Birkenstock vollbringt das Kunststück, Margot Robbie zu beschuhen und gleichzeitig sein technisches Erbe in der Orthopädie anzupreisen. Es ist auch ein Sandalenverkäufer, der – und das sollte betont werden – operative Margen aufweist, die mit denen von Prada, Richemont oder LVMH vergleichbar sind.
Echtes Modephänomen oder flüchtiger Ruhm? Genau hier liegt die Debatte. Gebrandmarkt von den Vorgängern wie Crocs und Dr. Martens, sind die Anlegerstimmungen so volatil wie der Aktienkurs von Birkenstock in den letzten Monaten.
Rückblickend wird man sicherlich das gute Geschäft von Bernard Arnault loben, der nicht zum ersten Mal einen Coup landet. Der Private-Equity-Arm des französischen Luxusmagnaten, L Catterton, hatte 2020 die Kontrolle über Birkenstock auf Basis einer Bewertung von 4 Milliarden Dollar übernommen. Seitdem hat sich dieser Wert fast verdreifacht.
Die Familie Arnault kontrolliert immer noch 77,5 % von Birkenstock – 72 % über L Catterton und 5,5 % über Financière Agache. Diese Nähe des Schuhherstellers zur unerbittlichen Marketing- und Vertriebsmaschine von LVMH ist ein strategischer Trumpf von Gewicht, der die deutsche Marke bereits deutlich von den beiden oben genannten Vergleichsunternehmen unterscheidet.
Dennoch warf der Börsengang einige Fragen auf. Warum sollten die besten „Brand Builder“ der Welt eine solche Kapitalöffnung vornehmen, wenn nicht, um ihre Beteiligung schrittweise unter bevorzugten Bedingungen zu reduzieren? Schließlich, wenn das Asset so wertvoll war, hätte L Catterton es dann nicht komplett behalten oder LVMH es integrieren sollen?
In der Zwischenzeit veröffentlichte Birkenstock gestern seine Jahresergebnisse für das Geschäftsjahr 2024. Sie sind hervorragend, mit einem erneuten Umsatzwachstum von 21 % – gegenüber 20 % im Jahr 2023 – und positiven Dynamiken in allen Segmenten und auf allen Kontinenten.
Dieses Wachstum geht einher mit einem straffen Management, mit schnell umschlagenden Lagerbeständen, einer deutlichen Schuldenreduzierung dank des IPO-Erlöses, kontrollierten Marketingbudgets und einer bemerkenswerten Margenexpansion. Der freie Cashflow aus dem operativen Geschäft steigt seinerseits um 46 %.
Selbst die bösen Zungen – zu denen wir uns halbherzig bekennen, wie unsere letzte Ergebnisanalyse zeigt – müssen hier eine echte Meisterleistung anerkennen. Was natürlich nicht das Thema der Debatte ändert: Kann Birkenstock wirklich dauerhaft ein Margenprofil verteidigen, das den großen Namen des Luxussektors würdig ist und weit über dem von beispielsweise Nike liegt?
Einige mögen dies als Anomalie sehen und vor einer Börsenkapitalisierung warnen, die das Fünfzigfache des Nettoergebnisses des vergangenen Jahres übersteigt. Andere wiederum wetten darauf, dass der Modetrend anhalten wird und es immer gut ist, sich an die Familie Arnault anzulehnen.
Alle werden sicherlich die Augen auf die Füße ihrer Mitmenschen richten, wenn die schöne warme Jahreszeit wieder näher rückt.