Düsseldorf (Reuters) - Der Konsumgüterkonzern Henkel hat Preiserhöhungen bei seinen Kunden durchsetzen können und hebt nach einem Rekordumsatz im dritten Quartal seine Prognose für 2022 an.

Vor allem im Geschäft mit Klebstoffen konnte der Düsseldorfer Konzern zulegen. "Es gibt wohl kein Jahr in der jüngeren Henkel-Geschichte, in dem die Rahmenbedingungen insgesamt so schwierig waren", sagte Henkel-Chef Carsten Knobel am Dienstag und verwies auf steigende Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten. "Wir haben in diesem herausfordernden Umfeld auch im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2022 unseren Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt und einen Konzernumsatz von rund sechs Milliarden Euro erzielt, das ist ein neuer Höchstwert für einen Quartalsumsatz."

An der Börse legte der Dax-Wert nach anfänglichen Abschlägen leicht zu. Am Mittag notierten die Papiere bei 63,58 Euro rund 0,5 Prozent im Plus. "Die organische Umsatzentwicklung ist unerwartet stark ausgefallen", kommentierte DZ Bank-Analyst Thomas Maul. Die Prognoseanhebung sei jedoch keine "größeren Überraschung."

Der Hersteller von Pritt und Persil erwartet nun im Gesamtjahr ein organisches Umsatzwachstum von sieben bis acht Prozent. Bislang war ein Plus von 5,5 bis 7,5 Prozent in Aussicht gestellt worden. Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit-Marge) werde nun in einer Bandbreite zwischen zehn und elf Prozent (vorher: neun bis elf Prozent) erwartet.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz vor allem dank florierender Geschäfte der Klebstoffsparte um 11,3 Prozent auf rund sechs Milliarden Euro. Die Klebstoffsparte - die größte des Konzerns - wies dabei ein organisches Umsatzplus von 16,8 Prozent aus. Auch bei den Waschmitteln mit Marken wie Weißer Riese, Perwoll oder Pril lief es rund, hier profitierte Henkel ebenfalls von höheren Preisen für seine Produkte.

Die Konsumgüterkonzerne ächzen unter steigenden Kosten für Material, Energie und Logistik. Sie erhöhen im Gegenzug die Preise für ihre Produkte und steigern damit die Erlöse. Auch Konkurrenten wie Beiersdorf oder Unilever hatten zuletzt ihre Umsatzziele angehoben. Beiersdorf rechnet für 2022 mit einem organischen Wachstum in einer Spanne von neun bis zehn Prozent.

UMBAU GEHT SCHNELLER VORAN ALS GEPLANT

Henkel befindet sich im Umbau, Konzernchef Knobel legt das kriselnde Kosmetikgeschäft mit der Waschmittelsparte zusammen. Er will mit der neuen Sparte mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Euro Henkel schlagkräftiger machen - aber auch die Kosten drücken. Der Umbau gehe schneller voran als geplant, sagte Knobel. Er bekräftigte, dass weltweit 2000 Stellen gestrichen würden, in Deutschland bis Ende kommenden Jahres 300.

Henkel zieht sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus Russland und Belarus zurück. Bis zum Jahresende wollen die Düsseldorfer Russland den Rücken kehren. Henkel hatte zuletzt über reges Interesse an seinen Aktivitäten dort berichtet. Vertragsreif seien die Verhandlungen aber noch nicht. Erst dann werde der Verkauf bei den russischen Behörden angemeldet, erklärte Finanzvorstand Marco Swoboda.

(Bericht von Matthias Inverardi und Anneli Palmen redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)