Bern (awp) - Die BKW wächst immer weiter - vor allem dank Akquisitionen. Mittlerweile macht das Energieunternehmen einen Umsatz von mehr als 3 Milliarden Franken und hat über 10'000 Mitarbeitende. Auch wenn Übernahmen und die Integration kostspielig sind, soll noch lange nicht Schluss sein.

Im ersten Halbjahr 2021 stieg die Gesamtleistung des Berner Konzerns um 8 Prozent auf 1,65 Milliarden Franken. Das Dienstleistungsgeschäft, in dem die BKW auch künftig stark wachsen will, machte davon 737 Millionen (+9%) aus. Im nicht-klassischen BKW-Bereich stammten fast zwei Drittel des Wachstums aus Akquisitionen, sagte Finanzchef Ronald Trächsel am Mittwoch an einer Medienkonferenz.

Unter dem Strich legte der Reingewinn um 86 Prozent auf 209 Millionen Franken zu, was guten Renditen der sogenannten Stilllegungs- und Entsorgungsfonds zu verdanken war. Im Vorjahr hatten diese wegen der Coronakrise eine negative Performance eingefahren. Ohne die Erträge aus den Fonds hätte der Gewinn mit 142 Millionen 8 Prozent unter dem Vorjahr gelegen.

Mehr Effizienz

Gleichzeitig hat sich das operative Ergebnis im Dienstleistungsgeschäft um 59 Prozent auf 37 Millionen Franken und damit überproportional verbessert. Die BKW habe Strukturen und Prozesse verschlankt sowie die Effizienz und die Zusammenarbeit im Netzwerk verbessert, hiess es dazu. Das Betriebsergebnis (EBIT) des gesamten Konzerns lag hingegen mit 225 Millionen nur um 3 Prozent über dem Vorjahreswert.

Das Dienstleistungsgeschäft erzielt zwar vergleichsweise tiefe Margen - diese sollen aber zulegen. Sie sehe ein "klares" Steigerungspotential, sagte Unternehmenschefin Suzanne Thoma. Helfen sollen nicht nur Kostensynergien. Noch wichtiger sei es, weitere Kunden zu gewinnen, bessere Projekte anzuziehen sowie die Qualität insgesamt zu steigern.

Organisatorisch sollen zudem BKW-intern Kompetenzen über alle Bereiche hinweg genutzt und besser ausgelastet werden. So müssen nun etwa im Bereich "Engineering" die BKW-Unternehmen immer zuerst innerhalb des Netzwerks nach einem Dienstleister suchen, bevor ein Auftrag extern vergeben wird. Bei mittlerweile insgesamt rund 130 Firmen und 10'500 Mitarbeitenden - 500 mehr als noch vor einem Jahr - dürfte sich eine gute Zusammenarbeit lohnen.

Investorentag Ende Oktober

Keine Firmen mehr zu akquirieren und so die Übernahme- und Integrationskosten einzusparen, sei hingegen keine Option, so Thoma weiter. Man wolle weiter wachsen, das sei strategisch wichtig.

Um noch ausführlicher über die weitere Strategie zu informieren, lädt der Energiekonzern am 29. Oktober zum Investorentag in Zürich - dem ersten seit 2006. Ausschlaggebend für den Event sei die Anfrage eines Investors gewesen, sagte Thoma. Das Management wolle noch konkreter aufzeigen, was die BKW für ein Unternehmen ist und wie die weitere Wachstumsstrategie ausschaut.

Der Investorentag habe aber nichts mit dem Entscheid des Kantons Bern zu tun, Mehrheitsbesitzer zu bleiben oder damit, dass es zu keiner Aufspaltung in einen staatlich beherrschten und einen privatisierten Teil kommen soll. Beides wurde nach Diskussionen letztendlich verworfen. 38 Prozent des Unternehmens befinden sich indes im Streubesitz.

An der Börse verlor die Aktie am Mittwoch deutliche 4,1 Prozent auf 102,40 Franken. Damit steht sie im laufenden Jahr nur noch leicht im Plus, nachdem sie 2020 fast 40 Prozent zugelegt hat. Analysten sprechen BKW weiterhin Kaufempfehlungen aus.

ys/ra