München (Reuters) - Der Münchner Autobauer BMW sieht sich trotz steigender Rohstoffkosten und der weltweiten Halbleiterknappheit in der Autobranche für das Gesamtjahr gut gerüstet.

Die Nachfrage nach Autos sei hoch, insbesondere in China, und die Kunden seien bereit, höhere Preise zu zahlen. Finanzvorstand Nicolas Peter sagte am Freitag eine deutliche Steigerung des Vorsteuergewinns voraus. Allerdings dürften vor allem in der zweiten Jahreshälfte die steigenden Notierungen für Stahl, Rhodium oder Palladium zu Buche schlagen, die derzeit auf Rekordniveau liegen. Zudem sei die Versorgungslage bei Speicherchips sehr angespannt. "Wir können für das zweite Quartal nicht davon ausgehen, dass wir ganz ungeschoren davonkommen", räumte BMW-Chef Oliver Zipse ein.

Anders als die meisten anderen Autobauer weltweit war BMW bislang kaum von Produktionsunterbrechungen betroffen. Lediglich bei Mini in Großbritannien und in Regensburg standen die Bänder wenige Tage still - Volkswagen dagegen musste die Produktion wiederholt drosseln und Kurzarbeit anmelden. Zipse führt das vergleichsweise gute Abschneiden seines Unternehmens darauf zurück, dass BMW traditionell enge Beziehungen zu seinen Lieferanten über mehrere Lieferstufen hinein führe. Zudem habe BMW seine Produktionsplanung für 2021 nach Ausbruch der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr nicht maßgeblich reduziert.

Weltweit haben die Autobauer mit Engpässen bei Chips zu kämpfen, weil die Lieferanten seit Ausbruch der Corona-Krise vorrangig Computerhersteller und Anbieter von Unterhaltungselektronik bedienen. Als sich die Pkw-Nachfrage Ende 2020 schneller vom Corona-Schock erholte als erwartet und die Autoindustrie dringend Halbleiter benötigte, waren die Kapazitäten bereits vergeben. Eine schnelle Entspannung wird in der Branche nicht erwartet; Continental etwa rechnet erst für das zweite Halbjahr mit einem Nachlassen der Engpässe. Zipse geht sogar davon aus, dass es wohl zwölf bis 24 Monate dauern werde, bis die Geschäfte wieder normal liefen.

KUNDEN NEHMEN HÖHERE VERKAUFSPREISE HIN

Im ersten Quartal profitierten die Münchner von einer starken Nachfrage in China und höheren Verkaufspreisen. Dazu kamen gute Geschäfte mit Leasing-Rückläufern in den USA. Der Konzernumsatz stieg um 15,2 Prozent auf 26,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente BMW mit 2,8 Milliarden Euro fast fünfmal so viel wie im vom Ausbruch der Corona-Pandemie besonders betroffenen ersten Quartal 2020. Aufwärts ging es insbesondere bei Elektroautos und Plug-In-Hybriden, wo sich der Absatz verdoppelte.

Für das laufende Jahr rechnet Zipse damit, dass die Auslieferungen von Fahrzeugen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce solide über dem Vorjahresniveau liegen. Die Gewinnmarge im Autogeschäft dürfte sich deutlich erholen und am oberen Ende des Korridors von sechs bis acht Prozent herauskommen. "Den Ausblick des Vorstands halten wir für sehr konservativ", schrieb Frank Schwope, Analyst bei der NordLB. "Ein Übertreffen des ausgegebenen Margen-Ziels käme nicht überraschend."

Mit einem Plus von 1,9 Prozent lag die BMW-Aktie etwas besser als der Dax. BMW habe von den deutschen Autobauern das stärkste erste Quartal geschafft, sagte Moody's-Analyst Matthias Heck. Audi steigerte seinen Umsatz im gleichen Zeitraum um 1,6 Prozent auf 14 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn schnellte auf 1,4 Milliarden Euro nach oben und lag damit fast Hundertmal so hoch wie vor Jahresfrist. Die Marke VW bekommt dagegen die Chip-Krise zu spüren und behält ihre vorsichtige Prognose bei.