Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Sind die schwächeren Verkäufe von 500-US-Dollar-Sneakern in den USA ein Zeichen für einen modischen Wandel oder einen beunruhigenden wirtschaftlichen Abwärtstrend? Ende der Vorwoche legten zwei große europäische Luxusunternehmen ihre jüngsten Quartalsergebnisse vor. Burberry gab bekannt, dass der vergleichbare Umsatz in den 13 Wochen bis Anfang Juli gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozent zulegte. Richemont, zu dem Cartier und der Uhrenhersteller Vacheron Constantin gehören, steigerte seinen Umsatz in den drei Monaten bis Juni dank der anhaltend starken Nachfrage nach teuren Uhren und Schmuckstücken um 12 Prozent. Obwohl beide Unternehmen besser abschnitten als erwartet, bröckelten ihre Aktien im europäischen Handel um rund 3 Prozent ab.

Dem Boom bei den Luxusausgaben, der während der Pandemie zu beobachten war, könnte die Puste ausgehen. Nach Aufhebung der Covid-19-Beschränkungen in Städten wie Schanghai kam es bei den chinesischen Verbrauchern nicht mehr zu so viel aufgestauten Käufen, wie nach dem Ende früherer Lockdowns. Richemont gab an, dass der Umsatz in China im Juni, als die Geschäfte wieder öffneten, immer noch um 12 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Die Nachfrage der US-amerikanischen Verbraucher ist derweil uneinheitlich. Dank des starken Dollars geben US-Touristen während ihres Urlaubs in Europa mehr Geld aus. Im Juni etwa konsumierten Reisende aus den USA 56 Prozent mehr als im gleichen Monat des Jahres 2019, wie aus Daten des Anbieters von Mehrwertsteuerrückerstattungen Planet hervorgeht.


   Vor allem weniger betuchte US-Kundschaft schränkt Luxusausgaben ein 

Weniger gut betuchte US-Verbraucher schränken aber ihre Ausgaben ein. Burberry klagt, dass sich die Verkäufe von preisgünstigeren Waren wie Sneakers und Sandalen in den USA verlangsamt haben. Das Management meint, dies sei ein Zeichen dafür, dass die Menschen formellere Kleidung wollten, wenn sie wieder ins Büro und in die Nachtlokale strömen. Auch die Ausgaben für Kreditkarten in den USA sind kaum beruhigend. Eine Analyse von Citi zeigt, dass die Ausgaben für Luxusgüter im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent anwuchsen - eine Verlangsamung gegenüber dem im Mai verzeichneten Wachstum von 10 Prozent. Und die Gruppe der Luxuskäufer wird kleiner. Die Zahl der Einzelkunden sinkt in mehreren Kategorien teurer Waren, darunter Schmuck, Uhren und Handtaschen.

Vergangenes Jahr zogen die Designermarken neue Kunden an, die über Ersparnisse und Konjunkturschecks verfügten. Laut Analysten der Bank of America haben Kunden mit einem Jahreseinkommen von weniger als 50.000 Dollar ihre Ausgaben für Luxusartikel im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 fast verdoppelt. Seit Januar sind die Käufe dieser Gruppe aber im Jahresvergleich um 9 Prozent zurückgegangen. Damit fällt eine Quelle des jüngsten Wachstums für Marken weg.

Es stimmt zwar, dass reichere Kunden trotz der Börsenflaute und aggressiver Preiserhöhungen in der gesamten Luxusgüterbranche weiterhin Geld ausgeben. Aber höhere Zinssätze und eine Verlagerung der Ausgaben auf Dienstleistungen könnten bald zu einem normaleren Ausgabeverhalten führen. Gemessen im Verhältnis der künftig erwarteten Gewinne werden die Aktien von Burberry und Richemont heute auf dem Niveau des Tiefpunkts der Pandemie im März 2020 gehandelt. Ohne Zweifel haben sich die Luxusverkäufe in den vergangenen zwei Jahren als robust erwiesen, aber es sind Zweifel angebracht, wie lange der Kaufrausch noch anhält.

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July 18, 2022 03:44 ET (07:44 GMT)