MANNHEIM (dpa-AFX) - Eine gute Nachfrage aufgrund höherer Energiekosten hat dem Industriedienstleister Bilfinger im ersten Quartal ein Umsatzplus beschert. Allerdings drückten Rückstellungen wegen des Rückzugs aus Russland auf das operative Ergebnis. Unter dem Stich fiel ein Verlust an. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen am Mittwoch. Die Aktie fiel im frühen Handel zuletzt um rund 6 Prozent und gehörte zu den größten Verlierern im Index für kleinere Unternehmenswerte SDax. Damit setzte das Papier seinen Abwärtstrend der vergangenen Tage fort.

"Wir haben einen erfreulichen Start in das Jahr 2022", sagte der neue Unternehmenschef Thomas Schulz am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. "Die Märkte haben für Bilfinger eine gute Nachfrage."

Im ersten Quartal kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 961 Millionen Euro, wie das Unternehmen vor der Hauptversammlung in Mannheim mitteilte. Besonders stark nachgefragt seien nachhaltige Industriedienstleistungen in der Chemie und Petrochemie, sagte Schulz. Für die Zukunft erwartet der Firmenchef größere Investitionen vor allem im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien und Batterien. Auch die Nachfrage nach grüner Energie wie etwa Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung entwickele sich gut. Zudem lebe in einigen Ländern die Kernkraft wieder auf.

Auch im Tagesgeschäft lief es für das Unternehmen im vergangenen Quartal besser. Allerdings wirkten sich die Kosten für den Rückzug aus dem Russland-Geschäft negativ aus. Das operative Ergebnis (Ebita) verharrte deshalb mit neun Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Unter dem Strich schrieb Bilfinger einen Verlust von sechs Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch von einem Sondereffekt aus dem Verkauf des Immobiliendienstleisters Apleona sowie Zinsen auf Steuererstattungen profitiert und einen Überschuss ausgewiesen.

Für das laufende Jahr rechnet Bilfinger weiterhin mit einem deutlichen Umsatzplus. Dabei peilt der Konzern auch beim Betriebsergebnis (Ebita) einen deutlichen Anstieg zum Vorjahreswert an, der bei 121 Millionen Euro lag. Der Konzerngewinn wird hingegen deutlich niedriger erwartet, denn 2021 hatte Bilfinger noch von dem Verkauf von Immobilien profitiert.

Mit Thomas Schulz hat Bilfinger seit dem 1. März 2022 einen neuen Unternehmenschef. Schulz war bis Ende Februar noch bei FLSmidth angestellt, einem dänischen Dienstleister für die Bergbau- und Zementindustrie.

Schulz' britischer Vorgänger Thomas Blades hatte nach dem Verkauf des Tafelsilbers, den Immobiliendienstleistungen, einen tiefgreifenden Umbau eingeläutet. Zudem führte Blades ein umfangreiches Compliance- und Kontrollsystem ein, da Bilfinger bis Ende 2018 unter anderem wegen eines Korruptionsfalls seiner ehemaligen Tochter Julius Berger in Nigeria unter Beobachtung des US-Justizministeriums stand./mne/tav/eas