LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Für Analysten wenig überraschend hat der britische Konsumgüterkonzern Unilever am Donnerstag wegen gestiegener Rohstoffkosten seinen Margenausblick für das Gesamtjahr gesenkt. Anleger jedoch reagierten vergrätzt. Viele zogen die Reißleine und verkauften.

Dabei gerieten nicht nur die Unilever-Aktien selbst unter Druck, sondern vielerorts wurden auch die Papiere der Konkurrenten abgestoßen. Letztlich sackte so die gesamte Haushalts- und Konsumgüterindustrie bis zur Mittagszeit als einzige Branche mit Verlusten an das Ende des insgesamt 19 Sektoren umfassenden Branchentableaus ab und gab um 0,6 Prozent nach.

Die Papiere von Unilever büßten im London zugleich 5,3 Prozent auf 4073,28 Pence ein. Da halfen auch die etwas besser als von Analysten im Schnitt erwartet ausgefallenen Quartalszahlen kaum. Reckitt Benckiser verloren 2,8 Prozent, in Paris sanken Danone um 1,4 Prozent und in Zürich wurden Nestle mit minus 1,3 Prozent in Mitleidenschaft gezogen.

Hierzulande ging es für die Anteile von Beiersdorf um 1,2 Prozent auf 100,25 Euro abwärts. Henkel zeigten sich im freundlichen Gesamtmarkt mit minus 0,3 Prozent auf 86,36 Euro noch am stabilsten.

Die meisten Analysten lobten die Zahlen von Unilever zum zweiten Quartal und zeigten sich zugleich kaum überrascht von den Konzernaussagen über die eingetrübte Profitabilitätserwartung für 2021. Angesichts der Unsicherheit über die Rohstoffpreisentwicklung waren die neuen Aussagen des Managements zur Ertragskraft laut Jefferies-Analyst Martin Deboo mehr oder weniger erwartbar.

RBC-Analyst James Edwardes Jones sagte sogar: Nachdem der britische Spirituosenhersteller Fever-Tree am Dienstag gewarnt habe, dass die Margenerwartungen für das Gesamtjahr deutlich zusammengedampft werden müssten, sei er mit Blick auf Unilever besorgt gewesen. Nun sei er jedoch beruhigt, denn Unilever habe eine bereinigte operative Marge auf etwa dem Niveau des Vorjahres in Aussicht gestellt. "Das ist zwar eine kleine Kappung im Vergleich zum vorangegangenen Ausblick, aber die durchschnittliche Analystenschätzung liegt bereits bei einer Ebit-Marge auf Vorjahresniveau von 18,5 Prozent."

Etwas kritischer dagegen äußerte sich Bernstein-Experte Bruno Monteyne. "Der Konflikt zwischen Margensteigerung und Wachstumsbeschleunigung bleibt im Zentrum der Unilever-Debatte", schrieb er. Die Wachstumskennzahlen seien solide gewesen und hätten die Erwartungen der meisten Analysten übertroffen. Wettbewerbsfähiges Wachstum bleibe die Priorität von Unilever. "Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sich zunehmend Margendruck bemerkbar macht", monierte er. Er bleibt daher skeptisch, was die Aussage des Managements über eine "in etwa auf Vorjahresniveau liegende Marge" betrifft. "Wir wissen bereits von anderen Unternehmen, dass daraus rasch ein Margenrückgang werden kann", sagte er und bekräftigte die Aktie auf "Underperform"./ck/nas/mis