BNP Paribas : Studie - Europas Banken drohen mehr als 400 Mrd Euro an Kreditausfällen
Am 21. Juli 2020 um 14:42 Uhr
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Der Konjunktureinbruch und die zunehmende Zahl an Pleiten durch die Corona-Krise wird Europas Banken verschiedenen Studien zufolge teuer zu stehen kommen.
In den nächsten drei Jahren müssten sich die Geldhäuser auf Kreditausfälle von mehr als 400 Milliarden Euro einstellen, warnte das Beratungsunternehmen Oliver Wyman am Dienstag in einer Untersuchung. Bei einem zweiten, europaweiten Lockdown könnten sich die Ausfälle auf mehr als 800 Milliarden Euro verdoppeln. Auch die Ratingagentur Moody's erwartet steigende Belastungen durch faule Kredite.
Von 2017 bis 2019 kosteten ausgefallene Darlehen der Oliver-Wyman-Studie zufolge Europas Banken rund 160 Milliarden Euro. Bei einem Anstieg der Kreditausfälle auf 400 Milliarden würde das die Banken ähnlich stark belasten wie die europäische Schuldenkrise. Die Summe wäre aber nur 40 Prozent dessen, was die Banken für Kreditausfälle in der globalen Finanzkrise von 2008 bis 2010 berappen mussten.
"Es ist unwahrscheinlich, dass die Pandemie den europäischen Bankensektor lähmen wird", sagte Oliver-Wyman-Bankenexperte Christian Edelmann. Aber sehr viele Banken würden wegen schwacher Erträge zu radikalen Umbaumaßnahmen gezwungen werden. Die deutschen Geldhäuser zählten schon vor der Corona-Krise zu den ertragsschwächsten in Europa und stehen nun schwer unter Druck. Nicht nur die Commerzbank, die Insidern zufolge rund 10.000 Stellen streichen will, hat den Rotstift angesetzt.
Moody's warnte, dass vor allem Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen sowie unbesicherte Verbraucherdarlehen gefährdet seien. Vor allem Banken in Südeuropa hätten viel Geld bei kleinen und mittleren Unternehmen im Feuer. In Deutschland und Großbritannien liege der Anteil dieser Darlehen am gesamten Kreditvolumen dagegen unter dem europäischen Durchschnitt von 15 Prozent.
Der Konjunktureinbruch infolge der Corona-Pandemie dürfte die Kreditqualität verschlechtern. Der Anteil fauler Kredite in den Bankbilanzen dürfte bis 2022 bei den meisten europäischen Banken um ein bis drei Prozentpunkte steigen, erwartet Moody's. Ende Juni galten 8,5 Prozent der Kredite europäischer Banken an kleine und mittlere Unternehmen als ausfallgefährdet, bei Verbraucherdarlehen waren es 5,6 Prozent.
BNP Paribas ist die größte Bankengruppe Frankreichs. Das Nettobankprodukt (NBP) teilt sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten auf: - Privatkundengeschäft (54%): Privatkundengeschäft in Frankreich (24,1% des NBP), in Belgien (14,6%) und Italien (10,2%). Der Rest des NBP (51,1%) stammt aus internationalen Aktivitäten und spezialisierten Finanzdienstleistungsaktivitäten (Verbraucherkredite, Immobilienkredite, Leasingkredite, Verwaltung von Fahrzeugflotten, Leasing von Computerausrüstung); - Finanz- und Investmentbanking (34,4%): Beratung und Kapitalmarktaktivitäten (83,7% des NBP; Beratung bei Fusionen und Übernahmen, Aktivitäten im Zusammenhang mit den Aktien-, Zins- und Devisenmärkten usw.) und Finanzierung (16,3%; Finanzierung von Übernahmen, Projekten, Rohstoffgeschäften usw.); - institutionelle und private Verwaltung und Versicherung (11,6%): Vermögensverwaltung, Private Banking (Nr. 1 in Frankreich), Immobilien- und Online-Maklerdienste, Versicherungen und Wertpapierdienstleistungen (Nr. 1 in Europa für einbehaltene Wertpapiere). Ende 2023 verwaltet BNP Paribas 988,5 Milliarden Euro an kurzfristigen Einlagen und 859,2 Milliarden Euro an kurzfristigen Krediten. Das Nettobankprodukt ist geografisch wie folgt verteilt: Europa, Naher Osten und Afrika (82,9%), Amerika (9,8%) und Asien/Pazifik (7,3%).