Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Trotz der vielen Belastungen für die gesamte Autobranche im zweiten Quartal haben besonders die Premiumautohersteller mit Mercedes-Benz und Audi überzeugt. Teilweise wurde sogar der Ausblick angehoben, auch in Erwartung eines starken zweiten Halbjahres. Ähnlich ist die Lage bei BMW: Zwar dürfte der Gewinn im zweiten Quartal wegen Halbleiterengpässen und hoher Rohstoffkosten gesunken sein, die operative Marge sollte aber über der Prognose für das Gesamtjahr liegen. Analysten sehen daher durchaus die Möglichkeit, dass nach Mercedes-Benz auch die Münchener bei Veröffentlichung der Quartalszahlen am Mittwoch das Renditeziel für 2022 zumindest leicht erhöhen.


Die folgenden Punkte stehen im Fokus:


ZAHLEN: Obwohl der Absatz im zweiten Quartal um knapp ein Fünftel eingebrochen ist, wird auch BMW dank höherer Verkaufspreise für seine Oberklasseautos den Umsatz spürbar gesteigert haben. Der Gewinn wird allerdings deutlich niedriger erwartet, vor allem wegen des außerordentlich starken Vorjahresquartals, als unter anderem die Auflösung einer Rückstellung das Ergebnis gestützt hatte. In der Summe sollte aber die Rendite im Autogeschäft mit geschätzten 9,4 Prozent wie schon im ersten Quartal über der Jahresprognose von 7 bis 9 Prozent liegen.


MARGEN-AUSBLICK BESSER? Nachdem der Erzrivale Mercedes-Benz die Renditeprognose für 2022 etwas erhöht hat, wird auch BMW ein besserer Ausblick zugetraut. "BMW ist auf dem besten Weg, die Prognose für das Gesamtjahr zu übertreffen", schreibt Stifel-Analyst Daniel Schwarz. Die weiter guten Verkaufspreise und steigenden Autoverkäufe im zweiten Halbjahr sollten die höheren Rohmaterialpreise seiner Meinung nach mehr als ausgleichen.


CHINA-GESCHÄFT IM FOKUS: Die Corona-Lockdowns auf dem weltgrößten Automarkt China haben BMW im abgelaufenen Quartal besonders getroffen. Der Absatzrückgang der Kernmarke lag bei 28 Prozent. Da aber der Juni offenbar schon wieder deutlich besser lief, interessieren während der Medien- und Analystenkonferenz besonders Aussagen von CEO Oliver Zipse und CFO Nicolas Peter zum aktuellen Geschäft in China und zum weiteren Jahresverlauf.


AKTIENRÜCKKAUF und/oder SONDERDIVIDENDE 2023? Positiv überraschen könnte BMW mit Äußerungen zu möglichen Aktienrückkäufen oder einer außerordentlichen Ausschüttung. So könnte der Konzern angesichts einer guten finanziellen Ausstattung nach Einschätzung von RBC einen Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 10 Prozent der ausstehenden Aktien über fünf Jahre ankündigen. Außerdem sei nach der Konsolidierung des China-Geschäfts 2023 eine Sonderdividende möglich, meint RBC-Analyst Tom Narayan.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                                 PROG   PROG  PROG 
2. QUARTAL                        2Q22   ggVj  Zahl    2Q21 
Umsatz                          34.045   +19%     7  28.582 
Umsatz Automobile               28.001   +12%     3  24.983 
Umsatz Finanzdienstleistungen    8.029    -2%     3   8.200 
EBIT                             3.256   -35%     6   5.005 
EBIT Automobile                  2.636   -33%     3   3.953 
EBIT-Marge Automobile              9,4     --    --    15,8 
EBIT Finanzdienstleistungen        814   -28%     3   1.128 
Ergebnis vor Steuern             3.146   -47%     2   5.979 
Ergebnis nach Steuern            2.445   -49%     3   4.790 
Ergebnis je Stammaktie            3,60   -50%     6    7,23 
 
.                                 PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                        Gj22   ggVj  Zahl    Gj21 
Umsatz                         132.834   +19%    14 111.239 
Umsatz Automobile              116.134   +22%     3  95.476 
Umsatz Finanzdienstleistungen   32.815  -0,2%     3  32.867 
EBIT                            13.081    -2%    15  13.400 
EBIT Automobile                 11.072   +12%     4   9.870 
EBIT-Marge Automobile              9,5     --    --    10,3 
EBIT Finanzdienstleistungen      3.000   -19%     3   3.701 
Ergebnis vor Steuern            19.237   +20%    12  16.060 
Ergebnis nach Steuern           16.119   +29%    10  12.463 
Ergebnis je Stammaktie           15,42   -18%     7   18,77 
Dividende je Stammaktie           6,93   +19%    12    5,80 
 
Prognose des Unternehmens für 2022: 
- Ergebnis vor Steuern im Konzern deutlicher Anstieg (mehr als 10%) 
- Marge im Autogeschäft zwischen 7 - 9% 
- Auslieferungen im Autogeschäft auf Vj-Niveau 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Aurtor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/kla/sha

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August 01, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)