Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Die vorbörslich lange trübe Stimmung am US-Aktienmarkt hat sich zum Beginn des Handels etwas aufgehellt. Dazu tragen stark ausgefallene Einzelhandelsdaten aus den USA bei. Gleichwohl dürfte für viele Anleger zunächst Risikovermeidung das Gebot der Stunde sein, denn nach der ersten Erholung am Montag auf den Omikron-Schreck vom Freitag ist die Sorge vor einer zunächst möglicherweise nicht zu kontrollierenden neuen Virusvariante regelrecht greifbar.

Maßgeblichen Anteil daran haben Warnungen von Moderna-Chef Stephane Bancel, wonach vorhandene Corona-Impfstoffe weniger wirksam gegen Omikron sein dürften und es Monate dauern könne, bis passende Impfstoffe in Massen produziert würden. Auch Biontech hatte zuletzt mitgeteilt, dass es von der Entwicklung bis zur Auslieferung 100 Tage dauern dürfte.

Am Aktienmarkt dürfte die Schwankungsanfälligkeit wieder zunehmen angesichts der potenziellen Impulse, die neue Informationen zu Omikron jederzeit bringen könnten. Marktstratege Mike Bell von JP Morgan Asset Management spricht von einer Art Wartemodus.

Kurz nach dem Handelsbeginn liegt der Dow-Jones-Index 0,7 Prozent zurück bei 34.880 Punkten. Der S&P-500 gibt ähnlich stark nach, die technologielastigen Nasdaq-Indizes etwas weniger.

Moderna liegen 8,2 Prozent im Minus nach den jüngst starken Aufschlägen, Biontech 9,2 Prozent. Regeneron verlieren 2,4 Prozent. Das Unternehmen hat von einer geringeren Wirkung seines Antikörpers-Medikaments bei der neuen Corona-Variante gesprochen.

Die Verunsicherung ist auch deswegen groß, weil es weiter an konkreteren Erkenntnissen und Informationen über die neue Virusvariante fehlt. In diesem Umfeld geben Akteure sicheren Häfen wie Anleihen den Vorzug. Das belegt die US-Zehnjahresrendite, die aktuell mit 1,44 Prozent 6 Basispunkte tiefer liegt als am Vorabend. Auch Gold profitiert tendenziell von der Suche nach Sicherheit, daneben aber auch von den sinkenden Anleiherenditen, weil Goldanlagen damit relativ an Attraktivität gewinnen. Die Ölpreise geben mit den Sorgen um die Konjunktur um bis zu 4 Prozent kräftig nach.


   Beim Dollar wird Zinserhöhungsfantasie ausgepreist 

Daneben ist am Devisenmarkt der Yen als Fluchthafen gesucht. Der Dollar notiert dagegen sehr schwach, der Dollar-Index verliert 0,6 Prozent. Der Greenback kämpft damit, dass die US-Marktzinsen sinken und der Markt wegen der Bedrohung der Konjunktur durch die Omikron-Variante einen strafferen geldpolitischen Kurs in den USA nach und nach wieder auspreist. Dazu passen Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, wonach die Virusvariante neue Unsicherheiten für die Inflation und die Fortschritte am Arbeitsmarkt bedeuteten.

Im späteren Tagesverlauf dürfte der Markt wieder an den Aussagen Powells hängen, wenn eine Anhörung zur Corona-Krise vor dem Senatsausschuss für Bank- und Wohnungswesen sowie städtische Angelegenheiten stattfindet.

Verkauft werden Aktien von Unternehmen, die von den nun wieder drohenden verstärkten Lockdowns besonders betroffen wären. Dazu zählen an vorderster Front Fluggesellschaften und Unternehmen aus der Reise- und Freizeitbranche.

Bei den Einzelwerten wartete Unitedhealth (-1,0%) mit einem Ausblick auf, der für 2022 gewinnseitig etwas unter den Erwartungen ausfiel und umsatzseitig etwas darüber.


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INDEX                zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA               34.880,20  -0,7%  -255,74     +14,0% 
S&P-500             4.625,98  -0,6%   -29,29     +23,2% 
Nasdaq-Comp.       15.738,19  -0,3%   -44,65     +22,1% 
Nasdaq-100         16.349,08  -0,3%   -50,16     +26,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,46       -2,8          0,48       34,0 
5 Jahre                  1,10       -5,0          1,15       74,1 
7 Jahre                  1,34       -5,9          1,40       68,9 
10 Jahre                 1,44       -5,9          1,50       52,2 
30 Jahre                 1,81       -3,9          1,85       16,7 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:11 Uhr  Mo, 19:05    % YTD 
EUR/USD                1,1370      +0,7%        1,1314     1,1272    -6,9% 
EUR/JPY                128,18      -0,1%        128,10     128,20    +1,7% 
EUR/CHF                1,0421      +0,0%        1,0426     1,0417    -3,6% 
EUR/GBP                0,8521      +0,5%        0,8497     0,8471    -4,6% 
USD/JPY                112,75      -0,8%        113,06     113,73    +9,2% 
GBP/USD                1,3342      +0,2%        1,3323     1,3308    -2,4% 
USD/CNH (Offshore)     6,3741      -0,2%        6,3750     6,3878    -2,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             58.257,51      +0,2%     56.693,21  58.683,01  +100,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               67,23      69,95         -3,9%      -2,72   +41,6% 
Brent/ICE               70,95      73,44         -3,4%      -2,49   +45,1% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.796,41   1.784,99         +0,6%     +11,42    -5,4% 
Silber (Spot)           22,92      22,93         -0,0%      -0,00   -13,2% 
Platin (Spot)          946,75     966,50         -2,0%     -19,75   -11,6% 
Kupfer-Future            4,33       4,34         -0,2%      -0,01   +22,8% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 30, 2021 09:51 ET (14:51 GMT)