Frankfurt (Reuters) - Die IG Metall zieht wie erwartet mit der Forderung nach acht Prozent Lohnerhöhung in die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie.

Der Vorstand stellte sich damit am Montag hinter die von den regionalen Tarifbezirken einmütig geäußerte Zahl. "Die Beschäftigten brauchen Entlastungen, auch mit Blick auf ihre 2023 nochmals steigenden Rechnungen", erklärte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Die Konjunktur müsse durch steigende Einkommen und stabilen Konsum gestützt werden.

Die Gewerkschaft sieht die Unternehmen trotz steigender Produktionskosten und gestörter Lieferketten in einer guten Lage. So verdienen die Autobauer zum Beispiel gut, weil sie höhere Preise durchsetzen konnten. "Betriebe können steigende Kosten weiterreichen, Beschäftigte nicht", erklärte der Gewerkschaftschef. Viele kleinere Unternehmen zum Beispiel im Maschinenbau kämpfen dagegen mit dem sich verschlechternden Wirtschaftsumfeld.

Die Arbeitgeber wiesen deshalb die diskutierte Lohnforderung abermals entschieden zurück. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf kritisierte, die IG Metall lebe in einer "Fantasiewelt" und sei blind für die Realität. Ein guter Auftragsbestand, der nicht abgearbeitet werden könne oder zu Verlust führe, sei kein Kriterium für eine gute Lage der Betriebe. "Die Lage ist so unterschiedlich wie nie zuvor", erklärte Wolf. Es sei verantwortungslos von der Gewerkschaft, sich an den 100 gut verdienenden der insgesamt 26.000 Unternehmen der Branche zu orientieren.

Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern des mit 3,8 Millionen Beschäftigten größten deutschen Industriezweigs sollen Mitte September beginnen. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach wäre Streik möglich.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)