Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Toyota und BMW erzählen den Tesla-besessenen Anlegern nicht, was sie über Elektrofahrzeuge hören wollen. Vielleicht sind es die Investoren, die sich ändern müssen. Während Unternehmen wie General Motors und Volkswagen auf Elektrofahrzeuge setzen, betonen Toyota und BMW auf unterschiedliche Weise die Bedeutung von Übergangstechnologien sowie umfassenderen Dekarbonisierungsmaßnahmen für die Transformation der Industrie in eine sauberere Zukunft.

In einer aktuellen Mitteilung zu seiner Batteriestrategie erklärte der japanische Riese zuletzt, dass er sich auf einen möglicherweise schnelleren Anstieg der Verkäufe von Elektrofahrzeugen vorbereite, sich aber immer noch stark auf seine Markenhybride stütze, um Kohlenstoffemissionen zu senken. Dies geschah nach der Vorstellung eines BMW-Konzepts zum Wochenauftakt, bei dem die Verwendung von recycelten Materialien im Vordergrund stand. BMW hat eine vorsichtige Elektrifizierungsstrategie verfolgt, die eine führende Rolle für Plug-in-Hybride in den kommenden Jahren vorsieht.


   Bei Emissionen soll der "Lebenszyklus" eines Autos zählen 

Beide Unternehmen setzen sich für die Messung der "Lebenszyklus"-Kohlenstoffemissionen ein, vielleicht auch, um sich gegen den Vorwurf zu wehren, sie nähmen den Umweltschutz nicht so ernst wie andere Unternehmen. Die "Lebenszyklus"-Emissionen umfassen nicht nur das Kohlendioxid, das ein Auto beim Fahren freisetzt - das derzeitige Hauptaugenmerk der Umweltbehörden - sondern auch die Treibhausgase, die bei der Produktion entstehen, einschließlich der Komponenten. Dies ist nicht gerade schmeichelhaft für Elektroautos, denn ihre leistungsstarken Batterien sind reich an teuren Metallen, die abgebaut und verarbeitet werden müssen. Wenn E-Autos den Ausstellungsraum verlassen, haben sie mehr Kohlenstoffemissionen erzeugt als herkömmliche Autos. Erst wenn sie gefahren werden, kippt die Waage in die andere Richtung - schneller oder langsamer, je nachdem, wie der Strom zum Aufladen der Batterie erzeugt wird.

Die 24 Jahre alte Hybridtechnologie des Toyota Prius benötigt eine viel kleinere Batterie und wird bereits in industriellem Maßstab hergestellt. Das bedeutet, dass sie sauberer ist, als es auf der Grundlage der Auspuffemissionen den Anschein hat - auch wenn sie immer noch weit hinter einem Elektroauto liegt. Toyota rechnet vor, dass drei seiner Hybridfahrzeuge in Bezug auf die Kohlenstoffeinsparungen während der gesamten Lebensdauer in etwa einem E-Auto entsprechen. Ein weiteres Problem für E-Fahrzeuge ist das Recycling. Viele der wertvollen Metalle in den heutigen Lithium-Ionen-Batterien lassen sich nur schwer wiederverwenden, auch wenn viele dies versuchen. BMW hat recycelte und wiederverwendbare Materialien zu einem zentralen Bestandteil seiner Emissionsstrategie gemacht. Ihr Anteil an den Fahrzeugen liegt derzeit bei etwa 30 Prozent und soll schrittweise auf 50 Prozent erhöht werden.


   Akzeptanz der E-Autos bei den Verbrauchern unsicher 

Das implizite Aufzeigen von Löchern in der gängigen E-Mobilitäts-Euphorie, selbst wenn die Unternehmen stark in die Technologie investieren, könnte einige Investoren abschrecken. Hinzu kommt der unübersehbare Hintergrund des gigantischen Marktwerts von Tesla in Höhe von 726 Milliarden US-Dollar - das Zweieinhalbfache von Toyota. BMW-Aktien werden mit weniger als dem Sechsfachen des Gewinns gehandelt, ein Niveau, das seit mindestens 20 Jahren nicht mehr erreicht wurde. Die Toyota-Aktie hat sich besser entwickelt, was vielleicht daran liegt, dass das Unternehmen die Pandemie und die anschließende Halbleiterknappheit glatter überstanden hat als andere Unternehmen.

Im Laufe der Zeit werden die Anleger jedoch wahrscheinlich ein differenzierteres Verständnis für den Wandel in der Automobilindustrie entwickeln und nicht einfach einen zielstrebigen EV-Vorstoß mit Fortschritt gleichsetzen. Schon jetzt verliert GM an Glanz, nachdem Rückstellungen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Batterieproblemen bei seinem Bolt-E-Auto gebildet wurden. Auch die Emissionen über den gesamten Lebenszyklus könnten stärker in den Fokus der Aufsichtsbehörden geraten. Das Tempo, mit dem die Verbraucher E-Fahrzeuge annehmen, ist noch schwer abzuschätzen. Die Ladeinfrastruktur, die Inflation der Rohstoffpreise und bahnbrechende Entwicklungen bei den Batterien werden dabei eine Rolle spielen. Anleger wissen, dass ein diversifiziertes Portfolio die beste Absicherung gegen Unsicherheiten ist. Sie sollten der strategischen Flexibilität von BMW und Toyota einen höheren Stellenwert einräumen.

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September 08, 2021 07:56 ET (11:56 GMT)