New York (Reuters) - Im Zusammenhang mit dem milliardenschweren Schmiergeldskandal um den brasilianischen Mischkonzern Odebrecht ist nun ein ehemaliger österreichischer Banker ins Visier der US-Justiz geraten.

Der frühere Chef der ehemaligen Wiener Privatbank Meinl Bank, Peter Weinzierl, sei wegen des Verdachts der Beteiligung an einer langjährigen Bestechungs- und Geldwäscheverschwörung verhaftet worden, teilte die US-Staatsanwaltschaft in der Nacht auf Mittwoch mit. Weinzierl und dem ebenfalls beschuldigten Österreicher Alexander Waldstein werde vorgeworfen, von 2006 bis 2016 mit Odebrecht und anderen Schwarzgeld gewaschen zu haben, um Beamte mit Geldern in Höhe von Hunderten Millionen Dollar zu bestechen.

Die Staatsanwaltschaft in Brooklyn (New York) teilte mit, Weinzierl sei auf Antrag der USA in Großbritannien festgenommen worden, während sich Waldstein auf freiem Fuß befinde. Beide Beschuldigten seien auch Vorstände bei einer mit der Meinl Bank verbundenen Bank in Antigua gewesen, teilte das Büro des Staatsanwaltes mit. Die Anwälte beider Angeklagter und die Bank waren zunächst nicht erreichbar.

Die Meinl Bank, die später in Anglo Austrian AAG Bank umbenannt wurde, war eine österreichische Privatbank, die von der Familie Meinl gegründet wurde und zuletzt Julius Meinl V. zuzurechnen war. Der Bankier und Spross des durch den Verkauf von Kaffeebohnen bekannt gewordenen Delikatessen-Geschäfts Julius Meinl war selbst wegen Anlagebetrugs im Zusammenhang mit einer früheren Immobilienfirma festgenommen worden. Nach dem Entzug der Banklizenz wurde die Insolvenz über die Meinl Bank eröffnet. Im Februar 2021 wurde sie geschlossen.

Weinzierl und Waldstein sollen laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit Komplizen mittels betrügerischen Transaktionen und Scheinverträgen mehr als 170 Millionen Dollar von New Yorker Bankkonten über ihre Bank auf Offshore-Konten überwiesen haben, die von Odebrecht kontrolliert wurden. Das Geld soll an Regierungsbeamte in Brasilien, Mexiko und Panama geflossen sein. Dem brasilianischen Staat seien mehr als 100 Millionen Dollar an Steuereinnahmen entgangen.

Odebrecht und seine Muttergesellschaft Braskem SA, Brasiliens größtes Petrochemieunternehmen, hatten sich im Dezember 2016 schuldig bekannt und bereit erklärt, 3,5 Milliarden Dollar an amerikanische und brasilianische Aufsichtsbehörden zu zahlen. Odebrecht wurde im vergangenen Dezember in Novonor SA umbenannt.