Auf ihren 30 Websites - darunter die berühmten Bygghemma, Trademax, Chili und Furniturebox - bietet die Gruppe ihren Kunden das ein extrem breites Produktsortiment mit mehr als 2.000 Marken und 500.000 Referenzen zu konkurrenzfähigen Preisen und natürlich eine breite Palette von Dienstleistungen an: Hauslieferung, Installation, Reparaturen, Garantien usw.

Chart BHG Group AB

Bygghemma wurde 2006 in Schweden als "Pure Player" - d.h. 100% digital - gegründet, der Heimwerkerprodukte für Drittmarken vertreibt. In den folgenden Jahren wurden unter der Führung der Private-Equity-Firma FSN Capital massive Investitionen in die horizontale Expansion - d.h. in neue Segmente - und in die technologische Infrastruktur der Gruppe getätigt.

Der von BHG adressierte Markt - der so genannte "Heimwerker"-Markt – liegt in Nordeuropa bei über 230 Milliarden SEK oder 22 Milliarden Euro und stellt nach Lebensmitteln und Textilien die drittgrößte Einzelhandelskategorie dar. Obwohl in absoluten Zahlen stagnierend - die Branche wächst sogar noch langsamer als das BIP - sind die Wachstumsraten bei den Online-Verkäufen ausgezeichnet, in der Größenordnung von 20% pro Jahr.

Die Durchdringung des Onlinekerkaufs in diesem Segment ist jedoch nach wie vor gering im Vergleich zu anderen Kategorien wie elektronischen Produkten oder Kleidung, deren Handel inzwischen massiv "digitalisiert" ist. Gegenwärtig werden nur 15 % der Verkäufe von Heimwerker- und Einrichtungsartikeln online getätigt, was Akteuren wie der BHG viel Raum für Expansion lässt.

BHG hat dies erkannt und frisst sich allmählich in die Marktanteile der traditionellen Baumärkte hinein, die mit schleppendem Wachstum und hohen strukturellen Fixkosten zu kämpfen haben. Ein weiterer Vorteil eines « Pure Players“ im Baumarktsegment besteht darin, dass die im Durchschnitt höheren Umsätze pro Einkauf komfortablere Bruttomargen gewährleisten. Auch mit der Veralterung von Beständen muss man sich nicht herumschlagen.

Die Eintrittsbarrieren im Onlinehandel sich nicht zu unterschätzen. Eine ausreichende Größenordnung, um profitabel zu wirtschaften muss erst einmal erreicht werden. Die logistische und technologische Infrastruktur erst einmal aufgebaut werden. Dieser Sachverhalt verschafft den Marktführern einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil und die Möglichkeit, attraktive Großhandelspreise von Lieferanten und Dritten auszuhandeln.

All diese Merkmale rechtfertigen einen Bewertungsaufschlag für das Unternehmen, sowohl im Vergleich zu Peers, die in anderen Kategorien tätig sind, als auch zu den direkten Konkurrenten.

Obwohl BHG über 80 Ausstellungsräume verfügt, wird die überwiegende Mehrheit der Verkäufe (>85%) online getätigt. Das Geschäftsmodell ist das eines Vermittlers zwischen dem Kunden und dem Lieferanten, was es der Gruppe ermöglicht, sehr begrenzte Lagerbestände zu halten und so den Bedarf an Betriebskapital zu minimieren. Die führt zu einer höheren Bargeldgenerierung als bei vielen anderen Einzelhändlern.

Als Ergebnis dieser Positionierung mit Weitblick hat BHG einen Marktanteil von 30% in Skandinavien erobert, und dieser wächst stetig. Im vergangenen Jahr führte diese Dominanz zu zwei Millionen Online-Bestellungen und einem Umsatz von 6,2 Milliarden SEK oder 600 Millionen Euro. Alle Key Performance Indicators - Besuche, mobiles Engagement und durchschnittlicher Warenkorb - liegen im Aufwärtstrend.

Was die geographische Herkunft des Umsatzes betrifft, entfallen auf Schweden 45 % der Verkäufe, auf Dänemark 20 %, Finnland und Norwegen zusammen 15 %. Die Verkäufe in Osteuropa  machen nur 10% des konsolidierten Umsatzes aus, aber die Verkäufe dort sind im letzten Jahr um 70% gestiegen.

Abgesehen von Ikea, einem natürlich in jeder Hinsicht formidablen Konkurrenten, ist kein anderer Rivale in der Lage, es mit der Größe und Schlagkraft von BHG aufzunehmen.

Die aktuelle Form des Unternehmens ist das Ergebnis einer sehr aggressiven externen Wachstumsstrategie mit mehreren Akquisitionen, um in Segmente - Badezimmer, Bodenbeläge, Gartengeräte usw. - einzudringen und ihren Marktanteil zu erhöhen. Verbesserte Betriebsmargen und ein anhaltendes organisches Wachstum - in der Regel zwischen 10% und 15% pro Jahr - zeugen von der erfolgreichen Integration der übernommenen Unternehmen.

Die "Eigenmarken" der BHG machen derzeit etwa 45% des Umsatzes aus. Die Fortführung der M&A-Strategie - und die konsequente Erweiterung der Vertriebskanäle - führt zu einem wachsenden Anteil der letzteren am Gesamtumsatz, zu Lasten von Drittmarken. Allerdings ist dieser Übergang potenziell profitabler, allerdings besteht die Gefahr, dass einige Lieferanten verprellt werden.

Wie bereits erwähnt, ermöglicht das Zwischenhändlermodell ein nahezu unbegrenztes Produktsortiment bei einem negativen Betriebskapitalbedarf - denn die Käufer zahlen zum Zeitpunkt der Bestellung, während die BHG die Verkäufer nicth unmittelbar bezahlt; außerdem werden die Lager der Gruppe von Subunternehmern verwaltet, und darin nur Produkte mit sehr schnellem Umsatz gelagert.

Retouren, Garantien und Service werden von den Verkäufern gewährleistet, was Kosten und Komplikationen eliminiert - aber Provisionen generiert, wenn diese Dienstleistungen über die BHG-Plattform in Anspruch genommen werden.

Die Investitionsrenditen der externen Wachstumsstrategie sind zufriedenstellend, wobei die Cash-Gewinne - oder freien Cashflows, hier ein besseres Maß für die Ertragskraft, da die Buchgewinne durch hohe Abschreibungen negativ beeinflusst werden - sich zwischen 2015 und 2019 verfünffacht haben, von 60 MSEK auf 300 MSEK, nachdem 1,3 Milliarden SEK für Erwerbe ausgegeben wurden.

Im Jahr 2018 leiteten die Private-Equity-Firmen FSN Capital und EQT - die zusammen 49% der ausstehenden Aktien halten - einen teilweisen Börsengang ein, um die Bilanz zu entlasten. Es folgten kleinere Aktienemissionen, und es werden wahrscheinlich noch weitere folgen, in der Absicht die Verschuldung zu reduzieren, die immer noch beim 3-fachen des bereinigten EBITDA liegt. Interessierete Investoren werden daher den Preis, zu dem diese neuen Aktien bewertet werden, genau im Auge behalten...

Die Gruppe wird derzeit mit dem 20-fachen des für das Jahr 2021 erwarteten Cashflows bewertet bzw. dem 13-fachen des EBITDA. Neuerwerbungen würden Analysten zweifellos dazu veranlassen, diese Aussichten zu erhöhen. Marktscreener stellt sich entsprechend auf und nimmt die BHG-Aktie in das Europa Portfolio auf.