Von Selina Cheng

HONGKONG (Dow Jones)--Autohersteller und Autohändler in China senken wegen eines Nachfrageeinbruchs die Preise. Unternehmen wie Ford, BMW und VW bieten kräftige Rabatte und Sonderangebote für Elektrofahrzeuge an, nachdem China seine landesweiten Subventionen für Elektroautos eingestellt hat. Andere, darunter GM und der Hersteller von Citroën, gehen mit den Preisen für ihre Verbrenner-Autos herunter.

In China sind die Autoverkäufe im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Fünftel zurückgegangen, da viele Verbraucher angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten auf große Anschaffungen verzichten. Ausländische Autohersteller sehen sich in China mit zunehmendem Gegenwind konfrontiert. Sie leiden darunter, dass das Wachstum seit Jahren ins Stocken geraten ist und die Verkäufe von Verbrennern nachlassen, während die einheimischen Hersteller von Elektroautos die wachsende Nachfrage nach Stromern dominieren.

Ford hat seinen Mustang Mach-E bis Ende April um rund 6.000 US-Dollar verbilligt, wie aus Online-Verkaufsaktionen hervorgeht. Die Standardversion des batteriebetriebenen SUV ist für nur 31.000 Dollar zu haben. Branchenangaben zufolge wurden im vergangenen Monat nur 84 Fahrzeuge in China verkauft, während es im Dezember noch rund 1.500 waren. Der Autohersteller verzeichnete im Dezember einen sprunghaften Anstieg der Verkäufe, nachdem er den ursprünglichen Preis um 9 Prozent gesenkt hatte. Eine Ford-Sprecherin bestätigte die Aktion und erklärte, es handele sich um eine Lagerräumung.

Der Gegenwind, mit dem die Branche konfrontiert ist, ist vielfältig, und die Autohersteller sowie Händler haben unterschiedliche Motive für ihre Rabatte. Die Abschläge reichen von der Hälfte des üblichen Preises bis zu einem einzigen Prozentpunkt auf Fahrzeuge des Marktführers BYD. Im Dezember gab die chinesische Führung ihre Covid-19-Kontrollen auf, um sich auf eine konsumgetriebene Wiederbelebung der stotternden Wirtschaft zu konzentrieren. Gleichzeitig beendete die Regierung die Steuersenkungen für Autokäufer und die langjährigen Subventionen für Elektroautos, die im vergangenen Jahr den Autoverkauf angekurbelt hatten.


   Kräftige Preisrabatte auf Verbrenner 

Händler von Autos mit Verbrennungsmotor wollen rund 500.000 Fahrzeuge aus ihrem Bestand entfernen, darunter auch ältere Modelle, die die im Juli in Kraft tretenden strengeren Abgasnormen nicht erfüllen, so Kelvin Lau, Analyst bei Daiwa Capital. Das Joint Venture von VW und der Provinzregierung von Shanghai kündigte zuletzt an, die Preise für 20 Verbrenner- und Elektromodelle bis Ende April zu senken, wobei die Preisnachlässe zwischen 2.200 und 7.300 Dollar pro Fahrzeug liegen. Die Wolfsburger hatten zuletzt bereits in den sozialen Medien einen Preisnachlass von fast 6.000 Dollar für seine elektrische ID-Serie bekannt gegeben. Ein Sprecher von VW betonte, das Unternehmen biete wegen der allgemeinen Zurückhaltung der Autokäufer, der neuen Emissionsvorschriften und der von der Konkurrenz angebotenen Rabatte vorübergehende Sonderangebote an. Der Citroën-Hersteller Dongfeng Motor und die Regierung der Provinz Hubei, in der der staatliche Automobilhersteller seinen Sitz hat, bieten in diesem Monat Rabatte von bis zu fast 13.000 Dollar pro Fahrzeug auf Autos an, die ihre Joint Ventures fertigen. Bei den meisten Modellen handelt es sich um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Käufer können die C6-Benzinlimousine von Dongfeng-Peugeot-Citroën Automobile für nur 18.000 Dollar erwerben, was einem Nachlass von 40 Prozent auf den Neupreis entspricht. Das in die Jahre gekommene Modell hat sich nicht gut verkauft und dessen Absatz ist im vergangenen Monat auf rund 100 Stück zurückgegangen. "Einige Autohersteller haben nur sehr wenige Verkäufe zu verzeichnen", merkt David Zhang, ein unabhängiger Automobilanalyst aus Shanghai, an. "Wenn das so weitergeht, werden die Produktions- und Händlernetze der Hersteller zusammenbrechen."

Weder Dongfeng noch sein Joint Venture reagierten auf Bitten um Stellungnahme.

Einige Cadillac-Händler bieten kurzfristige Rabatte von etwa einem Viertel auf die CT5-Limousine mit Verbrennungsmotor an. Das Joint Venture von GM in China verkaufte im vergangenen Monat fast 2.200 Exemplare dieses Modells. Die GM-Marken haben in den vergangenen Jahren in China aber Marktanteile verloren. GM reagierte nicht auf eine Anfrage nach einem Kommentar.

Die Einzelhandelsumsätze in China kletterten in den ersten beiden Monaten des Jahres um 3,5 Prozent, wie offizielle Daten zeigen. Derweil geben die Chinesen mehr für Bekleidung und Gastronomie aus, halten sich aber bei größeren Anschaffungen zurück.


   Tesla mit Vorreiterrolle bei Preisnachlässen 

Chinas politische Entscheidungsträger sollten die Wiedereinführung von E-Auto-Subventionen in Erwägung ziehen. Damit ließe sich das Wachstum der Verbraucherausgaben wieder ankurbeln, das für die Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Aufschwungs erforderlich ist, so Carlos Casanova, leitender Asienökonom bei Union Bancaire Privée. Autohersteller auf der ganzen Welt haben erklärt, dass sie sowohl die Preise als auch die Kosten senken müssen. Tesla ist vor kurzem auf die Preisbremse für eine Reihe seiner Modelle in den USA, Europa und China getreten. Im Reich der Mitte gehörte der Konzern zu den ersten, der die Preise absenkte. Ford folgte dem Beispiel von Tesla und verringerte die Preise für seinen elektrischen Mustang Mach-E sowohl in den USA als auch in China.

Das Reich der Mitte hat sich nach der Einführung von Kaufanreizen im Jahr 2010 zum weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride entwickelt. Die Verkäufe dieser Fahrzeuge schnellten zwar in den vergangenen zwei Monaten um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr empor, aber das reichte nicht aus, um den fast 30-prozentigen Einbruch bei den Käufen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auszugleichen.

Einige Hersteller von Elektrofahrzeugen bieten im Vorfeld der Automesse in Shanghai im nächsten Monat, auf der die Unternehmen ihre neuesten Modelle vorstellen wollen, Sonderangebote an. Käufer des i3 von BMW können fast 12.000 Dollar Rabatt auf den Listenpreis einheimsen, so ein Vertriebsmitarbeiter eines Autohauses in der südlichen Stadt Guangzhou. Und er betont, dass die bereits produzierten Fahrzeuge ausverkauft seien und jetzt Bestellungen entgegengenommen würden. Ein BMW-Sprecher erklärte, das Unternehmen habe den Listenpreis für seine Autos nicht geändert und die Händler würden Rabatte anbieten. Die Preisnachlässe führten zu vorgezogenen Aufträgen und würden wahrscheinlich die Verkäufe der Autohersteller im weiteren Verlauf des Jahres nach unten ziehen, argumentiert Daiwa-Analyst Lau.

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March 20, 2023 07:42 ET (11:42 GMT)