--Absatz gut ein Viertel unter Vorkrisenniveau

--Elektroautos legten kräftig zu

--Mehrheit kauft weiterhin Verbrenner

--Produktion in Deutschland zieht erneut an

(NEU: EY-Studie, VDA, VDIK)

Von Markus Klausen und Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Automarkt hat sein Wachstum im Mai dank einer kräftigen Nachfrage von Unternehmen nochmals beschleunigt. Der Abstand zum Vorkrisenniveau ist aber weiterhin groß. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte, stiegen die Pkw-Neuzulassungen um 19,2 Prozent auf 246.966 Fahrzeuge. In den ersten fünf Monaten betrug das Plus 10 Prozent auf 1,12 Millionen Autos. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorkrisenjahres 2019 liegen die Neuzulassungen gut ein Viertel niedriger, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) konstatierte.

Der Aufwärtstrend auf dem Neuwagenmarkt dürfte vorläufig anhalten, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) schreibt. "Der Chipmangel verliert an Bedeutung, die Produktion kann weiter hochgefahren werden", sagte EY-Partner Peter Fuß. "Damit verbessert sich auch die Liefersituation. Und dank eines komfortablen Auftragspolsters und eines erheblichen Nachholbedarfs nach mehreren Jahren mit ungewöhnlich niedrigen Neuzulassungen wird es auch in den kommenden Monaten aufwärts gehen."

In den drei Krisenjahren 2020 bis 2022 seien insgesamt etwa 2,3 Millionen Neuwagen weniger verkauft worden als in den drei vorangegangenen Jahren. Allerdings dürften die schwache Konjunkturentwicklung, die hohe Inflation und wenig attraktive Finanzierungsmöglichkeiten dem aktuellen Aufwärtstrend einen Dämpfer geben, der mit einer gewissen Verzögerung auch zu sinkenden Neuzulassungen führen dürfte, so Fuß.

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) erwartet bis Jahresende insgesamt rund 2,75 Millionen neue Pkw.


   Keine echte Trendwende zu E-Autos 

SUV-Neuzulassungen legten im vergangenen Monat laut KBA mit 26,9 Prozent deutlich zu. Mit einem Anteil von 29,7 Prozent waren sie das stärkste Segment, gefolgt von der Kompaktklasse, deren Anteil nach einem Zuwachs von 16,9 Prozent 15,2 Prozent ausmachte. Elektro-Pkw (BEV) erreichten ein Plus von 46,6 Prozent - ihr Anteil an den Neuzulassungen stieg von 14,1 auf 17,3 Prozent. Der größte Anteil an den Neuzulassungen entfiel mit einem Zuwachs von 17,6 Prozent allerdings auf Benziner (Anteil: 35,5 Prozent), und Pkw mit Dieselantrieb legten um 3,6 Prozent zu (17,6 Prozent).

Die große Mehrheit der Neuwagenkäufer greift damit weiterhin zu Verbrennern. Eine echte Trendwende hin zu Elektroautos sei derzeit nicht zu erkennen, so das Fazit von EY. "Gegen den Kauf eines Elektroautos sprechen aus Sicht vieler Kunden nach wie vor der hohe Preis, die teils unzureichende Ladeinfrastruktur und die ungenügenden Reichweiten", so Fuß.

Bei den deutschen Herstellern gingen im abgelaufenen Monat die Auftragseingänge laut VDA zurück, die Produktion in deutschen Fertigungsstätten stieg gleichwohl um ein Viertel auf 381.100 Pkw. Seit Jahresbeginn wurden damit insgesamt gut 1,8 Millionen Pkw produziert, 32 Prozent mehr als in den ersten fünf Monaten 2022. Die Produktion lag damit aber immer noch 13 Prozent unter dem Niveau des Vergleichszeitraums aus dem Vorkrisenjahr 2019.

Unter den deutschen Marken erreichte BMW mit 60,2 Prozent das stärkste Zulassungsplus. Mercedes legte gegenüber dem Vorjahresmonat um 55 Prozent zu. Mit positiven Vorzeichen gingen laut KBA auch Audi (+36,0 Prozent), Porsche (+20,4 Prozent), VW (+13,0 Prozent) aus dem Mai hervor. Bei Opel sanken die Zulassungen um 20,3 und bei Ford um 10,2 Prozent.

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June 05, 2023 08:09 ET (12:09 GMT)