MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW kann wieder stärker auf die gut laufenden Geschäfte vor allem in China bauen. Zum Jahresende verschaffte der größte Automarkt der Welt den Münchenern sogar einen Gewinnanstieg, wie aus den vorgelegten Zahlen des Unternehmens am Donnerstag hervorging. Die Schrammen der Corona-Pandemie zeigten sich natürlich noch in den Jahreszahlen - doch der Konzern blickt wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Die Dividende will das Management nicht ganz so stark kürzen wie erwartet.

Die im Dax notierte BMW-Stammaktie reagierte kaum auf die Vorlage der Zahlen und lag nach dem Mittag rund 1,5 Prozent im Minus. Europaweit war es an der Börse aber auch für andere Autobauer wie VW und Daimler kein guter Tag - sie verloren vergleichbar. NordLB-Analyst Frank Schwope lobte BMW denn auch für "noch recht starke Zahlen" in Pandemie-Zeiten. Als positive Überraschung wurden sie am Markt aber nicht mehr aufgenommen. BMW hatte zuvor auch schon Eckdaten zum Mittelzufluss im vierten Quartal mitgeteilt.

Indes fehlt dem BMW-Papier im Konkurrenzvergleich seit etwas längerer Zeit der Schwung. Daimler hat seit Anfang 2020 - also inklusive des Crashs in der Corona-Krise vor einem Jahr - den Kurs um fast 50 Prozent steigern können. Zwar liegt BMW gleichauf mit der Volkswagen-Vorzugsaktie, die in diesem Zeitraum knapp 10 Prozent gewinnen konnte. Doch in den vergangenen Monaten hat VW deutlich stärker Aufwind bekommen.

"Wir blicken für 2021 zuversichtlich nach vorn und wollen die Wachstumsdynamik der letzten Monate beibehalten", sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter. Und die sah ganz ordentlich aus: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag im vierten Quartal bei 2,2 Milliarden Euro und damit nur noch 5,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das war mehr als von Analysten zuvor geschätzt. In den ersten neun Monaten hatte BMW operativ noch einen Einbruch um die Hälfte verzeichnet.

Während sich in Europa und auch in Nordamerika die Regierungen mit der Corona-Pandemie weiter schwertun und mit Lockdowns dagegen ankämpfen, verkaufen sich vor allem in China die BMW-Autos wieder deutlich besser. Da BMW das chinesische Gemeinschaftsunternehmen BBA nicht im Konzern konsolidiert und dessen Ergebnisse erst im Finanzergebnis ausweist, wird erst unter dem Strich deutlich, wie stark die Bayern derzeit an der Volksrepublik hängen. Da stand nämlich im vierten Quartal ein Anstieg des Überschusses von einem knappen Fünftel auf 1,68 Milliarden Euro.

Auf Jahressicht erzielte BMW bei der wichtigen operativen Marge im Autogeschäft einen Wert von 2,7 Prozent, weil der Konzern zwischen Oktober und Ende Dezember mit 7,7 Prozent deutlich zulegen konnte. Allerdings schnellte die operative Marge nicht ganz so hoch wie beim Rivalen Mercedes-Benz mit 13,3 Prozent im Schlussquartal. Mercedes rechnet zwar seine China-Gewinne direkt in die Marge ein, weswegen die Werte nicht direkt vergleichbar sind. Das BMW-Management gab als Richtschnur aber zuletzt an, dass die eigene Marge bei gleicher Vorgehensweise um ein bis anderthalb Prozentpunkte höher liegen würde. Mercedes tritt derzeit mit einem starken Arbeitsplatzabbau unter Daimler-Chef Ola Källenius ohnehin deutlich auf die Kostenbremse.

Das BMW-Management hatte bereits angedeutet, mit dem starken Schlussquartal letztlich am oberen Ende der Jahres-Margenprognose von 0 bis 3 Prozent zu landen. Im Gesamtjahr lag der Umsatz mit 99 Milliarden Euro noch rund 5 Prozent unter dem Vorjahreswert, der Überschuss fiel mit 3,86 Milliarden Euro fast um ein Viertel. Die Dividende für die Stammaktie soll 1,90 Euro betragen nach 2,50 Euro vor einem Jahr. Damit sinkt die Ausschüttung nicht ganz so stark wie von Experten erwartet. BMW verwies auf eine nahezu stabile Ausschüttungsquote von knapp einem Drittel des Jahresüberschusses.

"In das Jahr 2021 gehen wir gestärkt und mit Rückenwind", sagte Vorstandschef Oliver Zipse. Jefferies-Experte Philippe Houchois wertete die Kommentare des Managements zum Jahresstart als vielversprechend. BMW bringt 2021 einige weitere für das Unternehmen wichtige Elektroautos auf den Markt, mit denen man gegen Daimler, die VW-Töchter Audi und Porsche und auch gegen den US-Elektropionier Tesla bestehen will.

Analysten und Investoren vermissen bei BMW unterdessen bisher etwas den Kampfgeist beim Umbruch in der Branche, wie es jüngst der bekannte Bernstein-Experte Arndt Ellinghorst formulierte. Zipse führt den Konzern seit der Amtsübernahme vom unglücklichen Harald Krüger zwar mit klarem Kurs, aber ohne große Revolutionen. Bei Daimler fährt Källenius nicht nur einen harten Sparkurs, sondern bricht den Traditionskonzern auch gleich komplett in eigenständige Auto- und Lkw-Teile auf. Bei VW schiebt Chef Herbert Diess den Wolfsburger Autoriesen immer stärker in eine voll auf reine Elektroautos ausgerichtete Zukunft, was Börsianer mittlerweile honorieren.

Immerhin halten die Analysten BMW zugute, dass der Konzern ohnehin effizient dasteht und daher das Potenzial für große Umbauten begrenzt ist. Auf der Bilanzpressekonferenz an diesem Mittwoch (17. März) werden Zipse und Finanzchef Peter dann auch einen konkreten Ausblick vorstellen. Die Rivalen hatten jüngst auch in den finanziellen Zielsetzungen deutlichen Optimismus für 2021 durchblicken lassen./men/ngu/jha/