Bis zum Ende des Jahres werde er die Strategie neu justieren, erklärte der erst im Juli angetretene Vorstandschef am Mittwoch. Sein nach knapp einem Jahr schon wieder ausgeschiedener Vorgänger Per Utnegaard hatte unter maßgeblichem Einfluss des Großaktionärs Cevian angekündigt, das kriselnde Kraftwerksgeschäft zu verkaufen und einen Rückzug auf den Kernmarkt Europa zu planen. Beides dreht Blades nun zurück.

An einem Teil der Kraftwerkssparte will der 59-jährige Ingenieur festhalten, nachdem der Verkauf im Paket am Preis scheiterte. Und es sei höchst wahrscheinlich, dass Bilfinger auch "links und rechts von Europa" noch tätig sein werde - also in den USA und Nahost. Als Nahost-Kenner sieht Blades großes Geschäftspotenzial etwa im Iran. Hier sicherte Bilfinger sich im Juli einen Auftrag für die Leitsysteme der größten Raffinerie des Landes.

Vorerst aber leidet Bilfinger weiter unter dem Ölpreisrückgang. Vier von zehn Kunden in der Hauptsparte Industrieservices verdienen mit Öl ihr Geld und knausern jetzt mit Aufträgen. "Der Markt allgemein hat eine Abwärtsrichtung, es hat sich noch keine Talsohle gebildet", sagte Blades. Der Auftragseingang schrumpfte im ersten Halbjahr um elf Prozent auf zwei Milliarden Euro.

Blades setzt auf steigende Ölpreise. Er wisse aus Erfahrung, dass der Ölpreis nach sieben bis acht Jahren wieder drehen werde. Der neue Bilfinger-Chef arbeitet seit fast vier Jahrzehnten im Öl- und Gasgeschäft - zuletzt im Vorstand des Industriegasekonzerns Linde. Vor seinen Stationen bei Siemens und Halliburton war der in Hamburg geborene Engländer am längsten bei Schlumberger weltweit im Einsatz, dem größten Öltechnikdienstleister.

Neben der Nachbesserung der Strategie habe für ihn oberste Priorität, Finanzlöcher zu stopfen und Fachkräfte zu halten. Deshalb sei er in seinen ersten Wochen viel an den Standorten des Konzerns unterwegs gewesen. Ein kleiner Teil der mittlerweile nur noch knapp 39.000 Beschäftigten muss jedoch gehen. In der Kraftwerkssparte "Power" und in der Verwaltung wird weiter gestrafft. Eine Zahl wollte Personalvorstand Michael Bernhardt nicht nennen.

Blades ist der vierte Chef in zwei Jahren, der die Komplexität des aus Hunderten Firmen bestehenden Konzerns reduzieren will. Auf Drängen des Finanzinvestors Cevian, mit gut 25 Prozent größter Aktionär, trennte sich der einst traditionelle Baukonzern im Juni vom stabilen Geschäft mit Immobiliendienstleistungen und dem restlichen Baugeschäft. Die Sparte verkauften die Mannheimer an den Finanzinvestor EQT, der wiederum den Hochbau weiterverkaufen will.

AUSGEGLICHENES BETRIEBSERGEBNIS IN SICHT

Im operativen Geschäft (Ebita) machte der kriselnde Industriedienstleister im zweiten Quartal wegen Sanierungskosten und anderen Sondereffekten 64 Millionen Euro Verlust. Die Leistung in den nach dem Verkauf der Bau- und Immobiliensparte verbliebenen Geschäftsfeldern Industrie und Kraftwerksgeschäft schrumpfte um 14 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Den Nettoverlust aus fortzuführenden Aktivitäten begrenzte Bilfinger im ersten Halbjahr auf 15 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 48 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Die Schritte zur Kostensenkung begännen zu greifen, erklärte das Unternehmen. Bilfinger konkretisierte die Prognose für das Gesamtjahr: Der Umsatz werde auf 4,1 Milliarden Euro von fünf Milliarden im vergangenen Jahr zurückgehen. Das bereinigte Ebita soll sich nach einem Fehlbetrag von 23 Millionen Euro im vergangenen Jahr deutlich verbessern. Nach Angaben von Finanzchef Axel Salzmann wird das Betriebsergebnis leicht über oder unter Null liegen.

Unternehmen in diesem Artikel : Halliburton Company, Bilfinger SE, Linde AG, Siemens AG