- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der schwedische Finanzinvestor Cevian zieht sich nach fast zehn Jahren vom krisengeplagten Industriekonzern Thyssenkrupp zurück.

Cevian Capital habe seine Beteiligung an Thyssenkrupp bis auf einen Restanteil von unter einem Prozent reduziert, teilte der Investor am Dienstag auf Anfrage mit. Dies sei eine Entscheidung, die Cevian im Rahmen einer regelmäßigen Portfolioanpassung getroffen habe. Die Schweden hatten ihren Anteil bereits im vergangenen Jahr auf 7,9 Prozent fast halbiert und Ende September 2022 nur noch einen Anteil von 6,6 Prozent gemeldet. Mit dem Verkauf dürfte gut 180 Millionen Euro erlöst haben.

Nach der Nachricht über den Rückzug rutschte der Thyssen-Aktienkurs zeitweise mehr als vier Prozent ins Minus auf 5,20 Euro. Cevian hatte im September 2013 erstmals eine Beteiligung bei dem Ruhrkonzern gemeldet - zu einer Zeit, als der Aktienkurs bei 17 bis 19 Euro lag. Der Investor baute seine Beteiligung auf bis zu 18 Prozent aus und war über Jahre der zweitgrößte Einzelaktionär nach der Krupp-Stiftung, die auch heute noch rund 21 Prozent hält. Die Jahre waren geprägt von Restrukturierungen, Jobabbau, Beteiligungsverkäufen, Strategiewechseln und schließlich der Neuaufstellung unter der amtierenden Vorstandschefin Martina Merz.

Mit Jens Tischendorf und seit 2020 mit seiner Nachfolgerin Friederike Helfer sind die Schweden noch im Aufsichtsrat vertreten. Dort wurde in den vergangenen Jahren immer wieder über die Struktur und Strategie des Traditionskonzerns gerungen. Cevian-Gründer Lars Förberg forderte vom Management, den Konzern wettbewerbsfähiger aufzustellen und die Kosten zu senken. Die Arbeitnehmervertreter blickten stets kritisch auf den Großaktionär, den sie als rein profitorientierten "Heuschrecken"-Investor wahrnahmen.

Thyssenkrupp ist nicht die einzige Beteiligung Cevians in Deutschland. Der Investor hält 26,67 Prozent der Anteile des Industriedienstleister Bilfinger. Die Aktie hat seit der ersten Meldung einer Beteiligung von Cevian im Jahr 2011 ebenfalls an Wert verloren. Besser lief es nach dem Einstieg mit zehn Prozent beim Düsseldorfer Kranbauer Demag Cranes. Cevian stieg nach nur einem Jahr im August 2011 wieder aus, nachdem der US-Baumaschinenkonzern Terex Demag übernommen hatte. Cevian hatte seinen Einsatz verdoppelt.

(Bericht von Christoph Steitz, bearbeitet von Tom Käckenhoff. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)