zuversichtlicher zum Jahr geäussert.

Die im MDax notierte Aktie von Carl Zeiss Meditec zog nach der Prognoseanhebung um mehr als zwei Prozent auf ein Hoch von 173 Euro an, fiel dann aber wieder zurück. Am frühen Nachmittag notierte sie zuletzt mit knapp einem Prozent Kursaufschlag bei 170,60 Euro. Seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020, der das Papier bis auf unter 68 Euro drückte, kennt der Kurs nur noch die Richtung nach oben. Allein seit Jahresbeginn 2021 hat die Aktie mehr als 50 Prozent gewonnen.

Dabei verlief der Höhenflug an der Börse teils schneller als die Erholung der Geschäfte. Diese nahmen aber auch zuletzt kräftig an Fahrt auf. Im vergangenen Jahresviertel, das für Carl Zeiss Meditec das dritte Geschäftsquartal (bis Ende Juni) war, kletterten die Erlöse vorläufigen Berechnungen zufolge um rund 70 Prozent auf knapp 431 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Firma, die etwa Ausrüstung und Linsen zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten sowie Operationsmikroskope herstellt, noch erheblich unter der Pandemie gelitten. Problematisch für Carl Zeiss Meditec etwa wurde, dass wegen Corona planbare Operationen verschoben wurden und die Menschen den Gang zum Arzt scheuten.

Mit der Umsatzerholung stieg zwischen April und Juni dieses Jahres auch der Betriebsgewinn deutlich: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte mit 120,1 Millionen Euro ein Vielfaches des Vorjahreswerts von 9,4 Millionen Euro. Die entsprechende Marge erhöhte sich von 3,7 Prozent auf 27,9 Prozent. Der Gewinn je Aktie kletterte auf 0,91 (Vorjahr: 0,06) Euro. Laut Unternehmen wirkte sich auch ein günstiger Produktmix mit einem hohen Anteil wiederkehrender Umsätze positiv auf das Ergebnis aus. Diese erzielt der Konzern beispielsweise durch Verbrauchsmaterialien für Laserbehandlung wie etwa Implantate bei der Operation des Grauen Star.

Zahlen zum Gewinn unter dem Strich veröffentlichte der Konzern nicht. Den vollständigen Bericht für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres wird Carl Zeiss Meditec am 6. August präsentieren./tav/zb/jha/