"Wir brauchen Europa. Wir sollten mehr darüber reden, wie wir es stärken könnten", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt. Ein wichtiger Baustein sei die Bankenunion, deren Umsetzung schon vor Jahren beschlossen wurde, allerdings ins Stocken geraten ist. HSBC-Vize-Verwaltungsratschef Jonathan Symonds pflichtete Sewing bei: "Die Antwort auf Globalisierung ist nicht Fragmentierung. Wenn wir eine Ansammlung von heimischen Spielern sind, spielen wir nicht gut genug."

Die vor rund fünf Jahren auf den Weg gebrachte Bankenunion sieht unter anderem einheitliche Finanzmarktrichtlinien und Regelungen zur Bankenabwicklung innerhalb der Europäischen Union (EU) vor. Die damit verbundene gemeinsame Einlagensicherung wird in Deutschland skeptisch gesehen. Kritiker vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken fürchten, bei Schieflagen von Geldhäusern in Südeuropa in die Haftung genommen zu werden. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte Anfang November in der Debatte um eine EU-Einlagensicherung aber Kompromissbereitschaft gezeigt und damit die Steine wieder ins Rollen gebracht.

"MIT BANKENUNION WÄRE EUROPA STABILER"

Vor den versammelten Branchenvertretern in Frankfurt warb Scholz für seinen Vorschlag. "Hätten wir eine Bankenunion, hätten wir mehr Wachstum, hätten wir mehr Arbeitsplätze und wäre Europa insgesamt stabiler," sagte der SPD-Politiker. Vorurteile und Ängste im Zusammenhang mit diesem Thema müssten überwunden werden. Am Ende werde es in Deutschland sogar mehr Sicherheit für Spareinlagen geben und Finanzinstitute könnten mehr Erträge erwirtschaften, wenn sich ihr Geschäftsfeld erweitere. "Es ist in unserem ureigensten Interesse, dass wir das mit der Bankenunion jetzt hinbekommen."

Commerzbank-Chef Martin Zielke stellte sich hinter Scholz. "Wir können nicht zulassen, dass die weitere europäische Integration ein Traum bleibt", sagte er. Durch eine Bankenunion würde die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzinstitute deutlich erhöht. "Eingequetscht zwischen den USA und China kann Europa nur erfolgreich sein, wenn es stärker zusammenwächst." Banken müssten in die Offensive gehen. Die Zeit laufe davon.

Hoffnungen setzen die Banker auch in die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Bei ihrem ersten großen Auftritt als oberste Währungshüterin vor der europäischen Finanzelite forderte sie eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit Europas. Die EZB werde auch künftig eine Schlüsselrolle bei der Sicherung des Wohlstands in der Euro-Zone spielen. Allerdings müssten die Regierungen dazu ebenfalls ihren Beitrag leisten.