BERLIN (Dow Jones)--Die Autokonzerne Audi, VW, Daimler und BMW haben nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) trotz rechtlicher Warnungen bereits 2006 Abschalteinrichtungen in Auftrag gegeben. Interne Dokumente zeigten die aktive Rolle der Konzerne bei der Beauftragung der Betrugssoftware - trotz nachgewiesener Kenntnis über die rechtlichen Probleme, erklärte die DUH. Der Verband habe die Unterlagen im Sommer 2022 aus dem Umfeld der Automobilindustrie zugespielt bekommen. Der Diesel-Abgasskandal sei "kein Fehler einzelner VW-Ingenieure, sondern das Ergebnis einer Auftragsarbeit seitens deutscher Dieselkonzerne", so die Umwelthilfe.

"Die von uns bereits an die Staatsanwaltschaft Stuttgart weitergeleiteten Unterlagen weiten den größten Industrieskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte aus", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch bei einer Pressekonferenz. "Nicht einzelne VW-Ingenieure, sondern die Profitgier der vier größten Automobilunternehmen Deutschlands führte zur Entwicklung von insgesamt 44 unterschiedlichen Varianten der Betrugssoftware." Damit sei der letzte Beweis erbracht, dass Dieselgate nicht durch einzelne VW-Ingenieure ohne Kenntnis des Vorstandes zustande gekommen sei. "In Wirklichkeit handelt es sich um eine Auftragsarbeit von Bosch für die vier größten Automobilunternehmen in Deutschland", sagte Resch.

Die Konzerne reagierten auf die Vorwürfe zurückhaltend. "Die angeführten Punkte sind nicht neu und allesamt aufgearbeitet", heißt es von Bosch. "Wie öffentlich bekannt, wurde 2019 das Verfahren gegen Bosch mit einem Bußgeldbescheid abgeschlossen. Dabei hat die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass die Initiative für Integration und Ausgestaltung von als unzulässig vorgeworfenen Softwarestrategien jeweils von Mitarbeitern anderer Unternehmen ausging", so der Stuttgarter Konzern. Grundsätzlich unterlägen Geschäftsbeziehungen der Vertraulichkeit, weswegen man dazu keine Stellung nehme. Auch zu laufenden Verfahren äußere sich Bosch grundsätzlich nicht.

BMW äußerte sich ähnlich: "Die nun zum wiederholten Mal geäußerten Vorwürfe der DUH sind für uns weiterhin nicht nachvollziehbar. Ein bewusstes, gezieltes Vorgehen zur unzulässigen Manipulation von Abgasemissionen ist für uns nicht akzeptabel", heißt es von dem Münchener Konzern. Viele der aufgeführten Funktionen seien technisch notwendig, um Fahrzeuge mit einem komplexen System zur Abgasreinigung ordnungsgemäß betreiben zu können.

Bei Mercedes-Benz wollte man sich zu den Angaben der DUH nicht äußern. Bei VW war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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