Die Behörde ermittle gegen Einzelpersonen und Personengruppen in verschiedenen Ländern, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München am Freitag. Sie bestätigte damit Informationen der "Börsen-Zeitung". Reuters hatte bereits im März berichtet, dass die Finanzmarktaufsicht Bafin und die Münchner Strafverfolger dem Verdacht der Manipulation zum Schaden des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 und seiner Anleger nachgehen.

Hintergrund ist ein Kurssturz der ProSiebenSat.1-Aktie, nachdem eine Firma namens Viceroy Research in einem im Internet veröffentlichten Bericht dem Fernsehkonzern eine fragwürdige Bilanzierung vorgeworfen hatte. Zugleich wettete die Firma, die sich selbst als Analysehaus bezeichnet, mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall der Aktie. Sie stürzte am 6. März, dem Tag der Veröffentlichung, um rund acht Prozent ab. ProSiebenSat.1 wies die Kritik zurück und behielt sich juristischer Schritte vor.

In dem nun formell eingeleiteten Ermittlungsverfahren in München spiele die Beteiligung von Viceroy eine prominente Rolle, erklärte die Staatsanwaltschaft. Im Fokus stünden die Personengruppierung hinter Viceroy und deren Geschäftsgebaren sowie die Verflechtung mit weiteren Personen. Viceroy berief sich im März auf die Meinungsfreiheit und erklärte, man sei sich keiner Rechtsverletzung bewusst. Viceroy-Gründer Fraser Perring argumentierte im Gespräch mit Reuters, ein Leerverkauf ("short sale") sei nicht weniger legitim als eine klassische Spekulation auf steigende Kurse ("long sale"). Die Firmenbezeichnung Viceroy verweist auf den Titel des britischen Statthalters und Vizekönigs von Indien in der Kolonialzeit.