Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker ließ den Kapitalmarkt am Mittwoch wissen, der Hamburger Konsumgüterkonzern sei gut aufgestellt für die Zeit unter seinem Nachfolger. Darüber hinaus wollte sich De Loecker, der den MDAX-Konzern zum 30. Juni verläßt, in Telefonkonferenzen mit Investoren und Journalisten am Rande der Quartalsergebnisse nicht zu den Motiven für seinen plötzlichen Rückzug von der Spitze nach nur zweieinhalb Jahren äußern. Beiersdorf hatte am Dienstagabend den Weggang verkündet. Zum 1. Mai rückt Vincent Warnery ans Steuer, derzeit verantwortlich für den Geschäftsbereich Pharmacy & Selective mit den Marken Eucerin, Hansaplast und La Prairie sowie das Nordamerikageschäft.


   De Loecker sieht guten Zeitpunkt für Rückzug 

Das Unternehmen sei stark aus der Covid-19-Krise herausgekommen, so De Loecker in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir sehen den Turnaround im ersten Quartal in unseren Ergebnissen", "sind gut aufgestellt für eine gute Entwicklung im zweiten Quartal", und wir "gewinnen weiter Marktanteile", sagte der CEO. Die von ihm 2019 angestoßene Care+-Strategie greife und werde sich weiter entwickeln.

"So bin ich zu dem Schluss gekommen, für mich, dass es der richtige Moment ist für eine Änderung", sagte De Loecker, 53. Zudem sei durch seinen Nachfolger Warnery Kontinuität sichergestellt. Warnery, seit 2017 Vorstandsmitglied, habe mit ihm eng bei der Entwicklung der Care+-Strategie zusammengearbeitet.

Ähnlich hatte sich De Loecker am Dienstagabend in einem Mitarbeiterbrief geäußert, in den Dow Jones Newswires Einblick hatte. "Nach reiflichen Überlegungen in den letzten Wochen und nachdem ich miterlebt habe, wie gut wir aus der Covid-Krise herausgekommen sind, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, weiterzumachen und zum 30. Juni 2021 aus dem Vorstand auszuscheiden", schrieb De Loecker an die Mitarbeiter. Nach 30 Jahren in der Branche wisse er, dass es die richtige Entscheidung sei.

In der Telefonkonferenz mit Journalisten betonte De Loecker, es sei seine Entscheidung gewesen, sich zurückzuziehen. Bereits beim Start als CEO Anfang 2019 habe er gesagt, wenn man erfolgreich ist, sei die Zeit reif für Änderungen. Der Aufsichtsrat unterstütze die von ihm 2019 eingeführte Care+-Strategie, sonst hätte der Konzern sie "so mit dieser Vehemenz und Konsequenz nicht machen können".


   De Loeckers Care+-Investitionsprogramm trägt erste Früchte 

De Loecker kündigte Anfang 2019 ein Investitionsprogramm in Beiersdorfs Segment Consumer an, das für 80 Prozent des Umsatzes steht. Care+ soll den Konzern langfristig wettbewerbsfähig im rapiden Wandel der Branche machen. Die Investitionen in das Programm wurden Anfang 2021 noch einmal aufgestockt. Care+ ist angelegt auf eine Stärkung der Präsenz in Wachstumsmärkten wie China, den Bereich Hautpflege, Beschleunigung der Digitalisierung und Innovationen. Im Bereich Nachhaltigkeit kam der Konzern voran bei der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei Produkten und Verpackungen und im Bereich Naturkosmetik. Unter De Loecker erwarb Beiersdorf 2019 die US-Sonnenschutzmarke Coppertone von Bayer - die erste Akquisition in vielen Jahren. Nur die Dividende blieb weiter stabil bei 70 Cent je Aktie, seit 2009 unverändert.

Im ersten Quartal steigerte Beiersdorf den Online-Umsatz im Segment Consumer um mehr als 70 Prozent zum Vorquartal, auf online entfiel De Loecker zufolge ein "hoher einstelliger Prozentsatz" am Gesamtumsatz. Der Kernmarke Nivea gelang mit einem organischen Umsatzwachstum von 0,5 Prozent eine Trendwende. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte der Konzern.

Warnery, 52, sagte, er wolle die Strategy Care+ weiterführen. "Ich bin überzeugt davon, dass wir mit unserem Fokus auf Digitalisierung, Wachstumsmärkte und Nachhaltigkeit die richtigen Antworten auf die Fragen und Erwartungen unserer Konsumentinnen und Konsumenten gefunden haben. Er freue sich darauf, "in meiner neuen Rolle Beiersdorf in diesen außergewöhnlichen Zeiten führen zu dürfen". Warnery, der nach Stationen bei Procter & Gamble, L'Oreal und Sanofi zu Beiersdorf stieß, hat einen Vertrag bis zum 31. Januar 2027.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com

DJG/uxd/sha

(END) Dow Jones Newswires

April 28, 2021 10:59 ET (14:59 GMT)