Prof. Klaus Josef Lutz

Hauptversammlung der BayWa AG am 11. Mai 2021 / virtuell

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, sowie die Mitglieder des Aufsichtsrats, zur BayWa Hauptversammlung.

Bevor ich auf unsere erfreulichen Geschäftsergebnisse des letzten Jahres zu sprechen komme, möchte ich Ihnen noch kurz eine Einordnung zur politischen Lage in unserem Land geben.

Gerade als genossenschaftlich geprägtes Unternehmen steht die BayWa fest auf der Grundordnung unserer sozialen Marktwirtschaft. Dass die heutige Generation aufstrebender Politiker-Innen den historischen Ursprung dieser Grundordnung nicht so genau kennt, hat mich veranlasst, diesen Punkt heute bewusst anzusprechen.

Bei allem Respekt für die Leistungen der SPD - nicht diese Partei hat die soziale Marktwirtschaft erfunden, sondern die Union, und da maßgeblich Ludwig Erhard. 1949 tauchte der Begriff erstmals im CDU-Wahlprogramm auf. Die SPD bezeichnete das Konzept ein Jahrzehnt lang "als sinnloses Wort". Es wurde trotzdem eine großartige Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Der Wohlstand, der beginnend mit Konrad Adenauer in unserem Land seither geschaffen worden ist, basiert auf der Freiheit unserer Wirtschaft. Denn nur eine freie Wirtschaft kann erfolgreich sein, und nur eine erfolgreiche Wirtschaft kann Wohlstand verteilen. Größtmöglicher Wohlstand bei bestmöglicher sozialer Absicherung, das ist der Kern unseres Wirtschaftssystems. Die genaue Kenntnis der historischen Zusammenhänge sollte jeder haben, der höhere Ämter anstrebt. Grundkurs Politik und Wirtschaft.

Erlauben Sie mir den Sprung in die Gegenwart.

Vor einem Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, welche Beschleunigung die Corona-Krise für die Digitalisierung

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bringen wird. Doch die BayWa hat, wie viele andere Unternehmen, sehr schnell gelernt, digitale Errungenschaften zu nutzen. Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Pandemie zu meistern.

Wir können das Virus noch nicht besiegen, aber wir haben 2020 gelernt, mit ihm zu leben. Die beste Nachricht an dieser Stelle ist: COVID-19 hat uns als Nation nicht handlungsunfähig gemacht. Der Wissenschaft und der Industrie ist es gelungen, innerhalb kürzester Zeit Impfstoffe zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Die BayWa und ich persönlich haben uns sehr stark bei der Politik und in den Medien dafür eingesetzt, dass auch Betriebsärzte Impfungen durchführen dürfen. Dafür haben wir sogar ein eigenes Impfmobil, also eine mobile Impfstation, aufgebaut. Nicht zuletzt deshalb wurden wir von der Bayerischen Staatsregierung als eines von zehn Unternehmen ausgewählt, die an einem Pilotprojekt zur COVID-19-Schutzimpfung teilnehmen. Genau heute vor einer Woche konnten wir am Technikstandort Münchberg in Oberfranken damit beginnen, unsere Belegschaft zu impfen. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich bei der Bayerischen Staatsregierung, allen voran Ministerpräsident Markus Söder, und bei allen Kolleginnen und Kollegen, die dies in kürzester Zeit möglich machten. Innerhalb von vier Tagen haben wir 1000 Mitarbeiter geimpft und wir stehen für weitere Impfaktionen zur Verfügung.

Zurück zur deutschen Wirtschaft: Der Vorreiter, der First Mover, beim Thema Impfstoff - BioNTech - kommt, wie Sie wissen, aus Mainz. Ein deutlicher Beweis für die Innovationskraft und die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Aber was zeigt das? Der Staat ist auf die Mithilfe der Wirtschaft angewiesen. Denn meist sind es die Unternehmen, die den Wandel gestalten. Die Kraft der Wirtschaft sichert nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, sondern steigert auch die Arbeitsproduktivität sowie dadurch die Reallöhne. Nur so können wir die Schulden abtragen, mit denen die Corona- Pandemie unseren Staatshaushalt und die Sozialsysteme schwer belastet. Deutschland muss deshalb weiterhin Innovationstreiber sein und darf nicht auf dem Beifahrersitz

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Richtung Zukunft fahren. Andernfalls biegen wir in die

Verarmungsstraße ein.

Ich bin froh und dankbar, dass die Wirtschaftskraft Deutschland insgesamt trotz der Turbulenzen keinen Strömungsabriss erfahren hat. Wir reden von einer Delle, nicht von einem Absturz. Die positive Energie und die Schaffenskraft in den Betrieben, die sich während der Pandemie vervielfacht haben, bleiben hoffentlich dauerhaft erhalten.

Eines verspreche ich Ihnen: Wir als BayWa und ich persönlich werden alles daransetzen, den Wandel in diesem Land auch künftig spürbar zu gestalten. Als Grundversorger werden wir uns in unseren Kernsegmenten Energie, Agrar, Bau und dem Entwicklungssegment Innovation und Digitalisierung allen aktuellen Herausforderungen stellen. Die neue Strategie heißt Nachhaltigkeit - dazu gleich mehr.

Jetzt erst einmal wie angekündigt zum Jahr 2020: Für die BayWa war das abgelaufene Geschäftsjahr in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr, auf das alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerordentlich stolz sein können.

Die strategische Ausrichtung des Konzerns, die wir vor nunmehr 13 Jahren begonnen haben, ist eine Erfolgsgeschichte, die sich - allen coronabedingten Widrigkeiten zum Trotz - in unserer Bilanz immer deutlicher spiegelt.

