"Ich bin fest davon überzeugt, dass es keine Kunden geben wird, die wirklich an einem Benzinmotor festhalten wollen", sagte Vorstandschef Håkan Samuelsson am Dienstag. Damit reiht sich der zur chinesischen Geely-Gruppe gehörende schwedische Autobauer in die wachsende Zahl von Herstellern ein, die wegen schärferer Klimavorgaben den Ausstieg aus herkömmlichen Benzin- oder Diesel-Motoren forcieren. Auch die deutschen Herstellern Volkswagen, Daimler und BMW steigern ihren Elektroanteil massiv, haben aber noch kein konkretes Enddatum für den Verbrenner genannt.

Volvo will bis 2025 bereits die Hälfte des Umsatzes mit Elektroautos und die andere Hälfte mit Hybrid-Modellen machen, bei denen sich auf längeren Strecken ein Verbrennungsmotor zum Batterieantrieb hinzuschaltet. Samuelsson kündigte auch an, dass Volvo in den nächsten Jahren eine neue Familie von E-Autos auf den Markt bringen will, die nur noch online verkauft werden soll. Software-Updates wollen die Schweden künftig über das Internet anbieten, eine Technik bei der Tesla die Nase weit vorne hat. Auch andere Hersteller versuchen, es dem US-Elektroautobauer nachzumachen.

Den Abschied vom Dieselmotor hatte Volvo als einer der ersten traditionellen Autobauer bereits 2017 eingeleitet. Damals kündigte die Geely-Tochter werbewirksam an, sich aus dem Diesel zurückzuziehen. Ab 2019 sollte jedes neue Modell entweder mit einem Elektro- oder Hybridantrieb auf die Straße kommen. Herkömmliche Verbrennungsmotoren sollten nur noch in ältere Automodelle eingebaut werden. Den Schritt begründete das Unternehmen mit steigenden Kosten für die Abgasreinigung und einem zu hohen Aufwand für Neuentwicklungen. Andere Hersteller investierten damals noch massiv in die Weiterentwicklung der Selbstzünder, die 2015 durch das Bekanntwerden der millionenfachen Manipulation von Abgaswerten durch Volkswagen in Verruf geraten war.

Inzwischen befindet sich der Dieselantrieb in Europa auf dem Rückzug, dagegen steigen die Neuzulassungen von Elektroautos rasant. Immer mehr Länder drängen die Hersteller zum Umstieg auf emissionsfreie Antriebe. Einige Staaten wollen in einigen Jahren keine Autos mit fossilen Antrieben mehr zulassen. Dadurch nimmt der Druck auf die Hersteller weiter zu. Immer mehr Hersteller kündigen den Ausstieg aus dem Verbrenner an: Ford will sein Fahrzeugangebot in Europa bis 2030 komplett auf Elektroautos umzustellen. Der US-Rivale GM will ab 2035 keine Pkw mehr mit Benzin- oder Dieselmotor bauen. Luxusmarken wie der zum indischen Tata-Konzern gehörende Hersteller Jaguar Land Rover und die VW-Tochter Bentley haben sich ähnliche Ziele gesteckt. Volkswagen will 2026 die letzte Verbrenner-Plattform auflegen. Damit ist absehbar, dass zur Mitte des nächsten Jahrzehnts auch bei dem Wolfsburger Konzern der Verbrennungsmotor ausläuft.

Die Industrie steckt viele Milliarden in die Transformation und muss Personal abbauen, weil beim Bau von Elektromotoren weniger Arbeit anfällt als bei Verbrennern. Dadurch nehmen Konflikte mit den Gewerkschaften potenziell zu. Autobauer schließen sich zusammen, um die Kosten auf mehrere Schultern zu verteilen.