Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einem wirtschaftlichen Rückschlag durch die anziehende Teuerung setzt den Aktienmärkten zu.

Nicht einmal der überraschend starke Anstieg der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, hellte die Laune der Investoren am Montag auf.

Dax und EuroStoxx50 fielen um jeweils etwa 0,3 Prozent auf 13.950,04 beziehungsweise 3704,96 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones kam kaum vom Fleck. "Der Rücksetzer ist nicht groß genug, um die mittel- und langfristige Rally zu gefährden", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Stattdessen eröffne er denjenigen, die die Hausse bislang verpasst hätten, die Chance, auf den Zug aufzuspringen.

Kopfschmerzen bereitete Investoren der Ausverkauf an den Anleihemärkten, der im Gegenzug die Renditen und damit die Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen in die Höhe trieb. Die weltweit richtungsweisenden zehnjährigen US-Bonds rentierten mit plus 1,394 Prozent so hoch wie zuletzt vor rund einem Jahr. Die Rendite ihrer deutschen Pendants markierte mit minus 0,278 Prozent zeitweise den höchsten Stand seit achteinhalb Monaten. Das Bekenntnis der Europäischen Zentralbank (EZB) zu ihren Anleihekäufen ließ Investoren aber aufatmen. EZB-Chefin Christine Lagarde betont, ihr Haus beobachte die Entwicklung der Bond-Renditen genau und werde weiter günstige Finanzierungsbedingungen für alle Sektoren sichern. Am Abend rentierten die Bundesanleihen bei minus 0,342 Prozent.

STEIGENDE ROHSTOFFPREISE SCHÜREN INFLATIONSÄNGSTE

"Die Inflation wird von zwei Faktoren getrieben", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Der erste sei die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken und der zweite die steigenden Preise für Rohstoffe, vor allem Öl. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann 2,5 Prozent auf 64,50 Dollar je Barrel (159 Liter) und war damit rund 70 Prozent teurer als Anfang November 2020. Spekulationen auf eine anziehende Nachfrage des weltgrößten Abnehmers China hievte den Preis für das Industriemetall Kupfer auf ein Neuneinhalb-Jahres-Hoch von 9269,50 Dollar je Tonne. Das auch als Inflationsschutz dienende Gold rückte 1,5 Prozent auf 1809 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) vor.

Einige Investoren griffen zudem zum "digitalen Gold" Bitcoin und verhalfen der älteste und wichtigste Cyber-Devise zu einem Rekordhoch von 58.445,23 Dollar. Einsetzende Gewinnmitnahmen drückten den Kurs bis zum Abend auf 53.492 Dollar. "Ein Ende der Rally bedeutet dies aber nicht", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Schnäppchenjäger könnten die Gunst der Stunde nutzen.

REISEWERTE IM AUFWIND - ZUKAUF BEFLÜGELT GOODYEAR

Zu den Favoriten am europäischen Aktienmarkt gehörten die Reisewerte. Der Branchenindex stieg um gut vier Prozent. Der vorgestellte Fahrplan für die Corona-Lockerungen in England gebe die Titeln Auftrieb, sagte ein Börsianer. Mut machten zudem Studien, denen zufolge Geimpfte nicht mehr ansteckend seien. In England sollen - abhängig von der Infektionslage - sämtliche Pandemie-Beschränkungen bis zum Sommer aufgehoben werden. Die gab auch dem Pfund Sterling Rückenwind. Die britische Währung stieg um 0,4 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 1,4069 Dollar und um 0,1 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 1,1579 Euro.

An der Wall Street steuerten Papiere von Goodyear mit einem Plus von fast 21 Prozent auf den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu. Der Reifen-Hersteller übernimmt für 2,8 Milliarden Dollar den margenstärkeren Konkurrenten Cooper Tire, Außerdem verdoppelt der US-Konzern damit seinen Marktanteil im wichtigen Wachstumsmarkt China. Cooper-Titel verbuchten mit einem Plus von mehr als 30 Prozent den größte Kurssprung seit fast acht Jahren und erreichten ein Rekordhoch von 57,58 Dollar.