Und das ist keine Selbstverständlichkeit! Im vergangenen Jahr ist Deutschlands Wirtschaft um fünf Prozent geschrumpft. Der BayWa ist es - entgegen diesem Trend - gelungen, 2020 das beste Ergebnis in ihrer fast hundertjährigen Unternehmensgeschichte zu erzielen.

Der Umsatz erhöhte sich auf knapp 17,2 Mrd. Euro. Viel bedeutender ist aber: Dank einer Steigerung um 14,2 Prozent auf 215,2 Mio. Euro vor Zinsen und Steuern konnte die BayWa das beste operative Ergebnis (EBIT) aller Zeiten verbuchen.

Die konkrete Entwicklung der einzelnen Segmente werde ich Ihnen gleich noch detailliert erläutern.

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Sehr geehrte Damen und Herren, die Anerkennung für das insgesamt herausragende Ergebnis der BayWa im Jahr 2020 gebührt ausdrücklich allen 23 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Konzerns weltweit. Sie alle haben unter erschwerten Bedingungen hervorragend gearbeitet.

Ein guter Teil unseres Erfolges fußt auch auf unseren genossenschaftlichen Wurzeln und dem Ruf von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zur gegenseitigen Hilfe auf "Treu und Glauben", dem wir uns aus Überzeugung verbunden fühlen - nach innen und nach außen. Ohne verlässliche Partner auf allen Seiten ist kein Erfolg nachhaltig.

Gemäß unserem Leitgedanken "Verbundenheit schafft Erfolg." unterstützen wir seit Beginn der Pandemie verstärkt kleine und mittelständische Firmen aus unserem Partner- Netzwerk, die wirtschaftlich besonders stark unter der Corona-Pandemie leiden, mit der gezielten Vergabe von Aufträgen. Auch das ist für mich unternehmerische Verantwortung. Eines dieser Unternehmen ist beispielsweise GenussZeit, unser Kantinenbetreiber hier in der Münchner BayWa Zentrale.

In der Öffentlichkeit wird der Begriff "Nachhaltigkeit" oft auf Klima- und Umweltschutz reduziert. Das ist zwar ein wichtiger Teil, aber in diesem Begriff steckt weitaus mehr. Neben der Ökologie sind dies auch Ökonomie und Soziales. Wir als BayWa treiben Nachhaltigkeit in diesen drei Kategorien seit Jahren voran. Wie erfolgreich wir damit sind, erzähle ich Ihnen gleich, wenn ich auf die Geschäftsfelder zu sprechen komme.

Ich kündige Ihnen heute an, dass wir Nachhaltigkeit zum Kern und Hauptthema unserer Konzernstrategie machen werden und ich sage Ihnen auch, warum:

Die politischen Rahmenbedingungen und die Regulatorik werden es künftig für jedes Unternehmen notwendig machen, sich in Sachen Nachhaltigkeit weiter zu entwickeln bzw. sich neu aufzustellen. Wir haben hier bereits einen Vorsprung. Und trotzdem werden wir zeitnah jede einzelne Investition auf ihre Zukunftsfähigkeit im Sinne eines nachhaltigen Konzerns überprüfen.

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Wer von Ihnen unseren jüngst erschienenen Nachhaltigkeitsbericht gelesen hat, der wird erkannt haben, dass die Themen Umwelt, Klimaschutz, soziales Engagement und Nachhaltigkeit für uns keine Feigenblätter sind, um Kritiker ruhigzustellen.

Ein Beispiel. Unser erstes Klimaziel haben wir bereits Ende 2020 erreicht: den Strombedarf des Konzerns zu 100 Prozent aus regenerativen Energien zu decken. Zugleich sinkt unser Energieverbrauch noch schneller als ursprünglich geplant. Dasselbe gilt für die Emissionen von Treibhausgasen, die die BayWa verursacht.

Eine aktuelle Nachricht möchte ich zu dem Thema noch herausstellen, da sie uns alle mit Stolz erfüllt: Die Vereinten Nationen haben die BayWa gerade im internationalen Klima- Ranking in den Kreis der 50 Sustainability & Climate Leader gewählt - der Lohn für vielfältige Innovationen in diesem Bereich, die wir weltweit entwickelt und marktreif gemacht haben.

Im Jahr 2009 war Greta Thunberg sechs Jahre alt. In diesem Jahr haben wir die BayWa r.e. gegründet Mit einem Umsatz von 2,5 Mrd. Euro und einem operativen Ergebnis von 111 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2020 hat sich das Geschäftsfeld Regenerative Energien zu einer tragenden Säule des BayWa Konzerns entwickelt. Im Jahr 2021 haben wir einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt vollzogen: Um die an den Märkten für erneuerbare Energien bestehenden Wachstumspotenziale schneller wahrnehmen zu können, haben wir die BayWa r.e. renewable energy GmbH Ende März in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sie firmiert seitdem unter BayWa r.e. AG. Vorausgegangen war eine Kapitalerhöhung bei der BayWa r.e., bei der die Energy Infrastructure Partners AG, EIP, 530 Mio. Euro neues Kapital eingebracht und sich so mit 49 Prozent an der BayWa r.e. beteiligt hat. Mit dieser verbreiterten Kapitalbasis soll das Projektgeschäft kurzfristig deutlich ausgeweitet werden. Daneben ist der Aufbau eines Portfolios eigener Solar- und Windparks mit einer Kapazität von 3 Gigawatt für die Eigenvermarktung von Strom als Independent Power Producer, IPP, zur Generierung stabiler Cashflows

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BayWa AG published this content on 10 May 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 11 May 2021 12:39:02 UTC.