HOUSTON (dpa-AFX) - Der Finanzinvestor Energy Capital Partners will mit Hilfe eines Konsortiums den US-Energieversorger Calpine übernehmen. Calpine-Aktionäre erhielten insgesamt 5,6 Milliarden US-Dollar oder 15,25 Dollar je Aktie in bar, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Erste Gerüchte darüber waren bereits im Mai aufgekommen, zuletzt hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über den Deal berichtet. Damit geht die Konsolidierung des im Umbruch befindlichen US-Energiesektors weiter.

Der Preis bedeutet dabei eine Prämie von 51 Prozent auf den Schlusskurs des Unternehmens von 10,09 Dollar vom 9. Mai, den Tag, bevor die ersten Übernahmegerüchte aufkamen. Ende Juli hatte Calpine dann öffentlich gemacht, auch über einen Verkauf des Unternehmens zu sprechen. Neben Energy Capital sind die US-Beteiligungsgesellschaft Access Industries des russischstämmigen US-Milliardärs Leonard Blavatnik sowie der kanadische Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board in dem Konsortium vertreten.

Der Hauptsitz von Calpine soll weiter in Houston sein, das Management soll ebenfalls an Bord bleiben. Die Aktionäre und die zuständigen Behörden müssen der Übernahme noch zustimmen. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2018 abgeschlossen werden. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, will das Konsortium zudem die Schulden des Unternehmens übernehmen - der Deal hätte damit ein Gesamtvolumen von 17 Milliarden Dollar. Derzeit läuft ein Entschuldungsprogramm über 2,7 Milliarden Dollar. Laut Energy Capital soll es an diesem Plan keine Änderungen geben.

Calpine ist eigenen Angaben zufolge größter US-Erzeuger von Strom aus Erdgas und Geothermie und liefert nicht nur an den Endkunden, sondern verkauft ihn auch im Großhandel. Das Unternehmen ist einer der wenigen börsennotierten Stromerzeuger. Die Branche befindet sich derzeit im Umbruch: Die Energieunternehmen sahen zuletzt ihre Margen erodieren - wegen des billigen Erdgases sowie dem Anstieg des Stromaufkommens aus erneuerbaren Energien. Zudem litten sie unter Subventionen, die einige Staaten für die Atomkraft bereitgestellt hatten.

Calpine hatte aus diesen Gründen im ersten Halbjahr rote Zahlen geschrieben. Wegen der niedrigen Gaspreise will das Unternehmen Kapazitäten aus dem Markt nehmen. So kündigte der Versorger bei den Erstquartalszahlen an, ein geplantes neues Gaskraftwerk in Texas nicht zu bauen. Auch will Calpine möglichst vier Gas-Kraftwerksblöcke in Kalifornien außer Betrieb stellen, die als Reserve dienen und nur dann hochgefahren werden, um Spitzenlasten abzufangen. Diese Leistung sieht das Unternehmen nicht angemessen vergütet.

Energy Capital hat sich zu einem der aktivsten Finanzinvestoren im US-Energiesektor gemausert. So gründete er im vergangenen Jahr ein Joint Venture mit dem Energiekonzern Dynegy, um von der französischen Engie deren US-Energiegeschäft zu übernehmen. Seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen verkaufte Energy Capital schließlich komplett an Dynegy und ist seitdem größter Anteilseigner an dem US-Versorger.

Auch mit Calpine machte der Finanzinvestor bereits Geschäfte: So übernahm Energy Capital ein Erdgas-Kraftwerk für 400 Millionen Dollar in South Carolina. Calpine betreibt insgesamt 80 Kraftwerke und hat rund 6,5 Millionen Kunden in Kalifornien, Texas und dem Nordosten der USA.

Auf dem US-Versorgermarkt macht derzeit in Texas noch eine andere Übernahme von sich reden. US-Starinvestor Warren Buffett kündigte Anfang Juli an, den texanischen Stromanbieter Oncor für einen Gesamtwert von 18 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Allerdings hat sich seitdem der aktivistische Hedgefonds Elliott in die Übernahme eingeschaltet und fordert einen höheren Preis. Bislang ist Buffett hart geblieben./nas/jha/fbr