Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Beiersdorf dürfte im dritten Quartal weiterhin vom Rückenwind der Nach-Covid-19-Erholung und verstärkter Reisetätigkeit im Sommer profitiert haben. Besonders in den Sparten Sonnenschutz, Deo, Lippen-, Haut- und Körperpflege aber auch bei der Schweizer Exklusivkosmetikmarke La Prairie dürfte dies spürbar und auch von deutlichen Preiserhöhungen begleitet gewesen sein. Allerdings liegt das Augenmerk bereits darauf, dass ab dem vierten Quartal dieser Rückenwind stoppen und aufgrund schmalerer Budgets die Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Handel härter werden dürften. Vor allem in Westeuropa besteht das Risiko vorübergehender Auslistungen im Ladenregal, zum Beispiel bei Nivea. Margendruck dürfte das Erreichen der Margenziele ab 2023 erschweren.

Beiersdorf wird voraussichtlich am Donnerstag, den 27. Oktober, vorbörslich die Ergebnisse für die ersten neun Monate veröffentlichen. Was für Anleger wichtig wird:


QUARTAL: In den Sommermonaten dürften die Sonnenschutzmarken wie Nivea Sun, Coppertone und Eucerin Sun deutlich nachgefragt worden sein, aber auch La Prairie, das vor allem über Reise-Shops, unter anderem an Flughäfen, verkauft wird. Die Analysten von UBS rechnen bei Nivea, den Derma-Marken Eucerin und Aquaphor sowie La Prairie im Quartal mit Wachstumsraten von mehr als 10 Prozent. Der US-Markt, aber auch Schwellenländer, zum Teil Europa und sogar China, sollten sich gut entwickelt haben.


GESAMTJAHR/MARGENDRUCK: Man darf gespannt sein, ob die seit Juni optimistischere Umsatzprognose für den Konzern und das Segment Consumer auch nach neun Monaten bestätigt wird. Unter den Analysten mehren sich die Stimmen, die ab dem vierten Quartal mit erheblichem Margendruck für Konsumgüterhersteller wie Beiersdorf rechnen.


AUSLISTUNGEN? Auch Lücken in den Regalen könnte es geben - nicht wegen Hamsterkäufen wie zu Beginn der Corona-Maßnahmen sondern durch Auslistung infolge des Preiskampfes zwischen Konsumgüterherstellern und den Handelskonzernen. Die Hersteller wollen höhere Preise durchsetzen angesichts gestiegener Inputkosten bei Rohstoffen, Vorprodukten und Energie. Zeitlich überschneidet sich das mit Kosteninflation und schmalen Budgets bei den Konsumenten, die ihr Geld zusammenhalten angesichts unsicherer Aussichten für die weitere Entwicklung bei den auch für sie rasant steigenden Energiekosten. So stemmen sich die Händler gegen Preiserhöhungen, um keine Kunden zu verlieren. Und reagieren teilweise mit temporären Auslistungen. Im Lebensmittelhandel geschieht dies bereits, dem Handelsblatt zufolge fehlen je nach Supermarktkette diverse Produkte wie Coca-Cola, Kellogg's Cornflakes, Ritter Sport, Jacobs Kaffee, Snickers, Frolic und Whiskas. So eine Entwicklung könnte auch Nivea treffen. Die UBS-Analysten erinnern daran, dass Beiersdorf sich vorgenommen hat, den größten Teil der Kosteninflation 2022 über Preiserhöhungen zu kompensieren.


MITTELFRISTZIELE: Dem neuen Management unter CEO Vincent Warnery trauen die Investoren einiges zu. Beiersdorfs seit dem Kapitalmarkttag im Juni gültiges Mittelfristziel, ab 2023 die EBIT-Marge im Consumer-Geschäft um mindestens 50 Basispunkte pro Jahr zu steigern, halten aber zumindest die UBS-Analysten schon jetzt für "übermäßig ambitioniert".

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum Neunmonatszeitraum und Gesamtjahr 2022:


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.                              PROG  PROG 
9MON                           9M22  ggVj   9M21 
Umsatz Konzern                6.597  +15%  5.759 
Umsatz Consumer               5.363  +16%  4.606 
Umsatz Tesa                   1.249   +8%  1.153 
 
.                              PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj22  ggVj  Zahl  Gj21 
Umsatz Konzern                8.730  +14%    17 7.627 
Umsatz Consumer               7.048  +15%     3 6.129 
Umsatz Tesa                   1.625   +8%     3 1.498 
Organisches Wachstum Konzern    8,8          7   9,7 
Organisches Wachstum Comsumer   9,5          4   8,8 
Organisches Wachstum Tesa       5,3          4  13,6 
EBIT vor Sondereffekten       1.144  +15%    17   993 
Ergebnis nach Steuern           798  +22%    17   655 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   795  +25%    13   638 
Ergebnis je Aktie              3,53  +26%    19  2,81 
Dividende je Aktie             0,71   +1%    17  0,70 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, organisches Wachstum in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset - 9M22 kumuliert (1H22 rep + 3Q22 Schätzungen)

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/sha

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October 26, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)