Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

CORONA-IMPFSTOFF

Frankfurter Rundschau: "Großbritannien hat als erstes Land in Europa einen Corona-Impfstoff zugelassen. Nach dem Wettbewerb der Entwickler ist das Rennen um den Beginn der Massenimpfungen eröffnet, könnte man zugespitzt formulieren. So extrem dürfte es nicht sein, gleichwohl schleicht sich der Eindruck ein, dass das Ganze bei rasantem Tempo eine hohe Eigendynamik bekommen hat - und dass sich auch jene unter Zugzwang gesetzt fühlen könnten, die noch nicht so weit sind. Schnelligkeit geht nicht automatisch auf Kosten der Sorgfalt, dass letztere gewährleistet ist, wird fast gebetsmühlenartig wiederholt. Und doch: Kurz bevor es losgeht, ist vieles ungeklärt. Woher kommt im unterbesetzten öffentlichen Gesundheitswesen quasi aus dem Stand das Personal, das in Hallen Tausende am Tag impfen soll? Ist es richtig, zu einem Zeitpunkt, da nur eine von mehreren zu erwartenden Impftechnologien zur Verfügung steht, mit älteren Menschen zu beginnen? Vielleicht ist ein anderer Impfstoff für sie besser geeignet?"

Augsburger Allgemeine: "Was immer den von den Lockdowns frustrierten Bürgern als verlässlicher Schutz angeboten wird: Es muss sicher sein und darf nicht ein ganzes Volk zu Versuchskaninchen machen. Dass die britische Regierung ihr Vorpreschen mit einer Lüge begründet - die Notfallzulassung des Impfstoffes hat nichts mit dem Ausscheiden aus der EU zu tun -, entlarvt den Schritt als Propaganda, um das eigene Versagen im Kampf gegen die Pandemie vergessen zu machen."

TRUMP

Süddeutsche Zeitung: "Im Grunde kann der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika begnadigen, wen er will, vom Ladendieb bis zum Mörder. (...) Auch die Begnadigung von Personen, die weder eines Verbrechens angeklagt noch schuldig gesprochen wurden, ist möglich. (...) Wenn Donald Trump also jetzt darüber nachdenkt, seine Kinder, einige enge Vertraute und - wenn er schon dabei ist - auch sich selbst zu begnadigen, damit ihm später keine Straftaten aus der Amtszeit zum Verhängnis werden, dann wäre das vermutlich legal. Legitim oder richtig wäre es trotzdem nicht. Im Gegenteil: Trump würde dadurch den Gnadenakt pervertieren. Eine pauschale, prophylaktische Begnadigung für sich und seinen Hofstaat wäre eine Verhöhnung der Verfassung. Es wäre ein Zeichen, dass Trump glaubt, über dem Gesetz zu stehen (...)"

CHINA/HONGKONG

Neue Osnabrücker Zeitung: "Während sich hierzulande Corona-Leugner als Freiheitskämpfer stilisieren, aber nichts, aber auch gar nichts für ihr Maulheldentum zu befürchten haben, fordert es andernorts auf der Welt außerordentlichen Mut, seine Meinung frei zu äußern und für die Beseitigung echter Unfreiheit einzutreten. Das bekommt der Demokratieaktivist Joshua Wong in Hongkong zu spüren. Zu mehr als einem Jahr Gefängnis haben ihn die Richter verurteilt, weil er gestanden hat, an Protesten teilgenommen zu haben, die sich gegen die schleichende Beendigung der Autonomie Hongkongs durch China wenden. Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hatte, wie ernst es den Kommunisten damit ist, dem Sonderstatus Hongkongs das Aus zu bereiten - das Vorgehen gegen Wong liefert ihn."

Tagesspiegel: "Die ungewöhnlich hohen Haftstrafen für die drei bekanntesten Hongkonger Demokratie-Aktivisten sollten den Demokratien dieser Welt eine Warnung sein. 13,5 Monate Haft für Joshua Wong, zehn Monate für Agnes Chow und sieben Monate für Ivan Lam, weil sie einen unangemeldeten Protest organisiert hatten - das zeugt von einem politischen Urteil: Es soll Aktivisten im In- und Ausland abschrecken, sich für demokratische Rechte innerhalb des chinesischen Territoriums zu engagieren. Und das in einer Stadt, in der es theoretisch noch das Recht auf Versammlungsfreiheit und eine unabhängige Justiz gibt. Doch Chinas autoritäres Regime hat mit Hilfe der pekingtreuen Hongkonger Verwaltungschefin und des neuen Nationalen Sicherheitsgesetzes Grundrechte und Gewaltenteilung in der Sonderverwaltungszone Stück für Stück ausgehöhlt. (...) Demokratische Grundrechte sind ganz offenkundig nicht kompatibel mit dem Sozialismus chinesischer Prägung."

SKIGEBIETE

Stuttgarter Zeitung: "Für passionierte Skifahrer bedeutet das einen Winter des Missvergnügens. Vergnügen ist aber kein Kriterium verantwortlicher Politik, zumal existenzielle Interessen dem entgegenstehen. Außerdem muss der Pistenbann ja nicht zwangsläufig bis zur Schneeschmelze gelten. Bei entsprechender Disziplin ließe sich die Infektionsdynamik schneller bändigen. Daraus könnte die Chance erwachsen für schöne Abfahrten in der Frühlingssonne."

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December 02, 2020 14:32 ET (19:32 GMT)