DORTMUND (dpa-AFX) - Zurückhaltende Führungskräfte, couragierte Profis: Anders als Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der für die kommende Spielzeit kein offizielles Saisonziel benennen will, gehen die Dortmunder Spieler mit dem M-Wort freizügiger um. Wie unlängst Abwehrchef Mats Hummels wagte nun auch Torjäger Erling Haaland vor dem Start in die Vorbereitung auf die neue Saison am Donnerstag eine Kampfansage an Titelverteidiger FC Bayern. "Wir haben auch die Qualität, um Meister zu werden, aber reden allein genügt nicht", sagte der 20 Jahre alte Norweger im Interview der "Sport Bild" (Mittwoch).

Mit den Neuzugängen Thomas Meunier und Jude Bellingham sowie den aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Talenten Youssoufa Moukoko und Ansgar Knauff nimmt der Zweite der vergangenen Saison einen neuen Anlauf, um die Alleinherrschaft der Münchner zu brechen. Ob er dabei mit Jadon Sancho planen kann, bleibt vorerst offen. Noch immer liegt dem BVB laut Sportdirektor Michael Zorc, der im "Kicker" von einem "reinen Medienthema" sprach, noch kein Angebot für seinen besten Torschützen und Vorbereiter vor.

Das könnte sich in Kürze ändern, weil Hauptinteressent Manchester United nach der Champions-League-Qualifikation über einen größeren finanziellen Spielraum verfügt. Angeblich bereiten die "Red Devils" in diesen Tagen ein Angebot in Höhe von 88 Millionen Euro vor. Doch die Schmerzgrenze der Dortmunder für den Verkauf des vertraglich bis 2022 gebundenen 20-Jährigen soll bei 120 Millionen Euro liegen. Auch in schwierigen Pandemie-Zeiten sieht der Revierclub keinen finanziellen Handlungsbedarf und will laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke "keinen Cent Corona-Rabatt" gewähren.

Angesichts dieser hohen Summe wachsen die Zweifel an einem Transfer von Sancho. Viel Zeit bleibt Manchester United ohnehin nicht mehr. Bis zum Beginn des Trainingslagers in Bad Ragaz (Schweiz) am 10. August will der BVB in dieser Personalie Klarheit. "Wir können uns sehr gut vorstellen, mit Jadon ins nächste Jahr zu gehen, weil er einfach einen sportlichen Mehrwert liefert", sagte Zorc den "Ruhr Nachrichten." Ungeachtet dieser Aussage werden in den Medien mit Jonathan Ikoné (22, Lille) und Jeremie Boga (23, Sassuolo) bereits zwei vermeintliche Sancho-Nachfolger gehandelt.

Nicht nur Sancho sorgt derzeit für Spekulationen. Darüber hinaus gibt es derzeit fast tägliche Medien-Bulletins zum Gesundheitszustand von Marco Reus. Noch ist unklar, ob der 31 Jahre Rekonvaleszent beim Start in die Vorbereitung wieder voll belastbar ist. Gemeinsam mit einem BVB-Physiotherapeuten arbeitete er selbst in seinem Urlaub auf Ibiza an seinem Comeback.

Ob der bereitet im Februar zugezogene Sehnenanriss im Oberschenkel vollständig ausgeheilt ist, sollen ein Leistungs-Check und genaue Untersuchungen in den ersten Trainingstagen ergeben. "Wenn ich weiß, dass es mir gut geht, dass ich im Training alles verkrafte, dann komme ich mit neuer Energie dazu und bin vielleicht etwas unbekümmerter als andere, die schon mehr Spiele in den Knochen haben. Ich hoffe, dass ich das zur neuen Saison auch so schaffe", sagte Reus kürzlich im Vereins-TV.

Spätestens beim ersten Teamtraining am Montag nach zuvor zwei Corona-Tests am Donnerstag und Samstag wird neben Sancho und Reus auch Moukoko ins Rampenlicht rücken. Auf Geheiß von Trainer Lucien Favre rückt das erst 15 Jahre alte Sturm-Juwel, das in den vergangenen Jahren für diverse Rekorde im Jugendbereich sorgte, zu den Profis auf. Otto Addo, Dortmunds Spezialtrainer für Talente, warnte vor allzu großer Erwartungshaltung: "Keiner weiß, wie er sich gegen gestandene und erwachsene Spieler durchsetzen kann. Ich hoffe, dass er es schafft. Das Potenzial hat er."/bue/DP/zb