Dazu schraubt die VW-Tochter die Latte höher: 2025 wollen die Ingolstädter mehr als 30 Modelle mit Elektroantrieb im Angebot haben, darunter 20 rein batteriegetriebene Wagen. Bisher waren weniger als 20 elektrifizierte Modelle geplant, also sowohl solche mit Hybrid-Antrieb als auch reine E-Autos. "Wir wollen zur Mitte des kommenden Jahrzehnts rund eine Million elektrifizierte Autos pro Jahr verkaufen", sagte Audi-Chef Bram Schot am Donnerstag vor den Aktionären im baden-württembergischen Neckarsulm.

Damit steigere Audi seine Absatz-Erwartungen für elektrifizierte Fahrzeuge auf 40 Prozent aller Auslieferungen. "Wir wollen das stärkste Angebot an Elektro-Modellen im Premiumwettbewerb haben", sagte Schot, der den im Diesel-Skandal im vergangenen Jahr vorübergehend inhaftierten Audi-Chef Rupert Stadler abgelöst hatte - zunächst als Interimschef und seit Jahresanfang als Vorstandsvorsitzender.

Mit dem Volkswagen-Konzern im Rücken will Audi den Wechsel in die Elektromobilität nutzen, um in der Dieselkrise verlorenes Terrain gut zu machen. Die einst mit dem Werbeslogan "Vorsprung durch Technik" bekannt gewordene Marke war durch den Abgasskandal eher mit Manipulation als technischen Neuerungen in Verbindung gebracht worden. Audi gilt als technische Schmiede für die Dieselmanipulation, deren Aufarbeitung den Wolfsburger Konzern bereits viele Milliarden gekostet hat. Das will Schot ändern und künftig "progressivste Premiummarke" sein. Dazu sollten auch Fahrer-Assistsenzsysteme bis hin zu weitgehend selbstfahrenden Autos und eines Tages Fahrzeuge mit künstlicher Intelligenz beitragen.

Gleichzeitig will Audi Vorbild in Sachen Klimaschutz werden, was nach Überzeugung des Managements als Kaufargument für die Kundschaft immer wichtiger wird. So sollen bis 2025 alle Produktionsstandorte CO2-neutral arbeiten. "Wir wollen im ganzen Unternehmen ohne CO2-Emissionen auskommen, zum Beispiel bei Strom und Wärme in der Produktion", sagte Schot. Spätestens 2050 wolle Audi, wie alle Marken im VW-Konzern auch, komplett CO2-neutral sein.

"WIR TANZEN SCHON SEIT JAHREN AUF ZU VIELEN HOCHZEITEN"

Die hohen Investitionen in die Elektromobilität, Digitalisierung und hochautomatisiertes Fahren sollen durch Einsparungen, aber auch durch einen höheren Marktanteil im oberen Premium-Segment finanziert werden, in dem sich am meisten verdienen lässt. Von den bis 2022 anvisierten Ergebnisverbesserungen von 15 Milliarden Euro sollen zwei Drittel durch Kostensenkungen und ein Drittel durch höhere Umsatzerlöse eingespielt werden. Zugleich will Audi die Vielzahl an Modellen und Motor-Getriebe-Varianten weiter verringern, die mit dazu beitrugen, dass die Ingolstädter Probleme bei der Umstellung auf die neue Abgasrichtlinie WLTP hatten. "Wir tanzen als Unternehmen schon seit Jahren auf zu vielen Hochzeiten", sagte Schot. Es werde künftig viele Dinge geben, "die wir nicht mehr machen", kündigte der Audi-Chef an. "Wir überprüfen konsequent, was zu unserem Kerngeschäft gehört - und was nicht." Zugleich werde Audi die Arbeitsteilung zwischen den Standorten und die Auslastung der Werke optimieren. Die Höhe eines möglichen Personalabbaus bezifferte Audi nicht.

Zum Fokussieren gehöre auch das Weglassen, betonte Schot. So soll etwa der Sportwagen Audi TT keinen Nachfolger bekommen. Zudem stellte er den Supersportwagen Audi R8 mit Verbrennungsmotor in Frage. Stattdessen könnte die nächste Generation des Flaggschiffs A8 künftig ausschließlich elektrisch fahren. "Wir denken darüber nach, mit einem völlig neuen Konzept für den A8 die Oberklasse zu revolutionieren."

Parallel will Audi sein Mobilitätsangebot ausweiten und plant dazu eine Partnerschaft mit dem Autovermieter Sixt. Kunden sollen Wagen von Audi für kurze Zeit oder länger per App buchen und an Standorten von Sixt abholen können. Starten soll das Angebot im Schlussquartal 2019.