Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Beiersdorf dürfte im dritten Quartal zumindest im Consumer-Segment weiter stark gewachsen sein. Nicht rütteln dürfte der Nivea-Hersteller aber an seiner erst im August moderat zum zweiten Mal angehobenen Umsatzprognose für das Gesamtjahr. Denn Anfang Oktober kamen mit dem Hamas-Angriff auf Israel weitere geopolitische Spannungen hinzu, die die makroökonomischen Unsicherheiten verstärkt haben und die Konsumentennachfrage möglicherweise weiter dämpfen. Bei Tesa belastet weiter das herausfordernde Umfeld.

Beiersdorf wird die Zahlen für die ersten neun Monate voraussichtlich am Mittwoch, den 25. Oktober, vorbörslich veröffentlichen.


   Was für Anleger wichtig wird: 

9 MONATE/3. QUARTAL - Die Drittquartalszahlen sind weiterhin schwer bei Beiersdorf herauszukristallisieren - der Hamburger DAX-Konzern berichtet nach wie vor primär die Neunmonatszahlen und stellt Quartalszahlen nur vereinzelt in der Investorenpräsentation heraus.

Aber die Analysten haben ihre Modelle rechnen lassen. Warburg beispielsweise kalkuliert im Segment Consumer im Quartal mit einem weiteren organischen Umsatzplus von 14 Prozent, nach 14,9 Prozent im zweiten und 14,8 Prozent im ersten Quartal. Die Analysten von Jefferies sind mit 10,2 Prozent etwas pessimistischer. Die Wachstumsdynamik bei Nivea und den Hautpflege-(Derma-) Marken kompensiert weiterhin die Schwäche bei der Luxuskosmetikmarke La Prairie. Auch wenn Warburg zufolge Nivea nicht mehr die "außerordentlich starken" Wachstumsraten des ersten Halbjahres (18,4 Prozent) bzw. zweiten Quartals (18,8 Prozent) aufweisen dürfte. Zum einen wegen eines Basiseffekts durch das ebenfalls starke Vorjahresquartal, zum anderen, weil der Effekt von Preissteigerungen nachlasse. Ebenfalls weiterhin zweistellig dürften die Hautpflegemarken Eucerin und Aquaphor gewachsen sein. Auch die Sonnenschutzprodukte dürften sich - je nach Wetterlage - weiter gut entwickelt haben.

Gespannt wird die Entwicklung bei La Prairie beobachtet, der Luxusmarke, die vor allem in Reisezentren verkauft wird. Das Erreichen des oberen Endes der Jahreszielspanne beim Umsatz Consumer hat Beiersdorf in Aussicht gestellt, sollte sich das Umfeld für Luxuskosmetikmarken verbessern. Im zweiten Quartal hatte La Prairie einen Umsatzrückgang von 7,5 Prozent. Ein Minus von 10 Prozent haben die Analysten von Warburg für das dritte Quartal ausgemacht.

Tesa dürfte im dritten Quartal weiter niedrig einstellig wachsen. Besonders die gedämpfte Nachfrage aus der Elektronikindustrie belastet das Kleb- und Dichtstoffsegment. Die Warburg-Analysten rechnen mit einem organischen Umsatzplus von 2 Prozent, nach 1,4 Prozent im zweiten Quartal und 1,2 Prozent im ersten Halbjahr.

GESAMTJAHR - Beiersdorf strebt seit August maximal ein niedriges zweistelliges organisches Umsatzplus auf Konzernebene und bei Consumer an. Die Analysten von Jefferies erachten auch diese Guidance für konservativ, sie halten 12,5 Prozent für erreichbar, der Marktkonsens liege bei 12,8 Prozent. Möglicherweise erweist sich bei Tesa das von Beiersdorf angepeilte Umsatzplus (mittlerer einstelliger Prozentbereich) als zu optimistisch. Bei der EBIT-Marge im Segment Consumer sieht wiederum Warburg Spielraum für Verbesserung in der Größenordnung 100 Basispunkte, also doppelt so viel wie das Beiersdorf-Management derzeit anpeilt (12,3 Prozent plus 50 Basispunkte).

AUSSAGEN ZUR DIVIDENDE - Beiersdorf dürfte der DAX-Konzern sein, der am längsten eine numerisch unveränderte Dividende ausschüttet - seit 2009 steht sie stabil bei 0,70 Euro je Aktie. Aber CEO Vincent Warnery, seit Mai 2021 an der Spitze, hat signalisiert, dass er möglicherweise Spielraum für Bewegung sieht. Die Analysten von Baader Europe argumentieren, dass eine höhere Dividende zum Beispiel der Kaffeekette Tchibo zugutekommen könnte, die den höchsten Verlust in ihrer Geschichte verbucht hat und Restrukturierungsmaßnahmen erfordert. Tchibo gehört den Mehrheitseignern von Beiersdorf, der Familie Herz.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum Neunmonatszeitraum und Gesamtjahr 2023:


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.                              PROG   PROG 
9MON                           9M23   ggVj   9M22 
Umsatz Konzern                7.280    +8%  6.730 
- Consumer                    6.016   +11%  5.440 
 
.                              PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj23   ggVj  Zahl   Gj22 
Umsatz Konzern                9.516    +8%    13  8.799 
- Consumer                    7.860   +10%     2  7.131 
Organisches Wachstum           11,2     --     2   10,2 
EBIT vor Sondereffekten       1.297   +12%    13  1.158 
Ergebnis nach Steuern           903   +17%    13    771 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   901   +19%     9    755 
Ergebnis je Aktie              3,98   +20%    15   3,33 
Dividende je Aktie             0,79   +13%    12   0,70 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, organisches Wachstum in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset - 9M23 kumuliert - 3 Schätzungen (3Q23 Schätzungen + 1H23 berichtet)

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/sha

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October 23, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)