Der 41-jährige Brite Peter Sanderson übernimmt den Chefposten am 1. September, wie das Unternehmen aus Zürich am Dienstag mitteilte. Sanderson kommt vom weltgrößten Vermögensverwalter, wo er zuletzt den Bereich Financial Services Consulting in der Region EMEA leitete. Bei GAM soll der Manager die milliardenschweren Abflüsse von Kundengeldern stoppen und den Aktienkurs wieder nach oben bringen. Das Fondshaus war vor etwa einem Jahr wegen hausgemachter Probleme ins Schlingern geraten.

Seit November leitet Verwaltungsrat David Jacob das Tagesgeschäft von GAM. Er soll im Oktober Hugh Scott-Barrett als Verwaltungsratschef ablösen. Dieser erklärte, die Neubesetzungen seien eine Chance für einen Neustart. "Sie ermöglichen es uns nun, unsere Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Zukunft zu richten und in den nächsten Monaten einen nahtlosen Übergang sicherzustellen." Scott-Barrett bleibt bis zu Generalversammlung 2020 noch Mitglied des Verwaltungsrats.

GAM war in die Krise gerutscht, nachdem Fondsmanager Tim Haywood wegen Verstößen gegen interne Richtlinien suspendiert worden war. Daraufhin zogen die Anleger massiv Geld aus den GAM-Anlagevehikeln ab, der Börsenkurs kollabierte und Firmenchef Alexander Friedman musste gehen. Mit dem inzwischen entlassenen Haywood ist GAM übereingekommen, dass keine Partei die andere verklagen wird.

Damit sind die Probleme aber nicht vom Tisch. GAM gilt inzwischen als Übernahmekandidat. Der Verwaltungsrat werde weiterhin alle strategischen Optionen prüfen, sagte Jacob. "Der Verwaltungsrat wird immer auf Möglichkeiten achten, den Wert für die Aktionäre zu maximieren. Aber wie wir auch schon sagten, ist das Management sehr stark auf das Geschäft fokussiert und darauf, es zurückzubringen zu Stärke und verbesserter Rentabilität."

An der Börse überwog am Dienstag die Zuversicht. Die GAM-Aktien stiegen um sieben Prozent. Seit Juli 2018 hat GAM rund 60 Prozent an Wert verloren.

BEI DEN KUNDENGELDERN DEUTET SICH EINE TRENDWENDE AN

Im ersten Halbjahr rutschte GAM in die roten Zahlen: Unter dem Strich stand ein Verlust von 13,6 Millionen Franken nach 25,4 Millionen Franken Gewinn vor einem Jahr. Zurückzuführen ist das auch auf Kosten im Zusammenhang mit der Liquidierung eines Anleihe-Fonds. An die Anleger wurden inzwischen mehr als 100 Prozent des Portfoliowerts zurückgezahlt.

In der Sparte Investment Management zogen die Kunden in den ersten sechs Monaten netto 7,6 Milliarden Franken ab. Die verwalteten Vermögen sanken auf 52,1 Milliarden Franken von 56,1 Milliarden Ende 2018. Allerdings zeichnet sich eine Trendwende ab: Im Juni und Juli gab es wieder Nettomittelzuflüsse, wie Finanzchef Richard McNamara sagte. Im Bereich Private Labeling dagegen gab es in ersten Jahreshälfte 2,4 Milliarden Franken Nettozuflüsse und die verwalteten Vermögen stiegen auf 84 von 76,1 Milliarden Franken.

Die Restrukturierung, die Kosteneinsparungen von mindestens 40 Millionen Franken vorsieht, ist GAM zufolge auf Kurs. Zudem soll das Geschäft gestrafft werden. So werden die Bereiche Edelmetall-ETFs und Money Market mit Vermögenswerten von rund 2,2 Milliarden Franken an die Zürcher Kantonalbank verkauft. Den erwarteten Marktpreis beziffert GAM auf rund 14 Millionen Franken.

Das Unternehmen bekräftigte, dass der Betriebsgewinn im gesamten Jahr angesichts erheblich geschrumpfter verwalteter Vermögen zurückgehen dürfte. An seine Aktionäre will GAM aber mindestens 50 Prozent des operativen Reingewinns als Dividende auszahlen.