Zum Start in die neue Woche sieht es nach einem Erholungsversuch an den US-Börsen aus nach dem Omikron-bedingten Ausverkauf im verkürzten Handel am Freitag. Die Futures auf die US-Aktienindizes tendieren freundlich mit Aufschlägen bis 0,9 Prozent. Zugleich signalisieren um rund 4 Prozent kräftig erholte Ölpreise, dass die Akteure an den Finanzmärkten die Bedrohung durch die sich ausbreitende neue Virus-Variante nun mit etwas mehr Abstand zunächst nicht mehr ganz so dramatisch bewerten und die Abschläge vom Freitag als übertrieben.

Am Black Friday waren die größten Tagesverluste der Indizes seit Februar verzeichnet worden, weil sich die Anleger in Scharen auf die Verkäuferseite geschlagen hatten aus Sorge, das neue Virus könne quasi eine neue Pandemie auslösen.

Unterstützung für den Aktienmarkt kommt von der Zinsseite, denn die Anleiherenditen sind mit der neuen Entwicklung deutlich abgerutscht. Zum einen profitieren die Anleihen von ihrem Ruf als sicherer Hafen, zum anderen könnte das neu aufgetreten Virus dafür sorgen, das die US-Notenbank in ihrem eingeleiteten Straffungsprozess aus Sorge um die Konjunktur wieder zurückrudert.

"Am Freitag haben wir Panikverkäufe gesehen", sagt Analyst Ipek Ozkardeskaya von Swissquote Bank. Seitdem hätten die Akteure Zeit gehabt, sich die Sache mit etwas mehr Ruhe anzusehen; außerdem könnte am Freitag der dünnere Handel die Kursbewegungen verzerrt haben.

"Wir wissen alle, wie schnell in einer solchen Situation wie jetzt der Wind drehen kann", so der Experte weiter mit Blick auf noch ungeklärte Fragen wie Übertragbarkeit der Virus-Variante, Schwere des Krankheitsverlaufs und Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe gegen das neue Virus. Als ermutigend sehen Marktteilnehmer aber, dass die Impfstoffentwickler schon an Entwicklungen von Vakzinen forschten, die auch gegen Omikron wirken. Daneben gibt es viele Expertenstimmen, die davon ausgehen, dass die bereits vorhandenen Impfstoffe auch gegen die neue Mutante wirken dürften.

Bei den Einzelwerten dürften tendenziell Technologiewerte besser abschneiden als der breite Markt, nachdem sie sich während der Corona-Pandemie als Favoriten entpuppt hatten. Im Fokus dürften daneben die Aktien der Impfstoff- und Medikamentenhersteller gegen das Corona-Virus stehen. Moderna schnellen nach dem starken Kursanstieg am Freitag vorbörslich auf Nasdaq.com um weitere 9 Prozent nach oben, Pfizer gewinnen 1,3 Prozent und Biontech um 4,6 Prozent.

Merck liegen dagegen 1,5 Prozent im Minus. Hier drückt, dass das von Merck & Co. und Ridgeback Biotherapeutics entwickelte Covid-19-Medikament Molnupiravir in einer finalen Bewertung das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls weniger gesenkt hat als zuvor angenommen.

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November 29, 2021 06:12 ET (11:12 GMT)