Frankfurt (Reuters) - Die nach dem Ausstieg des Bilfinger-Vorstandschefs Tom Blades vorübergehend eingesetzte Firmenchefin Christina Johansson will den Spitzenposten nicht dauerhaft übernehmen.

Sie werde die Doppelrolle als CEO und Finanzchefin stemmen, bis die Nachfolge geregelt sei, erklärte Johansson am Donnerstag. "Ich fühle mich wohl als Finanzvorstand. Ich bin keine definitive Lösung auf diesem Posten." Wann es Ersatz für Blades, der im Januar überraschend vorzeitig ausgeschieden war, geben werde, sei offen und Sache des Aufsichtsrats, ergänzte Johansson. Sie werde so lange zur Verfügung stehen als CEO wie notwendig.

Die unter Blades eingeschlagene Strategie des Industriedienstleisters werde nicht geändert, ergänzte die Bilfinger-Chefin. So bekräftigte das Unternehmen seine Ziele für 2024 von mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz, fünf Prozent Umsatzrendite (Ebita), acht bis zehn Prozent Kapitalrendite und mehr als 200 Millionen Euro jährlichem Mittelzufluss. Zu den Insidern zufolge seit Monaten laufenden Gesprächen über eine Übernahme Bilfingers durch Finanzinvestoren oder den französischen Konkurrenten Altrad wollte sich Johansson nicht äußern.

Der Brite Blades war 2016 bei Bilfinger angetreten. In dem Krisenkonzern war es seit dem Abgang des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch als Vorstandschef 2014 turbulent zugegangen mit mehreren Chefwechseln. Blades, ein Fachmann für Energiewirtschaft sowie Öl- und Gasförderung, fokussierte Bilfinger auf Industriedienstleistungen für diese und andere Branchen. "Er fehlt uns, er hat einen sehr großen Beitrag geleistet in den letzten fünf Jahren, dass wir da sind, wo wir jetzt sind", sagte Johansson. Bemessen an der bereinigten Umsatzrendite ist seine Bilanz aber durchwachsen: Es gelang ihm nur 2018 und 2019, die Rendite von der Nulllinie wegzureißen. Der Druck auf die Ölpreise und zuletzt Corona machten dem sich ständig umbauenden Mannheimer Konzern das Leben schwer.

Im vergangenen Jahr ließen Auftragsverluste in der Pandemie den Umsatz um 20 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro absacken. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) brach um 81 Prozent auf 20 Millionen Euro ein. Die entsprechende Rendite sank auf 0,6 von 2,4 Prozent im Vorjahr. Das Konzernergebnis vervierfachte sich auf 99 Millionen Euro, was am schon verbuchten Erlös aus dem Verkauf des Anteils am Immobiliendienstleister Apleona lag. Die Bilfinger-Aktionäre sollen davon profitieren: Der Vorstand schlug 1,88 Euro Dividende vor, nachdem die Vergütung im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise auf zwölf Cent geschmolzen war.